Details

Autor Graeber, David
Verlag Klett-Cotta
Auflage/ Erscheinungsjahr 9. Druckaufl., 2021; 27.04.2012
Format 23,2 × 16,1 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 536 Seiten
Abbildungen 2 Abbildungen u. diverse Grafiken
Gewicht 880
ISBN 9783608947670

»Es gibt gute Gründe dafür, dass der Kapitalismus bald nicht mehr existieren wird, vielleicht wird sogar die nächste Generation ihn nicht mehr erleben.« (David Graeber)

Zu diesem Buch

Seit der Erfindung des Kredits vor 5000 Jahren treibt das Versprechen auf vorfristige Rendite und alsbaldigen Nutzen Menschen und ganze Völker in die Abhängigkeit: Angefangen beim kleinen „Verbraucher“, der sich für meist konsumtive Anschaffungen ohne Aussicht auf Werterhalt und betriebswirtschaftlichen Nutzen oder gar Mehrwert nicht selten ver- oder gar überschuldet, bis hin zu ganzen Volkswirtschaften, die sich nach der gleichen schlichten Denkungsart – jetzt konsumieren, später irgendwann zahlen – unter die Knute begeben und zu Zinssklaven werden: Menschen, die etwa für ihren Fetisch ›Automobil‹ sich und ihren Familien große Teile des verfügbaren Einkommens entziehen, indem nicht selten irrational überdimensionierte und im Hinblick auf den (familien-)betriebswirtschaftlichen Nutzen überteuerte Gefährte angeschafft werden, die, kaum daß das Abstottern begonnen hat, längst einem dramatische Wertverfall ausgesetzt sind. Analog unser Staat, der seit den 80er Jahren ununterbrochen und von Jahr zu Jahr wesentlich mehr Geld ausreicht, als durch Steuern und Abgaben eingennommen werden. (Der Schuldenstand des Bundes betrug 1968 umgerechnet knapp 80 Mrd. €, aktuell steht dieser bei über 2100 Mrd. €, wobei die Risiken für diverse „Banken- und Euro-Rettungsschirme“, ebensowenig wie künftige Pensionszahlungen der Beamtenschar in schwindelerregender Höhe bei diesem Überziehungsstand schon „eingepreist“ wären …

Seit den 80er Jahren und u. W. auch davor hat der Bund noch nie auch nur eine DM / einen EURO seiner (unserer) Schulden getilgt. Die ständig neue aufgenommenen Kredite und aufgelegten Anleihen dienen inzwischen ausschließlich der Ablösung alter Verbindlichkeiten aus ehedem empfangenen Kreditzuflüssen und der Ruhigstellung der Gläubiger durch pünktliche Ausschüttung der Zinsen. Derzeit müssen wir Steuerzahler jährlich über 60 Mrd. € an Zinsen allein für Bundesschulden an die Kapitalgeber ausreichen. Es findet demnach nicht nur seit langem eine systematische Selbstausplünderung des Gemeinwesens, vielmehr eine fortgesetzte massenhafte Umverteilung von Ressourcen vom Steuerzahler als dem Souverän hin zu großen und größten Kapitaleignern, Fonds usf. statt.

Banal und unfassbar zugleich: Wäre das Land von verantwortlichen, weitblickenden und mit den Grundlagen von Zins- und Zinseszinsrechnung einigermaßen vertrauten Köpfen während der vergangenen 30 Jahre geführt worden, schwömme dieses Land geradezu im Gelde (vgl. auch www.staatsverschuldung.de)

Aus dem Inhalt

  1. Über die Erfahrung der moralischen Verwirrung
  2. Der Mythos vom Tauschhandel
  3. Ursprüngliche Schulden
  4. Gewalt und Wiedergutmachung
  5. Kurze Abhandlung über die moralischen Grundlagen ökonomischer Beziehungen
  6. Spiele mit Sex und Tod
  7. Ehre und Entwürdigung
  8. Kredit oder Edelmetall
  9. Die Achsenzeit
  10. Das Mittelalter
  11. Das Zeitalter der kapitalistischen Imperien
  12. 1971 – Der Anfang von etwas, das noch nicht bestimmt werden kann

Pressestimmen

»Wir stehen am Anfang eines ›grausamen Endspiels‹ oder am ›Anfang von etwas, das noch nicht bestimmt werden kann‹. Wie wir dahin kamen, darüber kann man in David Graebers furiosem und gelehrtem Buch Schulden viel lernen.« (Mathias Greffrath, Die Zeit, 16.05.2012)

»Graebers anthropologischer Blick auf die vergangenen 5000 Jahre offenbart hinter dem schlichten Begriff der ›Schulden‹ eine überaus dramatische Sozial-, ja Menschheitsgeschichte. Ihr Ausgang steht noch längst nicht fest.« (Andreas Zielcke, Süddeutsche Zeitung, 12.05.2012)

Über den Autor

David Graeber, geb. 1961 in den Vereinigten Staaten, unterrichtete bis zu seiner umstrittenen Entlassung 2007 als Anthropologe in Yale und lehrt seither am Goldsmith-College in London. Er ist bekennender Anarchist und Mitglied der ›Industrial Workers of the World‹. Sein Vater hat im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft, und er selbst hat fast zwei Jahre in einer direkte Demokratie praktizierenden Gemeinschaft auf Madagaskar gelebt. Graeber ist ein Vordenker der Occupy-Bewegung.

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