Details

Autor Becker, Stephan
Verlag edition diskord
Auflage/ Erscheinungsjahr 1990
Format 20,8 × 13,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 173 Seiten
Gewicht 240
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-003044_AC

Zu diesem Buch

"In der vorliegenden Arbeit schreibe ich über verschiedene implizierte Vorraussetzungen meiner Beiträge zur Theorie der Technik der Behandlung psychotischer Patienten während der letzten zehn Jahre; dann entfalte ich die psychoanalytischen Konzepte Melanie Kleins und Winfried Bions; die für meine Arbeit mit psychotischen Patienten wesentlich sind, um dann zu speziellen Theorien der Behandlung psychotischer Patienten zu gelangen. Die Theoriesprache, die ich gebrauchte, ist eine, die keinen prinzipiellen Unterscheid zwischen der Psychoanalyse von Erwachsenen, Adoleszenten und Kindern macht. Im Hinblick auf Erwachsene ist die von mir vertretene Theoriesprache eine, die wesentlich den Standpunkt verrtritt, daß wir mehr Kinder- und Adoleszenten-Psychoanalyse für Erwachsene brauchen, als dies aus der Perspektive der sogennanten Standard-Technik als sinnvoll imponiert." - Stephan Becker

Aus einer Rezension

"Nur wenige wagen sich an die psychoanalytische Erkundung der Psychosen und nirgendwo wird der Riß im vielbeschworenen Junktim zwischen Heilen und Forschen schmerzlicher empfunden. Um aber die in dieser Verknüpfung enthaltene Anwartschaft einzulösen - die Praxis ist heilsam wegen der Wahrheit der in ihr zutage geförderten Erkenntnisse - , muß geklärt werden, »inwiefern die Technik die Theorie beeinflußt hat und inwieweit die beiden einander gegenwärtig fördern oder behindern« (Freud). Leider mißlang der Psychoanalyse in den vergangenen Jahrzehnten trotz größter Bemühungen und unzweifelhafter Fortschritte jeder Entwurf einer systematischen, ätiologischen Theorie der psychotischen Erkrankungen. Von Grund auf unvereinbare Konzepte, die von biologischen Spekulationen über Phantasien vom prä- und perinatalen Leben bis zur Annahme genetisch frühester Objektbeziehungen mit hochkomplexen Abwehrmechanismen und Angstinhalten reichen, führen unbeschwert von Widersprüchen ein scheinbar friedvolles Zusammenleben. Auch die Theorie und Praxis der Behandlungsführung, die neben glänzenden Erfolgen vor allem die Ausweglosigkeit und Resignation kenntlich machte, ist weit vom Ziel standardisierbarer Empfehlungen entfernt. Gänzlich ungelöst zeigt sich die Frage nach dem konkreten Zusammenwirken von Theorie und Technik. Obwohl gerade im Falle der Psychosen eine klar definierte Vorgehensweise unerläßlich scheint, muten viele der wenigen veröffentlichten Fallberichte wie mystische Vorgänge an, was anscheinend weniger der Vorliebe der Psychoanalytiker für Okkultismus als der Verworrenheit der klinischen Phänomene zuzuschreiben ist.

Angesichts dieser wenig hoffnungsvollen Situation wagt S. Becker, Psychoanalytiker und Gründer des Vereins für psychoanalytische Sozialarbeit in Tübingen, einen neuen Anlauf, die Verknüpfung von Heilen und Forschen für die Psychosen zu klären (S. 24ff.). Zur anfänglichen Neugier des Lesers tritt bald die erste Ernüchterung: Der Titel verspricht Material zur Psychosenbehandlung; auf ca. 170 Seiten werden dann aber einer einzigen Kasuistik ausgedehnte Überlegungen zur Wissenschaftstheorie und zu klinischen und behandlungstechnischen Konzepten vorangestellt. Weil der Autor die überragende Bedeutung der Frage nach dem logischen Status des Objekts für seinen Untersuchungsgegenstand kennt, bemüht er sich im erkenntnistheoretischen Teil der Arbeit um Klärung des wissenschaftlichen Stellenwertes der Objektbeziehungspsychologie und definiert sie als hermeneutische Sozialwissenschaft. Zur Begründung erörtert Becker in einem einzigen Kapitel Implikationen der Metapsychologie für die Theorie der Technik, Freuds Kulturtheorie, Lorenzers Tiefenhermeneutik, Einsteins Wissenschaftsbegriff, den Pragmatismus von Peirce, Kohuts Selbstpsychologie und den Begriff der Natur! Trotz dieser gewaltigen Anstrengung gelingt es ihm aber nicht, die entscheidende Frage befriedigend zu diskutieren: »Wie läßt sich das Verhältnis von Objektrepräsentanz und repräsentiertem Objekt denken?« (S. 76)."    Thomas Müller in der: PSYCHE. 1/1992, S.91-93

Der Autor

Stephan Becker (* 26. Juni 1949 in Lindau; † 2. Juni 2019 in Hennef) war ein deutscher Psychoanalytiker und Autor. Becker war der Sohn von Hellmut Becker und Antoinette Becker und wuchs in Kressbronn am Bodensee auf, seine Schwester war die Psychoanalytikerin Sophinette Becker. Seine Frau war die Freinet-Pädagogin Ulrike Becker, die Schulleiterin der Refik-Veseli-Schule Berlin und außerplanmäßige Professorin an der Universität Potsdam.

Im Studium der Psychologie an der Universität Tübingen machte Becker Erfahrungen mit Bruno Bettelheim und Rudolf Ekstein, um Menschen, die sprachlos scheinen, ein Setting zu geben, in denen ihre „Symptome“ nicht pathologisch erklärt wurden, sondern ihrer Eigen-Art soviel Sinn zugesprochen wurde, dass wechselseitiges Sprechen möglich wurde. Dieser Ansatz einer psychoanalytischen Sozialarbeit, die nicht vom Heilen einer Krankheit, sondern von Hilfen in einer bio-psycho-sozialen Notlage ausgeht, war ein zentraler Aspekt seiner Arbeit zum Autismus mit Menschen, die wegen äußerst unsicherer psychischer Verfassung nur selbstbezüglich leben konnten. Neu war daran auch, dass er über die Ärzte hinaus das Pflegepersonal als Therapeuten einbezog.

Als diplomierter Psychologe arbeitete Becker seit 1975 in der Tübinger Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er gründete den Verein für Psychoanalytische Sozialarbeit in Tübingen und eine therapeutische Einrichtung in Rottenburg am Neckar. Sie ähnelten Bettelheims Sonia Shankman Orthogenic School. Anregungen erhielt er ferner durch die Supervision in der Kinder- und Jugendpsychiatrie von Reinhart Lempp in Tübingen. Dabei traf er sich mit dem Emigranten Ernst Federn aus den USA in gemeinsamen Ideen. (...) Nach 1990 wechselte Becker nach Berlin, um sechs Semester als Gastprofessor am Institut für Rehabilitationspädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin zu lehren. Gleichzeitig entstand auch dort ein Verein für Psychoanalytische Sozialarbeit, der sich zeitweise auch um Kinder und Jugendliche, die von seelischer Behinderung bedroht waren und Straßenkinder kümmerte." (Aus: Wikipedia, gekürzt)

Lieferbarkeit / Erhaltungszustand

Das Archiv der SFB verfügt über ein verlagsfrisches und folienverschweißtes Exemplar dieser Ausgabe; beim Verlag vergriffen.

Kaufoption

22,00 €

mit Rabatt für Stammkunden