Details

Autor Hemicker, Lorenz
Verlag Rowohlt Berlin
Auflage/ Erscheinungsjahr 15.04.2025
Format 20.5 × 12.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 256 Seiten
Gewicht 310
ISBN 9783737102179

| Ein persönlicher Erfahrungsbericht darüber, wie das Verbrechen eines SS-Offiziers die Nachgeborenen seiner Familie über Generationen hinweg prägt.

Zu diesem Bericht

Im Spätherbst des Jahres 1941 ermorden die SS und ihre Helfer über 27000 Juden im Wald von Rumbula. Die Gruben, in denen die Menschen erschossen werden, konstruiert der SS-Offizier Ernst Hemicker. Verurteilt wird er dafür nie. Lorenz Hemicker wächst Jahrzehnte später mit einer vagen Ahnung auf, welches Verbrechens sich sein Großvater schuldig gemacht hat. Er kennt nur ein paar Sätze, die sein Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Freundes- und Bekanntenkreis wiederholt. Als beide nach Lettland reisen wollen, um mehr über die Taten von Ernst Hemicker zu erfahren, stirbt der Vater unerwartet. Für Lorenz Hemicker wird diese Zäsur der Beginn einer jahrelangen Suche nach den Spuren seines Großvaters. Sie führt ihn an den Ort des Massakers, zu Überlebenden des Holocaust in Riga und in die Tiefen deutscher Weltkriegsarchive. Dabei entsteht das Bild eines Mannes, der – wie viele andere mit ihm – vom Jedermann zum Täter wird und dessen Taten seinen Sohn und seinen Enkel noch lange über seinen Tod hinaus wie ein Schatten begleiten.

Textprobe

"(...) Peter, mein Vater, starb am Mittwoch, dem 5. Oktober. Er wurde dreiundsiebzig Jahre alt. Die Arzte notierten einen Hirnschlag als Todesursache. Die Halsschlagader habe sich zugesetzt, hieß es, die Blutzufuhr in den Kopf nicht mehr funktioniert. Da sei nichts zu machen gewesen. Arzte sagen so etwas. Hinterbliebene finden sich mit solchen Erklärungen ab, oder sic hadern mit ihnen. Rückblickend weiß ich, dass mein Vater ein klassischer Risikokandidat war: zu schwer für seine Größe, jahrzehntelanger Raucher, er hatte kaum Sport getrieben und bis zuletzt mehr Stress auszuhalten gehabt, als es gesund für ihn gewesen wäre. Doch da war noch etwas.

Keine zwei Wochen vor seinem Tod hatte mich mein Vater in der Redaktion angerufen. Seine Stimme klang brüchiger als sonst. Er fragte mich, ob wir unsere Reise nach Riga noch einmal verschieben könnten. Seine Frage machte mich wütend. Was war in ihn gefahren? Ich ging mit dem Telefon am Ohr ins nächstbeste Treppenhaus. Ob er sich überhaupt vorstellen könne, wie viel Arbeit und Mühe ich in die Planung gesteckt hätte? Mein Vater wusste doch, was diese Reise bedeutete. Wir wollten uns der Vergangenheit stellen (...),"

Pressestimmen

"(...) Dürfte in seiner schonungslosen Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit zu den besten Arbeiten dieses Sujets gehören.(...)"

tageszeitung TAZ

"Es gibt Momente größter Intensität in Hemickers Erzählung (...) Ein notwendiges, ein wichtiges Buch."

in: Welt am Sonntag

Der Autor

Lorenz Hemicker wurde 1978 in Gummersbach geboren und ist im Sauerland aufgewachsen. In Aachen studierte er zunächst Architektur, dann Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre. Von 2008 bis 2014 war er Chef vom Dienst des sicherheitspolitischen Magazins «Loyal». 2014 wechselte er zur «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und schrieb seit 2017 in der Politikredaktion. Seit Juli 2023 ist er Chef vom Dienst vonFAZ.NET.

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