Details

Autor Van den Brouck, Jeanne (Pseudonym)
Herausgeber Dolto, Françoise (Hg.)
Verlag Klett-Cotta
Auflage/ Erscheinungsjahr diverse Aufl. 1981 / 1996 u. a.
Format 21,0 × 12,4 × 1,1 × cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover /Paperback
Seiten/ Spieldauer 131 Seiten
Gewicht 345
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-006410_MA

Zu diesem Buch

Hinter dem Pseudonym Van den Brouck verbirgt sich eine Pariser Psychoanalytikerin und Schülerin Sàndor Ferenczis, der zum engen Kreis um Sigmund Freud gehörte und einer der Begründer der psychoanalytischen Pädagogik war. Jeanne Van den Brouck hat in ihrem »Handbuch für Kinder mit schwierigen Eltern« Fälle aus ihrer jahrzehntelangen therapeutischen Praxis eingearbeitet.

Aus dem Vorwort der Autorin

"Ein paar allgemeine Vorbemerkungen:

Die Tendenz unserer Gesellschaft, die Rolle der Eltern bei der Empfängnis überzubewerten, hat mich befremdet. Es ist gewiß sehr wichtig, ob ein Kind erwünscht ist oder nicht; aber man darf deswegen doch die Tatsache nicht aus dem Blick verlieren, daß Eltern im Grunde genommen nur Vehikel sind. Ihre Rolle wird anderswo in der belebten Natur vom Wind, vom Wasser, von Schmetterlingen oder Insekten übernommen. Wesentlich ist, daß sich ein ausreichend unternehmungslustiger Samenfaden findet und eine Eizelle, die genügend entwickelt und empfänglich ist, um die Vereinigung zu akzeptieren und das gemeinsame Abenteuer zu wagen. Wir wissen, daß die überwältigende Mehrheit der Keimzellen sich dem absolut verweigert und nur eine winzige Minderheit den Aufbruch wagt. Auch ist es nicht selten, daß ein bereits zustande gekommener Fetus den Mut und die Nerven verliert, bevor er zur Reife gelangt ist. Andere springen im letzten Augenblick vom Zug und ziehen eine Totgeburt ihrer endgültigen Beteiligung am Wettrennen vor. Unermeßlich sind die Schäden, welche die Überbewertung seiner seelischen Verfassung im Geist eines unerfahrenen und naiven Erwachsenen anrichten kann.

Will das Kind seine Rolle als Erzieher richtig ausfüllen, dann muß es sich - je früher desto besser - über die folgende Tatsache Rechenschaft ablegen: Während seines ganzen fetalen Lebens durchleiden seine Eltern eine Zeit heftigster Gemütsbewegungen, in die ihre Wünsche verwickelt sind sowie verschiedene Personen, die ihnen auf die eine oder andere Weise wichtig sind, keinesfalls aber das Kind, denn dieses kennen sie noch nicht. Aber die Vorstellung, die sie sich von ihrem zukünftigen Kind machen, und der Platz, den sie ihm bereiten, hängen davon ab. Das Neugeborene wird viel Klugheit und Takt beweisen müssen, wenn es den Versuch unternimmt, in diese so bedeutsamen intimen Träumereien einzugreifen, um sie ganz allmählich zu verändern.

Die Erziehungsarbeit der ersten Monate ist das Wesentliche; aber auch das, was sich später abspielt, ist wichtig, und es kann sich, wie wir gesehen haben, über mehrere Jahrzehnte hinziehen.

Mit Hilfe seines Empfindungsvermögens und seiner Selbstkenntnis wird das Kind seine Eltern nach und nach dahin bringen, daß sie zunächst seine Existenz anerkennen, dann seine Persönlichkeit und schließlich seine körperliche, geistige und seelische Autonomie. Manche Kinder gehen weniger geschickt vor, nämlich indem sie versuchen, ihre Kraft zu beweisen und einen Bruch herbeizuführen. Ihr Charakter und die Umstände lassen ihnen zweifellos keine andere Wahl; aber ein solches Vorgehen hat für beide Seiten großes Leid zur Folge. Ich wünsche mir, daß dieses Buch dazu beitragen möge, solche Situationen soweit wie möglich zu vermeiden.

Aber selbst im günstigsten Fall verläuft die Entwicklung von Müttern und Vätern nicht ohne Schmerzen und Brüche. Jedem Schritt nach vorne entspricht eine ganze Leidensgeschichte, und ein verantwortungsbewußtes Kind sollte bemüht sein, sich das immer vor Augen zu halten. Das ist die allererste Voraussetzung jeglicher Art Vorbeugung. (...)"

Inhalt

  • Einführung 
  • Ein paar allgemeine Vorbemerkungen
  • Die unfreiwilligen Eltern
  • Eltern, die wollen, daß ihr Kind dies oder jenes tut
  • Die verlogenen Eltern
  • Die adoptierten Eltern
  • Kriminelle Eltern
  • Die »schönen« Eltern
  • Eltern auf großer Fahrt
  • Reiche Eltern und, als Variante, arme Eltern
  • Alte Eltern
  • Das sexuelle Leben der Eltern
  • Einige Bemerkungen zur Anatomie der Eltern
  • Hygiene und Körperpflege der Eltern
  • Die Eßgewohnheiten und die Kleidung der Eltern
  • Die elterliche Wohnung
  • Das berufliche Leben der Eltern
  • Die Entwicklung von Vater und Mutter
  • Wie Eltern sich selbst sehen
  • Die Aufgaben der Eltern
  • Die Erziehungsmittel
  • Kurze Literaturübersicht
  • Schlußbetrachtung
  • Nachwort
  • Die Autorin

Aus dem Vorwort der Autorin

Die Verfasserin des Vorwortes

Françoise Dolto wurde 1908 in Paris geboren. Sie war Ärztin und Psychoanalytikerin und Gründungsmitglied der Société Psychanalytique de Paris, Gründungsmitglied der Société Française de Psychanalyse und, zusammen mit Jacques Lacan, Mitbegründerin der berühmten Ecole Freudienne de Paris. Françoise Dolto war in Frankreich über Jahrzehnte hinweg so etwas wie eine Institution in Presse, Funk und Fernsehen, wo sie regelmäßig zu allen Fragen der Psychotherapie, insbesondere der Kindertherapie und der Erziehung, Stellung nahm. Sie starb 1989.

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Das Moderne Fachantiquariat verfügt von diesem beim Verlag bedauerlicherweise seit  Jahren nicht mehr lieferbaren Titel stets Exemplare in guter bis sehr guter Erhaltung aus den verschiedenen, seit der dt EA in 1981 erschienenen Auflagen.

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