Details

Autor Marcuse, Herbert
Verlag Ernst Klett Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 1957, dt EA
Format 21,0 × 14,0 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OLwd, mit geprägtem Titel
Seiten/ Spieldauer 268 Seiten
Gewicht 550
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010918_AQ

"Das Werk ist als Fortführung der von S. Freud in seinen Spätschriften (...) niedergelegten kultur- und sozialphilosophischen Gedankengänge anzusehen; es schließt sich in der Argumentation eng an Freuds Feststellungen an, versucht aber, gestützt auf die Schriften Freuds zur ´Metapsychologie` (...), aus der sich verändernden, zur totalen Automation tendierenden modernen Industriegesellschaft, aus der Freudschen Trieblehre Folgerungen zu ziehen, die dieser selbst aus verschiedenen Gründen nicht mehr entwickelt hat" (KNLL)

Zu dieser Arbeit des Autors

´Triebstruktur und Gesellschaft ist eines der bekanntesten Werke des deutsch-amerikanischen Soziologen und Philosophen Herbert Marcuse. Das Buch wurde 1955 in den USA unter dem Titel Eros and Civilization. A Philosophical Inquiry into Freud veröffentlicht; die amerikanische Ausgabe widmete er seiner 1951 verstorbenen Frau Sophie Wertheim. 1957 erschien die deutsche Übersetzung im Klett-Verlag unter dem Titel Eros und Kultur. Ein philosophischer Beitrag zu Sigmund Freud; 1965 veröffentlichte der Suhrkamp-Verlag diese Übersetzung unter dem veränderten Titel Triebstruktur und Gesellschaft. Ein philosophischer Beitrag zu Sigmund Freud. Der Autor versucht, aus der Philosophie Karl Marx' und der Psychoanalyse Sigmund Freuds eine an Horkheimer orientierte Synthese zu schaffen. Die Arbeit gehört zu den grundlegenden Werken der Kritischen Theorie. Im Rahmen der deutschen Studentenbewegung der 1960er Jahre wurde das Werk stark rezipiert.

Überblick: Der Essay Triebstruktur und Gesellschaft ist einerseits als Beitrag zu dem Projekt der kritischen Theorie zu verstehen, die analytischen Ergebnisse einer reflektierten marxistischen Gesellschaftskritik mit den Aussagen der psychoanalytischen Theorie zu verbinden, andererseits als eine direkte Antwort auf Freuds kulturtheoretischen Essay, Das Unbehagen in der Kultur. Marcuse betont in der Einleitung, dass der Zweck des Essays sei, „zur Philosophie der Psychoanalyse beizusteuern – nicht zur Psychoanalyse selbst.“

Ziel der Unternehmung war es, die Widersprüche moderner gesellschaftlicher Verhältnisse mittels einer dialektisch verfahrenden, die Tiefendimensionen unserer Kultur erfassenden Methode zu beschreiben und insbesondere den Zusammenhang zwischen Subjekt und Sozialität in einem theoretisch ambitionierten Verfahren zu erhellen. Andererseits versucht Marcuse auch, aus der kritischen Analyse des Gegebenen Möglichkeiten einer befreiten Gesellschaft und einer befreiten Subjektivität, mithin einen positiven Entwurf künftiger gesellschaftlicher Verhältnisse zu extrahieren, mit dem Anspruch, nicht eine Utopie zu formulieren, sondern in der Verfasstheit der gesellschaftlichen Wirklichkeit und des menschlichen Individuums selbst Ansätze einer künftigen Befreiung ausfindig zu machen. Marcuse entwarf darin eine Gesellschaft, in der der wirtschaftliche und soziale Fortschritt ermöglichen würde, Vernunft und Eros zu harmonisieren: Eros, Kultur, Kunst und das Glück der Menschen würden vitalisiert, repressive leidvolle Arbeit werde nicht mehr notwendig sein. (....)" - Gekürzt aus Wikipedia

Inhalt

Vorwort / Einleitung

Erster Teil: Unter der Herrschafl des Realitätsprinzips

I. Die verborgene Tendenz in der Psychoanalyse

  • Lustprinzip und Realitätsprinzip 
  • Genetische und individuelle Unterdrückung 
  • „Rückkehr des Verdrängten" in der Kultur 
  • Kultur und Mangel: Rationalisierung des Triebverzichts 
  • Die Erinnerung an Vergangenes als Vehikel der Befreiung

II. Der Ursprung des unterdrückten Individuums (Ontogenese)

  • Der psychische Apparat als eine dynamische Einheit von Gegensätzen 
  • Stadien in Freuds Triebtheorie 
  • Die gemeinsame konservative Natur der Primärtriebe 
  • Das mögliche Supremat des Nirwanaprinzips 
  • Es, Ich, über-Ich 
  • „Körper-werdung" der Psyche 
  • Reaktionärer Charakter des Ober-Ich 
  • Auswertung der Freudschen Grundkonzeption 
  • Analyse der Geschichtsdeutung in Freuds Psychologie 
  • Unterscheidung zwischen Unterdrückung und „zusätzlicher" Unterdrückung 
  • Entfremdete Arbeit und das Leistungs-prinzip 
  • Organisation der Sexualität: Tabus auf der Lust
  • Organisation der Destruktionstriebe 
  • Verhängnisvolle Dialektik der Kultur

III. Der Ursprung der unterdrücken Kultur (Phylogenese)

  • Die archaische Erbschaft des Einzelich 
  • Massen- und Einzelanalyse 
  • Die Urhorde: Aufstand und Wiederherstellung der Herrschaft 
  • Der zweifache Inhalt des Schuldgefühls 
  • Rückkehr des Verdrängten in der Religion 
  • Das Versagen der Revolutionen 
  • Wandel in den Urbildern des Vaters und der Mutter

IV. Die Dialektik der Kultur

  • Bedürfnis nach verstärkter Abwehr gegen Destruktion 
  • Die Forderung der Kultur nach Sublimierung 
  • Schwächung des Eros (Lebenstriebs); Freiwerden von Destruktivität 
  • Fortschritt in der Produktivität und in der Herrschaft
  • Verstärkte Kontrollen in der industriellen Zivilisation 
  • Abnahme des Kampfs gegen den Vater 
  • Depersonalisation des Überich, Schrumpfung des Ich 
  • Vervollständigung der Entfremdung 
  • Auflösung des herrschenden Realitätsprinzips

V. Philosophisches Zwischenspiel

  • Freuds Kulturtheorie in der Tradition der westlichen Philosophie 
  • Das Ich als aggressives und transzendierendes Subjekt 
  • Logos als Logik der Herrschaft 
  • Philosophischer Protest gegen die Logik der Herrschaft 
  • Sein und Werden: Dauer versus Transzendenz 
  • Die ewige Wiederkehr bei Aristoteles, Hegel und Nietzsche 
  • Eros als Wesen des Seins

Zweiter Teil: Jenseits des Realitätsprinzips

VI. Die historischen Grenzen des geltenden Realitätsprinzips

  • Veralten von Lebensnot und Herrschaft
  • Hypothese eines neuen Realitätsprinzips 
  • Die Triebdynamik auf nicht-repressive Kultur hin 
  • Problem der Verifizierung der Hypothese

VII. Phantasie und Utopie

  • Phantasie versus Vernunft 
  • Erhaltung der archaischen Vergangenheit 
  • Wahrheitsgehalt der Phantasie 
  • Das Urbild des Lebens ohne Unterdrückung und Angst 
  • Möglichkeit der echten Freiheit in einer reifen Kultur 
  • Notwendige Neudefinition des Fortschritts

VIII. Orpheus und Narziß: zwei Urbilder

  • Archetypen des menschlichen Daseins in einer freien Kultur 
  • Orpheus und Narziß versus Prometheus 
  • Mythologischer Kampf des Eros gegen die Tyrannei der Vernunft 
  • Versöhnung von Mensch und Natur in der sinnlichen Kultur

IX. Die ästhetische Dimension

  • Ästhetik als Wissenschaft von der Sinnlichkeit 
  • Versöhnung zwischen Lust und Freiheit, Trieb und Moral 
  • Ästhetische Theorie von Baumgarten, Kant und Schiller 
  • Elemente einer nicht-repressiven Kultur 
  • Umwandlung von Arbeit in Spiel

X. Die Verwandlung der Sexualität in den Eros

  • Die Abschaffung der Herrschaft 
  • Auswirkung auf die Sexualtriebe 
  • Selbstsublimierung der Sexualität in Eros 
  • Repressive gegen freie Sublimierung 
  • Das Auftauchen nicht-repressiver sozialer Beziehungen 
  • Arbeit als freies Spiel menschlicher Fähigkeiten 
  • Die Möglichkeit libidinöser Arbeitsbeziehungen

XI. Eros und Thanatos

  • Die neue Idee der Vernunft 
  • Libidinöse Moral 
  • Der Kampf gegen den Fluß der Zeit 
  • Wandel in der Beziehung zwi-schen Eros und Todestrieb

Epilog: Kritik des Neo-Freudianischen Revisionismus 

Der Autor

Herbert Marcuse, geboren am 19.Juli 1898 in Berlin, wird nach dem Militärdienst im 1. Weltkrieg für kurze Zeit Mitglied eines Soldatenrates in Berlin. Ab 1919 studiert er Literaturwissenschaft und Philosophie in Freiburg/Breisgau (u.a. bei Husserl und Heidegger). 1932 wird er Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und emigriert 1934 nach New York, wo er am Institute of Social Research tätig ist und Mitbegründer der Kritischen Theorie der Gesellschaft wird. Während des 2. Weltkriegs arbeitet Marcuse für den amerikanischen Geheimdienst, um die Kriegsanstrengungen der Aliierten gegen Nazideutschland zu unterstützen. Nach dem Ende des Krieges kehrt er nicht, wie Horkheimer und Adorno, nach Europa zurück, sondern lehrt an verschiedenen renommierten Universitäten der USA: An der Harvard University, der Brandeis University, der Princeton University, der University of California. Hier verfaßt er seine großen Werke 'Triebstruktur und Gesellschaft', 'Vernunft und Revolution', 'Der eindimensionale Mensch', die zu den grundlegenden Texten für die Studentenbewegung der sechziger und siebziger Jahre werden. Am 29. Juli 1979 stirbt Herbert Marcuse während eines Deutschlandaufenthalts in Starnberg.

Erhaltungszustand

Der Einband leicht berieben und lichtbedingt etwas aufgehellt; der untere Buchschnitt fleckig. Innen besonders gut erhalten und ohne Anmerkungen, Anstreichungen etc. Es handelt sich um ein regulär ausgesondertes Bibliotheksexemplar (Ärztebücherei der Bezirksärztekammer in Nord-Württemberg im Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart) mit den üblichen Stempeln, Eintragungen und Aufklebern. - Ein gutes und sammelwürdiges Exemplar dieser inzwischen seltenen Erstausgabe.

Kaufoption

145,00 €

mit Rabatt für Stammkunden