Details

Autor Sand, Shlomo
Verlag Unrast Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 12.03.2025
Format 21 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 228 Seiten
Gewicht 257
ISBN 9783897715165

Zu diesem Beitrag

Der renommierte israelische Historiker Shlomo Sand bietet mit diesem Buch einen komprimierten Überblick über die Idee des Binationalismus in der zionistischen Bewegung seit dem späten 19. Jahrhundert. Die frühen binationalen Zionisten traten für ein jüdisches kulturelles und geistiges Zentrum in Abstimmung mit den palästinensischen Araber:innen ein und warnten vor dem Ziel des politischen Zionismus eines Theodor Herzl, einen ausschließlich jüdischen ethnischen Nationalstaat schaff en zu wollen. Obwohl der Binationalismus nie eine politische Kraft von großem Gewicht war, ist er dennoch eine Option, die immer mehr Menschen anspricht, die sich für Gleichheit und Menschenrechte in Israel und in Palästina engagieren.

Weiterhin untersucht Shlomo Sand, inwieweit die Idee des Binationalismus im Denken einiger arabischpalästinensischer Intellektueller verfängt und findet dort diskutierenswerte Ansätze. Er ist sich dabei im Klaren, dass er eine Minderheitenposition sowohl in Bezug auf den jüdischen als auch den arabischen Mainstream vertritt. Nichtsdestotrotz argumentiert er angesichts der Alternativen von Vertreibung oder Apartheid ähnlichen Besatzungsverhältnissen dafür, Israel neu zu denken, denn die sog. Zweistaatenlösung hält er für ein vollkommen unrealistisches Feigenblatt der internationalen Politik. Neben den diskutierten Möglichkeiten eines binationalen Bundesstaates oder eines einheitlichen säkularen demokratischen Staates streitet Sand schließlich für die Idee einer Konföderation von zwei oder mehr kulturellen Einheiten, die eine gemeinsame Souveränität und Staatsbürgerschaft haben, aber kulturelle und sprachliche Besonderheiten, autonome Regierungsorgane, gewählte Versammlungen usw. Als Beispiele und Ideengeber dienen ihm dafür Länder wie Belgien, Kanada, die Schweiz, Großbritannien, Spanien, Indien, Bosnien-Herzegowina und andere.

Inhalt

Vorwort
1. Das »Land der Vorfahren« oder das Land der Einheimischen?

  • Das Land der Vorfahren 16
  • Zur Nation 22
  • Ethnozentrismus 26
  • Binationalismus? 29
  • 2. »Wenn ein Knecht zur Herrschaft kommt«: Die verborgene Frage
  • Liebhaber der Anderen? 36
  • Ein spirituelles Zentrum? 39
  • Den Anderen ignorieren 44

3. Der Friedensbund gegen die ›Eiserne Mauer‹ 

  • Die Anfänge der Allianz 53
  • Die ›Extremisten‹-Fraktion 59
  • Hans Kohn und das Ende der Allianz 65

4. Martin Buber, Hannah Arendt und das ungeteilte Land

  • Vom ›völkischen Denken‹ zum »Ich und Du« 77
  • Auf dem Weg zur binationalen Idee 81
  • Hannah Arendt und der Antisemitismus 87
  • Ein jüdischer Nationalstaat? 92

5. Theopolitik und die pazifistische Ihud

  • Der unruhige Amerikaner 98
  • Der prophetische Kanzler 105
  • Ihud (Einheit) 109
  • Der letzte Mohikaner 113

6. Die Linke und die »Brüderlichkeit zwischen den Völkern«

  • Zionistischer Marxismus 118
  • Kommunist:innen in Palästina 122
  • Das Ende einer Idee 129

7. Die Semitische Aktion und eine arabisch-hebräische Föderation

  • Der ›kanaanitische‹ Hintergrund 135
  • Eine ›semitische‹ Linke? 141
  • Das Hebräische Manifest 144

8. 1967 – Ein zu teilendes oder ein zu vereinigendes Land?

  • Drei Petitionen 152
  • Menachem Begin gegen die Apartheid 155
  • Die Notlage der weißen Sabra 158
  • Risse auf der linken Seite 161
  • Die Desillusionierung geht weiter 165
  • Erhöhte Sensibilität 172

9. »Mit einer Hand kann man nicht klatschen«

  • Neugierde und Versöhnung 181
  • Die palästinensische Nationalidee 184
  • Ein einziger demokratischer Staat? 187
  • Das binationale Paradigma 191

10. Die Alternativen: Apartheid, Umsiedlung - oder eine binationale Lösung?

  • Das Heimatland dehnt sich aus 198
  • Die neuen Pioniere 203
  • Hegemonie vor Ort 207
  • Stychia und Katastrophe 210
  • Die verborgene Option 212
  • Denkbare Möglichkeiten 216
  • Utopien und Kalamitäten 218

Nachwort 223

Der Autor

Shlomo Sand, wurde 1946 in Linz, Österreich geboren und verbrachte die ersten beiden Lebensjahre mit seinen Eltern in einem DP-Lager bei München. Im Jahr 1948 gelangte die Familie nach Jaffa, Israel. Nach dem Sechstagekrieg im Sommer 1967 war Sand viele Jahre in der anti-zionistischen Gruppierung Matzpen aktiv, verließ sie aber, nachdem sie u. a. auch das Existenzrecht Israels infrage gestellt hatte. Mitte der 1970er Jahre setzte Sand sein in Israel begonnenes Studium an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris bei der Historikerin Madeleine Rebérioux mit einer Magisterarbeit über Jean Jaurès fort und beendete es mit einer Doktorarbeit über Georges Sorel. Nach der Rückkehr nach Israel beschäftigte er sich mit der Geschichte des Kinos, der Geschichte der Intellektuellen und der Geschichte des Nationalismus. Sand  ist bekannt für seine streitbaren Thesen zur Geschichte Israels und des Zionismus. Sein Bestseller Die Erfindung des jüdischen Volkes löste 2010 hitzige Kontroversen nicht nur unter israelischen und jüdischen Historiker:innen aus. Sand bezeichnet sich selbst als Postzionist, lehnt sowohl Zionismus als auch Antizionismus ab. Er streitet für das Existenzrecht Israels, will aber »den Zionismus als Charakteristikum des Staates Israel abschaffen«. (Quelle: gekürzt nach Wikipedia)

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