Details
Autor | Heenen-Wolff, Susann |
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Verlag | Psychosozial-Verlag |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 09.2024 |
Format | 20.5 × 12.5 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Hardcover |
Seiten/ Spieldauer | 108 Seiten |
Reihe | Imago |
ISBN | 978-3-8379-3383-3 |
»Jede psychoanalytische Behandlung
ist ein Versuch, verdrängte Liebe
zu befreien, die in einem Symptom
einen kümmerlichen Kompromissausweg
gefunden hat.« Sigmund Freud (1907)
Was Sie schon immer über Sigmund Freud wissen wollten, enthüllt diese interessante Textmontage entlang historischer Fakten und Aufzeichnungen - auch wenn das Geschilderte sich auf diese Weise wahrscheinlich niemals realiter zugetragen hat …
Zu dieser faktengestützten Erzählung der Wiener Psychoanalytikerin
Jung: »Sie wissen ja, wie weit ein Patient mit Selbstanalyse kommt, nämlich nicht aus der Neurose heraus – wie Sie!«
Freud: »Sie sind unverschämt, Sie haben überhaupt keinen Respekt! Es ist unter uns Analytikern ausgemacht, dass keiner sich seines Stückes Neurose zu schämen braucht.«
Die in Wien beheimatete Psychoanalytikerin Susann Heenen-Wolff lässt die wichtigsten Protagonist*innen rund um Sigmund Freud in ihrem Text lebendig werden. Mit ihm ringen etwa seine ein Coming-out vermeidende Tochter Anna, sein so begabter wie unheimlicher Schüler Sándor Ferenczi, die »Dichterin der Psychoanalyse« Lou Andreas-Salomé und die vermeintlich frigide Prinzessin Marie Bonaparte in gemeinsamen Wiener Sitzungen um Ansichten und Wahrheiten. Nebenbei kommen sie auch auf Ferenczis depressive Analysandin Melanie Klein zu sprechen oder sie lassen C.G. Jungs finalen Disput mit Freud Revue passieren. Jahre später und gegen jede Wahrscheinlichkeit treffen sich schließlich Anna Freud und Jacques Lacan gar auf einem Kongress in London; welch schöne Idee der Autorin.
Textprobe
"Sigmund Freud und sein Musterschüler Sándor Ferenczi sinnie ren in Freuds Sprechzimmer in der Berggasse 19 in Wien über die Psychoanalyse. Ihr Gespräch wird von Freuds 17-jähriger Tochter Anna ab und an unterbrochen, die den beiden Herren Tee und Gebäck serviert. Nur zu gern möchte die junge Frau mitdiskutieren.
Wie gewöhnlich kaute Sigmund Freud auf seiner Zigarre. Sein Hausarzt Felix Deutsch hatte ihm wegen seiner dunklen Flecken in der Mundhöhle eindringlich geraten, das Rauchen aufzugeben, aber was wäre ein Leben ohne ein wenig – oder besser regelmäßigen – Tabak? - ›Wie wagen Sie mir davon zu sprechen?‹, hatte Freud gescherzt, doch Deutsch hatte das nicht komisch gefunden. Bereits ein Vierteljahrhundert intimer Kontakt mit dem wohltuenden Nikotin. ›Deinem Rauchverbot folge ich nicht; hältst Du es denn für ein großes Glück, sehr lange elend zu leben?‹, hatte Freud einst an seine besorgte nichtrauchende Verlobte Martha geschrieben.Diesem lieben Laster würde er bis zuletzt frönen. Ärzte geben pflichtgemäße Anweisungen, heimlich rauchen sie ebenfalls. Und wenn nicht, dann hegen sie andere Laster, der Gesundheit auch nicht zuträglich. Gut so! Vergeblich hatte er als junger Mann versucht, das Rauchen einzustellen. An seinen Jugendfreund Wilhelm Fließ hatte er geschrieben:
"Es sind jetzt drei Wochen, dass ich nichts Warmes mehr zwischen den Lippen hatte, und heute kann ich bereits andere ohne Neid rauchen sehen, mir auch Leben und Arbeit ohne diesen Beitrag vorstellen. Das Elend der Abstinenz war von einer ungeahnten Größe."
Aber dann, ein paar Wochen später:
"Ich blieb komplett arbeitsunfähig, ein geschlagener Mann. Nach 7 Wochen begann ich – gegen mein Versprechen – wieder zu rauchen. Von den ersten Zigarren an war ich arbeitsfähig und Herr meiner Stimmung, früher war die Existenz unerträglich."
Sándor Ferenczi dagegen war bedacht auf gute Luft. Gute Ernährung. Schlank. Trotzdem immer graue Miene. Sauertöpfisch? Nachtragend? Immer neue Projekte. Intelligent, zweifellos. Ferenczi fuhr im Gespräch fort: »Der Neurotiker interessiert sich für alles, verteilt seine Liebe und seinen Hass auf alles um ihn herum; während der Paranoiker sich zurückzieht, der ist misstrauisch, fühlt sich von der ganzen Welt beobachtet, verfolgt, gehasst oder geliebt. Das ›Ich‹ des Neurotikers ist pathologisch erweitert, während der Paranoiker sozusagen an einer Einschränkung des Ichs leidet.«
»Hm, eindeutig! Sehr gut gesagt, Ferenczi. Wir werden weiterhin die Sache verteidigen.« »Sie können auf mich zählen, Herr Professor!« ...."
Die Autorin
Susann Heenen-Wolff ist Gruppenanalyltikerin und Psychoanalytikerin (IPV) in freier Praxis sowie Professorin für Klinische Psychologie an der Universität von Louvain-La-Neuve (UCL) und der Freien Universität Brüssel (ULB) in Belgien. Studium in Jerusalem, Frankfurt a.M. und Paris. Zahlreiche Veröffentlichungen in den zentralen Zeitschriften zur Psychoanalyse. Von ihr liegen zahlreiche Veröffentlichungen in deutscher, französischer und englischer Sprache vor. Zuletzt auf Deutsch erschienen: Psychoanalyse und Freiheit (2010).
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