Details

Autor Klein, Melanie
Verlag Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Leipzig/Wien/Zürich
Auflage/ Erscheinungsjahr 1932, EA
Format Gr.-8°
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OBrosch., unbeschnitten
Seiten/ Spieldauer (1), 323 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-007211_AQ

Erste Ausgabe. Grinstein 18497

»Dem Andenken Karl Abrahams in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet«

Zu dieser Ausgabe

"Die ›Psychoanalyse des Kindes‹ bildet den Höhepunkt der frühen Schaffensperiode Melanie Kleins und ist zu einem Klassiker der Kinderanalyse geworden. In diesem Band beschreibt Melanie Klein die psychoanalytische Spieltechnik, die sie Anfang der zwanziger Jahre in Berlin entwickelt hat. Die technischen Prinzipien, die in diesem Werk dargestellt werden, sind von Melanie Klein nie verändert worden. Bestimmte charakterische Konzepte, die später von ihr zu einer umfassenden Theorie der Entwicklung des psychischen Lebens ausgearbeitet wurden, hatten sich zu dieser Zeit schon herauskristallisiert: so der Aufbau einer inneren Welt vielgestaltiger Objekte, die durch Introjektions- und Projektionsprozesse in einem kontinuierlichen Austausch mit äußeren Objekten stehen, sich gegenseitig beeinflussen und verändern. Auch die Erkenntnis, dass frühere Ängste durch sadistische Phantasien und Impulse gegenüber den Objekten hervorgerufen werden, war die frucht ihrer zunächst fast ausschließlichen Untersuchung der Aggression, die sie im Spiel und in den Phantasien ihrer kleinen Patienten entdeckte. – Im vorliegenden Band arbeitet Melanie Klein auch ihre Hypothesen über die frühen Entwicklungsstadien des Über-Ichs und des Ödipuskomplexes weiter aus. Sie beschreibt das strenge Über-Ich, das dem normalen Gewissen vorangeht und die Ängste, die in den Beziehungen der prägenitalen Ödipussituation zutage treten. Sie konzipiert eine neue Theorie der Sexualentwicklung des Jungen und des Mädchens. Und sie versteht die Zwangsneurose – im Gegensatz zu Freud, der sie als späte Regression auf anale Fixierung betrachtete – als einen Versuch, frühe psychotische Ängste zu binden. – Zum ersten Mal in diesem Buch stützt Melanie Klein ihre Überlegungen ausdrücklich auf die Theorie des Lebens- und Todestriebs, ein Schritt, der die theoretische Voraussetzung für zwei ihrer herausragenden Entdeckungen – die depressive und später die paranoid-schizoide Position – schuf. Sie führt Angst auf den Todestrieb und der von ihm ausgehenden Gefahr für das Selbst zurück. Damit hatte Melanie Klein zu ihrem endgültigen Verständnis der Angst gefunden."

Quelle: Verlag frommann-holzboog, Melanie Klein, Gesammelte Schriften,
Band II: Die Psychoanalyse des Kindes, aus der Onlineinformation zu diesem Band der Werkausgabe.

Aus dem Vorwort Melanie Kleins

"Diesem Buche liegen die Erfahrungen zugrunde, die ich in meiner psychoanalytischen Arbeit mit Kindern gesammelt habe. Dem ursprünglichen Plane nach sollte der erste Teil der Darstellung der von mir ausgearbeiteten Technik, der zweite Teil der Zusammenfassung der theoretischen Ergebnisse gewidmet sein, die ich nach und nach aus der praktischen Arbeit gewann und die mir geeignet scheinen, nun als Stütze der von mir angewendeten Technik zu dienen. Während der Ausarbeitung dieses Buches, die eine Zeitspanne von einigen Jahren umfaßte, hat dessen zweiter Teil seinen Rahmen gesprengt.

Meine Erfahrungen in der Psychoanalyse Erwachsener, die zu den in der Kinderanalyse gewonnenen hinzutraten, haben dazu geführt, daß ich meine Auffassung von den frühesten Entwicklungsstufen auch auf die Erwachsenenpsychologie anwandte. Ich kam dabei zu Resultaten, die ich nun als Beiträge zur psychoanalytischen Theorie der frühesten Entwicklungsstufen der Öffentlichkeit vorlege. Meine Vorschläge zur Theorie bauen sich in allen Stücken auf dem von Freud übermittelten Wissensschatze auf. Indem ich seine Resultate auf die Psychoanalyse des Kindes anwandte, fand ich den Zugang zur Psyche des kleinen Kindes und die Möglichkeit, es zu analysieren und zu heilen. Ich gewann dabei aber auch die direkten Einblicke in die frühen Entwicklungsvorgänge, die zu meinen theoretischen Ergebnissen führten. Diese bestätigen vollauf die von Freud aus den Analysen Erwachsener gewonnenen Erkenntnisse und versuchen es, sie in einzelnen Punkten weiterzuführen.

Sollte mir dies tatsächlich gelungen und es mir vergönnt gewesen sein, durch dieses Buch einige Steine zum Ausbau der psychoanalytischen Wissenschaft beizutragen, so hätte ich auch dies in erster Linie Freud zu verdanken, der nicht nur den ganzen Bau errichtet und auf Fundamente gestellt hat, die eine Erweiterung ermöglichen, sondern auch immer wieder auf die Punkte hingewiesen hat, von welchen aus der weitere Ausbau planmäßig erfolgen kann.

Ich habe nun des Anteiles zu gedenken, den meine beiden Lehrer, Dr. Sdndor Ferenczi und Dr. Karl Abraham, an der Entwicklung meiner psychoanalytischen Arbeit und an deren Ergebnissen haben. Ferenczi, der mich in die Psychoanalyse einführte, hat mich auch mit deren tiefstem Sinn und Wesen vertraut gemacht. Sein starkes und unmittelbares Gefühl für das Unbewußte und die Symbolik und seine ungewöhnliche Einfühlung in die Seele des Kindes waren von nachhaltiger Wirkung auf mein Verständnis der frühkindlichen Psyche. Ferenczi hat mich auf meine Eignung für die Kinderanalyse aufmerksam gemacht, an deren Entwicklung er größtes Interesse nahm, und hat mich ermutigt, mich diesem damals noch wenig bebauten Feld der psychoanalytischen Therapie zu widmen. Er hat mich auch hierin nach Kräften gefördert und meine ersten Schritte aufs wirksamste unterstützt. Ich verdanke Ferenczi die Grundlage für meine Entwicklung als Analytikerin. Ich hatte das große Glück, in Dr. Karl Abraham einen zweiten Lehrer zu finden, der seine Schüler zur Höchstanspannung ihrer Kräfte im Dienste der Psychoanalyse begeisterte. Der Fortschritt der Psychoanalyse hing für Abraham von der Höhe der Leistung und den menschlichen und wissenschaftlichen Qualitäten jedes einzelnen Mitarbeiters ab. Diese hohe und vorbildliche Auffassung fühlte ich in mir nachwirken, wenn ich versuchte, in diesem Buche der Psychoanalyse etwas von dem unendlich Vielen wiederzugeben, das sie mir geschenkt hat. Abraham hat die großen praktischen und theoretischen Möglichkeiten der Kinderanalyse voll erfaßt. Bei der ersten Zusammenkunft deutscher Psychoanalytiker in Würzburg (Oktober 1924) sprach Abraham im Anschluß an ein Referat, das ich über einen Fall von kindlicher Zwangsneurose hielt, die mir unvergeßlichen Worte aus: „Die Zukunft der Psychoanalyse liegt bei der Spielanalyse."

Das Studium der frühkindlichen Psyche führte mich zu Einsichten, die zunächst befremdend schienen. Das Vertrauen, das Abraham meiner Arbeit entgegenbrachte, ermutigte mich damals, auf dem von mir eingeschlagenen Wege weiterzugehen. Meine theoretischen Ergebnisse haben sich organisch aus den Forschungen Abrahams entwickelt. Ich hoffe, daß das vorliegende Buch dies erweisen wird.
In den letzten Jahren hat meine Arbeit großzügige Förderung durch Dr.Ernest Jones erfahren. Jones hat zu einer Zeit, da die Kinderanalyse noch in ihren Anfängen war, die Rolle, die sie in der Zukunft zu spielen bestimmt ist, vorausgesehen. Auf seine Aufforderung hin hielt ich im Jahre 1925 als Gast der „British Psycho-Analytical Society" meinen ersten Vortragskurs in London, dem der erste Teil dieses Buches seine Entstehung verdankt. Auch dem zweiten Teil liegt ein Vortragskurs zugrunde, den ich im Jahre 192J unter dem Titel „Erwachsenenpsychologie im Lichte der Kinderanalyse" in London hielt. Die tiefe Überzeugung, mit der Ernest Jones sich für die Kinderanalyse eingesetzt hat, hat diesem Arbeitsgebiet in England den Boden bereitet.

Ernest Jones' Forschungsergebnisse berühren sich in wesentlichen Punkten mit den meinen. Er hat grundlegende Arbeiten geschrieben über frühe Angstsituationen, über die Bedeutung der Aggression für das Schuldgefühl und über die frühesten Stadien der weiblichen Sexualentwicklung - Probleme, die in dem vorliegenden Buche eine zentrale Rolle spielen. Auch meinen anderen englischen Kollegen danke ich an dieser Stelle für ihr weitgehendes Verständnis und für ihre warmherzige Unterstützung. Bleibende V 'erdienste um die praktische und theoretische Entwicklung der Kinderanalyse und die Ausbildung von Kinderanalytikern in London hat sich Miss M. Nina S e a r l erworben, mit der mich eine auf gemeinsamer Überzeugung und persönlicher Freundschaft beruhende Zusammenarbeit verbindet. Die Hilfe von Mrs. Alix Strachey und Mr. James Strachey war für mich von großer Bedeutung. Sie haben auch für das vorliegende Buch sehr viel getan, indem sie es nicht nur in vorbildlicher Weise ins Englische übersetzt, sondern auch auf seine Entstehung und Ausarbeitung durch wertvolle Anregungen Einfluß genommen haben. Hier habe ich auch Dr. Edward G l o v e r s zu gedenken, der an meiner Arbeit stets warmes Interesse nahm und sie durch verständnisvolle Kritik förderte. Besonders wertvoll war es mir, daß er mich auch wiederholt auf Übereinstimmungen verwies, die zwischen meinen Auffassungen und den schon vorliegenden psychoanalytischen Forschungsergebnissen bestehen. Zu tiefem Dank bin ich meiner Freundin Mrs. Joan Rivi e r e verpflichtet, die meine Arbeit auf das wirksamste unterstützt hat und mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Last but not least danke ich meiner Tochter, Dr. Melitta Schmideberg, herzlich für die aufopfernde und wertvolle Hilfe, die sie mir bei der Fertigstellung dieses Buches geleistet hat."

London, Juli 1932, Melanie Klein

Inhalt

DIE TECHNIK DER KINDERANALYSE

  • Die psychologischen Grundlagen der Kinderanalyse / Die Technik der Frühanalyse / Die Zwangsneurose eines sechsjährigen Mädchens / Die Technik der Analyse im Latenzalter / Die Technik der Analyse im Pubertätsalter / Die Neurose des Kindes / Die Sexualbetätigung des Kindes.

FRÜHE ANGSTSITUATIONEN UND IHRE AUSWIRKUNG AUF DIE GESAMTENTWICKLUNG

  • Frühstadien des Ödipuskonfliktes und der Über-Ich-Bildung / Beziehungen zwischen der Zwangsneurose und den Frühstadien der Über-Ich-Bildung / Die Bedeutung früher Angstsituationen für die Ich-Entwicklung / Die Auswirkungen früher Angstsituationen auf die weibliche Sexualentwicklung / Die Auswirkungen früher Angstsituationen auf die männliche Sexualentwicklung.

Anhang: Grenzen und Möglichkeiten der Kinderanalyse.

Erhaltungszustand

Das Klassische Fachantiquariat der SFB verfügt über ein besonders gut erhaltenes Exemplar dieses Hauptwerkes der Psychoanalytikerin Melanie Klein in der broschierten Variante der Erstausgabe im BAUHAUS-Design. Die Bögen noch großteiles unaufgeschnitten, das Buch wurde mithin noch nie gelesen. Die Seiten sind entsprechend frisch und nur minimalst nachgedunkelt. Bemerkenswert ist zweierlei: Diese broschierte Ausgabe, welche parallel zu einer leinengebundenen erschien, wurde, in einem für den Internationalen Psychoanaylischen Verlag ganz ungewöhnlichen Einbandgestaltung, in hellblauer Broschur und in einem für das Bauhauis typischen minimalistischen Anmutung publiziert; interessant für einen Kaufinteressenten dürfte zudem sein, daß dieses Exemplar aus dem Bestand des an der Hebräischen Universität Jerusalem angeschlossenen ´Sigmund Freud-Center"  kommt und auf dem hinteren Vorsatz den entsprechenden Stempeleindruck aufweist. (s. Foto)

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