Details

Autor Overbeck, Gerd
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 15.02.2001 (Nachdruck 2006)
Format 17,7 × 10,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 308 Seiten
Gewicht 282
Reihe SV, Band 2009
ISBN 9783518120095

Zu diesem Roman

Dass Psychoanalytiker sich von ihren Patienten bis auf die Tatsache, dass sie irgendwann einmal auf den Platz hinter der Couch umgezogen sind, in fast nichts unterscheiden, sollte /dürfte /müßte ersteren bekannt, vielleicht sogar bewußt sein. Neuerdings scheinen leise Zweifel an dieser basal-banalen Einsicht mitunter angezeigt, läßt man einfach so manche(n) der/die mit analytischen Weihen ins Analytikerdasein Entlassene(n) am geistigen Auge Revue passieren: ehrgeizig, überangepasst - und unanalysiert ...

Dabei ist alles doch recht einfach, will man dem Frankfurter Psychoanalytiker und ehemaligen Klinikchef Gerd Overbeck glauben. Geht es nach ihm, sind die Therapeuten von heute die Patienten von gestern. Das lässt hoffen. Allerdings gibt es doch noch einen bedenklichen Unterschied: Die Liebesbeziehung der Therapeuten zu den Patienten (von der die sexuelle Missbrauchshysterie sich die ausschweifendsten Dinge verspricht) bleibt zuverlässig hinter der Wut auf die Patienten zurück. Was ist das Beilager auf der Couch schon gegen einen veritablen Patientenmord, wiewohl der meist nur in der Phantasie stattfindet? Zumindest wünschte selbst Freud das ganze Patientenpack zum Teufel - wo es, genau besehen, ja sowieso schon ist.

Mit seinem »Koryphäenkiller« unternimmt es Overbeck, eine schwere narzißtische Neurose mit Borderline-Anteilen und multiplen Somatisierungen durch eine Fallnovelle lebendig werden zu lassen. Er versucht dies nicht nur durch Verdichtung seiner klinischen Erfahrungen, sondern auch mit explizit psychoanalytischen Mitteln. Das heißt, es wird assoziiert und geträumt, es werden innere Monologe abgehalten, äußere Dialoge entgleisen, es wird agiert und gegenagiert. Die kleine und große »Psychopathologie des Alltagslebens« entfaltet sich, zum Teil surrealistisch verzerrt und satirisch überzeichnet. Die Krankengeschichte wird zur Form, in der Lebensgeschichte erzählt und in Szene(n) gesetzt wird.

In der Figur des K. und seiner Beziehung zu seinem Analytiker G. wird jedoch nicht nur das neurotische Einzelschicksal eines Patienten erzählt. Eingebunden in die Dynamik eines Vater-Sohn-Konflikts entwickeln sich die Gedanken- und Beziehungswelt einer Männergeneration, die unauflösbar mit der politischen Geschichte ihrer Väter verbunden ist.

Pressestimmen

»Dieser «Fallroman» ist unterhaltsam, manchmal ausserordentlich witzig erzählt. Selbst bewährte psychoanalytische Kasinowitze erzielen ihre Heiterkeitserfolge, von einem brillanten Kalauer wie «Ignatius von Gorgonzola» ganz zu schweigen. Und die Geschichte vom fallenlassenden «Muttile» und vom schwarz gestiefelten und gespornten NS-Vater muss man selbstredend als - vielleicht etwas bemühte - Parodie lesen. Aber hält es der Leser auch über gut 300 Seiten wie der Therapeut mit seinem Patienten aus? Wenn der Leser nicht über das gleiche masochistische Potential verfügt, wird er die Lektüre nicht über Gebühr ausdehnen. Ein Wartezimmer zum Beispiel wäre der geeignete Lektüreplatz.«

Ludger Lütkehaus in der Neuen Zürcher Zeitung

Der Autor

Gerd Overbeck,  Prof. Dr., Jahrgang 1940, ist ehemaliger Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt, Psychoanalytiker und Autor.

Kaufoption

18,00 €