Details
Autor | Zeul, Mechthild |
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Verlag | Verlag Internationale Psychoanalyse bei KlettCotta |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 1997 |
Format | 12,5 × 21 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Gebunden |
Seiten/ Spieldauer | 203 Seiten |
Reihe | Verlag Internationale Psychoanalyse |
SFB Artikelnummer (SFB_ID) | SFB-000072_AC |
Zu diesem Buch
Die in Madrid und Frankfurt am Main praktizierende Analytikerin Mechthild Zeul gilt seit langem als die Filmexpertin unter den Psychoanalytikern. Der Film, medienhistorisch zwischen Fotografie und dem Fernsehen angesiedelt, ist zum Schlüsselmedium des 20. und beginnenden 21. Jahrhundert geworden. Die technischen und ästhetischen Besonderheiten des Films weisen eine spezifische Nähe zu Technik und Ästhetik des Traums auf, so daß es für die Autorin überhaupt nicht abwegig ist, eine gewisse Affinität zwischen Psychoanalyse und Film anzunehmen.
In 'Carmen & Co.' untersucht Mechthilf Zeul jene kulturell meist unbewußten Inszenierungen von Weiblichkeit und Sexualität, wie sie z. B. für den spanischen Film der vierziger und den deutschen Film der fünfziger Jahre typisch waren. Mit ihren Filmarbeiten gewinnt Zeul der Psychoanalyse ein Terrain zurück, das in der Regel beharrlich gemieden wird, von dem aber schon Freud glaubte, es sichere die Zukunftsfähigkeit seiner Schöpfung - das Terrain der Kulturanalyse.
Inhalt
- Einleitung
- I Femme fatale und Retterin
- „Carmen" und die falschen Träume. Eine psychoanalytische Interpretation der deutschen Rezeption des Films von Saura/Gades
- „Die Ehe der Maria Braun"
- „Die Geliebte des französischen Leutnants". Psychoanalytische Deutung eines Films von Karel Reisz
- Autoritätssüchtig. Liebesbeziehungen zwischen Arzt und Patientin in Arzt-Filmen der fünfziger Jahre
- „Wir sind keine Mörder wir sind die Herren der Legion." Das Bild der Frau im frankistischen Film (1941-1949)
- II Partnerin und Feindin
- „Das Piano"
- „Der letzte Tango in Paris"
- Der Knoten. Phantasien über Weiblichkeit und ihre Kostüme in Alfred Hitchcocks „Vertigo"
- Der unmögliche Dialog. Versuch einer psychoanalytischen Deutung von „Kramer gegen Kramer"
- III Psychoanalyse im Film
- John Hustons „Freud"-Film
- Männerträume vom ewig Weiblichen. Anmerkungen zu Siegfried Bernfelds „Entwurf zu einer filmischen Darstellung der Freudschen Psychoanalyse im Rahmen eines abendfüllenden Spielfilme
- Anhang/ Anmerkungen/ Gesamtbibliographie
Aus der Einleitung
"Bei den in diesem Band wiederveröffentlichten, meist leicht überarbeiteten Texten handelt es sich um eine Auswahl aus der Vielzahl von Filmanalysen, die ich in den letzten 14 Jahren zum größten Teil in Sammelbänden und Zeitschriften publiziert habe. „Der letzte Tango in Paris" und „Das Piano" sind Vortragsmanuskripte, die für den Abdruck überarbeitet wurden. Mit der Zusammenstellung der hier versammelten Arbeiten verbinde ich die Absicht, nachzuzeichnen, wie ich psychoanalytisch interpretativ aus den Filmbildern, den Szenen und ihren Sequenzen unbewußte Weiblichkeitsentwürfe, die sich der männlichen Kamera und der männlichen Montage verdanken, von einem geschlechtsspezifischen Standort her in ihrer entstehungsgeschichtlichen Perspektive und ihrer historisch-ästhetischen Dimension entschlüsselt und formuliert habe. Von diesen Entwürfen unterscheidet sich eindringlich das Weiblichkeitsbild, das eine Regisseurin, Jane Campion, in „Das Piano" inszeniert.
Da das Unbewußte im Film bekanntlich dem Verständnis unmittelbar nicht zugänglich ist, bedarf es bei seiner Analyse einer Reihe von Vorannahmen und Überlegungen, auf die ich kurz eingehen möchte. Die psychoanalytische Interpretation von Kino setzt in den meisten Fällen am manifesten Inhalt eines Films an, um von dort ausgehend seinen unbewußten symbolischen Gehalt aufzuspüren. Diese Vorgehensweise läßt jedoch die formalen und ästhetischen Eigenschaften des Mediums außer acht und dichtet es gegen jeden historisch-interpretativen Zugang ab. Unausgesprochen liegt ihr die Annahme zugrunde, den Film wie den Text eines Patienten analysieren zu können. Von diesem inhaltlichen Ansatz unterscheide ich einen formalen, der zuerst von Hanns Sachs (1929) formuliert und anhand von Filmbeispielen illustriert worden ist und später von mir selbst in meinen Filmanalysen verwendet wurde. Ich habe diesen formalen Zugang theoretisch weitergetrieben. In der unbewußt verankerten Gegenübertragung mit ihren Identifizierungsprozessen sehe ich das Mittel der Wahl für die Erstellung einer Rezeptionsanalyse, die als Folie für die psychoanalytische Interpretation des Mediums dient. Sowohl von psychoanalytischer als auch von filmtheoretischer Seite ist auf die Bedeutung von Identifizierungen bei der Aneignung der Bilderwelt aufmerksam gemacht worden, ohne sie allerdings theoretisch in der Gegenübertragung zu verankern. Beim Film handelt es sich um ein ästhetisches Werk, an das zwar psychoanalytische Interpretationen herangetragen werden können, die aber immer seine Eigenart und Eigenständigkeit, seine spezifische technische und ästhetische Gestaltung respektieren müssen. Bei meinen Filmanalysen gehe ich von den formalen Strukturelementen des Mediums aus, um von dort auf unbewußte Sinnzusammenhänge zu schließen. Bei diesen Elementen handelt es sich u. a. um die Gestaltung der Bilder und der Bildersequenzen durch Beleuchtung, Schnitt und scheinbar nebensächliche Details, die sich beim wiederholten Sehen eines Films mehr und mehr der Wahrnehmung aufdrängen, ohne daß zunächst ihr Stellenwert in der Gesamtinszenierung verständlich wäre. Eine besondere Bedeutung messe ich den Räumen bei, in denen sich die Protagonisten aufhalten, den durch Schnitte gegeneinander inszenierten und parallel montierten Räumen. Mich interessiert der verästelte Aufbau und die besondere Gestaltung einer Szene, die dem bewußten Verständnis Probleme aufgeben; deshalb beachte ich aufmerksam Brüche, Ungereimtheiten und Auffälligkeiten innerhalb der Szenen und der Szenenabfolgen. An unklar und undeutlich bleibenden Stellen in der Inszenierung vermute ich Manifestationen des Unbewußten und bin bemüht, ihren Phantasiegehalt, unbewußte Wünsche und unbewußt gebliebene Ängste aufzudecken. Eine einmal formulierte Interpretation kann durch weitere Szenen und Sequenzen modifiziert, erweitert, verworfen, aber auch bestätigt werden. Die einzelnen Szenen haben gleichsam die Funktion von Versatzstücken eines Puzzles, das erst durch das Zusammenfügen und Zusammensetzen aller Teile zu einem sinnvollen Ganzen vervollständigt wird. Als Filminterpretin stehe ich immer vor der Aufgabe, nicht vorschnell zu diagnostizieren, zu etikettieren und zusammenzufassen, was, wenn überhaupt, nur lose zusammengehört. (...)"
Lieferbarkeitshinweis
Im Modernen Fachantiquariat der SFB ist dieser Titel in verlagsfrischen und folienverschweißten Archivexemplaren zum Angebotspreis verfügbar; beim Verlag vergriffen.
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