Details
Autor | Bonaparte, Marie |
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Verlag | Internat. Psychoanalytischer Verlag, Wien |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 1931 |
Format | 24 × 16.5 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | 30 Seiten |
SFB Artikelnummer (SFB_ID) | SFB-008940_AQ |
Aus dem ersten Kapitel
"Als ich vier Jahre alt war, kehrten wir im September von unserem Sommeraufenthalt an der See nach Paris zurück; am zweitnächsten Morgen überfiel mich beim Erwachen ganz plötzlich ein heftiger Blutsturz. Der Arzt konstatierte eine „Lungenentzündung" mit sehr starker Verschleimung der Lungenflügel und fand meinen Zustand so ernst, daß er am Abend erklärte, ich würde die Nacht sicherlich nicht überleben. Die Mutter meines Vaters, die mich aufzog, — meine Mutter war nach meiner Geburt gestorben, —berief darauf hin meinen Vater, der sich damals auf einer Reise durch die Balkanländer befand, telegraphisch zurück. Aber ich überstand die Nacht und erwachte am nächsten Morgen wieder; mein Vater fand bei seiner Rückkehr sein einziges Kind am Leben und nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im Süden war ich vollkommen wiederhergestellt. Ich habe an diesen Blutsturz gar keine Erinnerung bewahrt, obwohl meine frühesten Erinnerungen über mein viertes Lebensjahr hinausreichen ; ich wußte während meiner ganzen Kindheit überhaupt nichts davon, daß ich jemals Blut gehustet hätte. Meine Großmutter, die älteren Frauen, die mich betreuten, und auch unser in veralteten Anschauungen befangener Arzt umgaben mich mit übertriebener Sorgfalt: sie behüteten mich vor jedem Luftzug, ließen mich im Winter nicht ausgehen und untersagten mir sogar, meine Hände mit kaltem Wasser zu waschen. „Man muß nur bedenken, was vorgefallen ist," flüsterte einer dem anderen zu, "wenn es nur nicht so wird, wie mit ihrer Mutter!. (...)"
Inhalt
Die Identifizierung einer Tochter mit ihrer verstorbenen Mutter
- Die Storchhalluzination
- Die Anubisphobie
- Die Tuberkolosephantasie
- Schlußfolgerung
Eine kleptomane Anwandlung
Die Autorin
Marie Bonaparte, Prinzessin von Griechenland und Dänemark, auch als Pseudonym A. E. Narjani (* 2. Juli 1882 in Saint-Cloud; † 21. September 1962 in Gassin bei Saint-Tropez), war eine französische Psychoanalytikerin und Autorin.
Über ihren Vater Roland Bonaparte war sie die Urenkelin Lucien Bonapartes, des Bruders von Napoléon Bonaparte. Ihre Mutter, Marie Blanc, starb wenige Wochen nach ihrer Geburt an Tuberkulose. Ihre Großeltern mütterlicherseits waren François Blanc und dessen Frau Marie, die als Konzessionäre der Spielbank von Monte Carlo reich wurden.
Als designierte Erbin des beträchtlichen mütterlichen Vermögens wuchs sie als Halbwaise unter der Obhut wechselnder Kinderfrauen und Gouvernanten im Haushalt des meist abwesenden Vaters auf. Als Haushaltsvorstand fungierte ihre Großmutter väterlicherseits. Die verarmten Bonapartes sorgten sich sehr um die kleine Mimi, die von allen möglicherweise schädlichen Außeneinflüssen abgeschirmt wurde. Sie durfte nicht mit Gleichaltrigen spielen, um Infektionskrankheiten zu verhindern. Auch der Kontakt zur Verwandtschaft der Mutter wurde beschnitten. Mimi flüchtete sich ins Schreiben von Horrorgeschichten, die sie Jahrzehnte später, während ihrer Behandlung durch Sigmund Freud, mit dessen Hilfe aufarbeitete.
Im Sommer 1898 verliebte sich die sechzehnjährige Marie in den Sekretär ihres Vaters, der ihr den Hof machte und sie in Opposition zur väterlichen Familie der Bonapartes brachte. Roland Bonaparte entließ schließlich seinen offenbar korrupten Sekretär. Dieser benutzte daraufhin die Liebesbriefe der Sechzehnjährigen, um die Bonapartes zu erpressen. Marie fühlte sich verraten und verfiel in eine Depression, deren heftige hysterische Begleiterscheinungen sie in Behandlung durch einen Schüler Charcots brachte.
Am 21. November 1907 heiratete sie standesgemäß Prinz Georg von Griechenland aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Sie hatten zwei Kinder: Seit 1914 lebte das Ehepaar in Saint-Cloud bei Paris. In den 1920er Jahren, während des republikanischen Intermezzos in Griechenland, als Prinz Georgs Bruder, König Konstantin I. gestürzt worden war, gewährte Marie aufgrund ihrer finanziellen Mittel geflohenen Mitgliedern der griechischen Königsfamilie Zuflucht. Beispielsweise lebte der Neffe ihres Mannes, Prinz Philip, der spätere Herzog von Edinburgh, mit seinen Eltern und vier Schwestern sieben Jahre lang mit ihrer Unterstützung im Nachbarhaus in Saint-Cloud. Prinzessin Marie finanzierte den fünf Kindern ihre Ausbildung in Privatschulen.
Als Folge der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht kehrte Georg im Februar 1941 nach Griechenland zurück, musste allerdings nach dem deutschen Einmarsch in Griechenland fliehen und kam über Kreta und Ägypten nach Südafrika, das ihm im Juli 1941 Aufnahme gewährte. Erst im November 1944 kehrte Georg nach Europa zurück, zunächst nach London und Anfang 1945 nach Paris, wo er bis zu seinem Tod 1957 wieder mit Marie in Saint Cloud lebte. (Quelle: Wikipedia)
Erhaltungszustand
Das Fachantiquariat der SFB verfügt über ein sehr gut erhaltenes Exemplar dieser seltenen Arbeit der Autorin; im Inneren gut und ohne Anstreichungen, Anmerkungen o. Ä.; auf dem Titelblatt mit einem handschriftlichen Namenseintrag des Erstbesitzers in Tinte (vlg. Foto). - Sehr selten!
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