Details

Herausgeber Aebi Schneider, Elisabeth; Kittler, Erika; Schlüter, Sabine (Hg.)
Verlag Klostermann
Auflage/ Erscheinungsjahr 2017
Format 24,0 × 16,0 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 230 Seiten
Reihe Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis
ISSN 0169-3395_TP_4/2017

Francis Pasche: Über eine verkannte (?) Funktion der Projektion

  • Francis Pasche zeigt, dass die Denk- und Vorstellungsaktivität eine Spiegelungs-schutzfunktion gegen die psychotische Angst hat, welche eine Kardinalerfah-rung der Psychose bildet. Zwei virtuelle Schirme sind zwischen der Realität und dem Subjekt notwendig. Die psychotische Projektion könnte zum Ziel haben, eine möglichst hermetische Schranke zwischen dem anderen und dem Selbst zu schöpfen. Francis Pasche illustriert diese Hypothese anhand des Wiederlesens der Schriften von Wolfson (Le schizo et les langues, 1970) und des Senatspräsi-denten Schreber.

Laurence Kahn: In andere psychoanalytische Sprachen übersetzen

  • Die Koexistenz höchst unterschiedlicher psychoanalytischer Theorien ist not-wendigerweise eine Quelle von Konflikten, nicht so sehr mit unseresgleichen, sondern vielmehr innerhalb unserer vielfältigen inneren Referenzen selbst. Die-se Unstimmigkeiten beruhen auf der Unmöglichkeit, die psychoanalytischen Sprachen untereinander zu übersetzen. Weit entfernt davon, ein Handicap zu sein, unterstützt diese babylonische Uneinigkeit – für die sogar die Übersetzung unseres Kongresstitels ein Beleg ist – eine Form von Unruhe, die der grundlegenden Sonderbarkeit der psychoanalytischen Praxis inhärent ist.

Annie Élisabeth Aubert: Zwischen Maghreb und Europa

  • Der Artikel untersucht drei Romane, die auf der psychischen Arbeit ihrer Autoren als Adoleszente basieren: Assia Djebar, Faïza Guène und Jonas Hassen Khemiri. Diese Romane sind aus Konflikten zwischen den verschiedenen Sprachen erwachsen, wurden in Auseinandersetzung mit diesen Sprachen geschrie-ben und können als »kulturelles Laboratorium« gelten, innerhalb dessen die Auseinandersetzung mit dem Trauma der Kultur stattfindet, das in die Beziehungen zwischen Europa und dem Maghreb eingeschrieben ist: Sie arbeiten an der Historisierung der Sprache und verleihen den Prozessen aus Transmission und Re-Transmission zwischen den Generationen die entsprechende Komplexität.

Yvonne Frenzel Ganz: »Einen Narren am Quantitativen und Identitären gefressen«. rendezvous mit Michel de M’Uzan und seinem Werk

  • Die vorliegende Arbeit stellt den französischen Psychoanalytiker Michel de M’Uzan vor und umreisst sein Denken und sein Werk. Der Fokus liegt dabei nicht auf de M’Uzans Beiträgen zur Psychosomatik, sondern auf seinen im deut-schen Raum weniger bekannten Essays zur psychoanalytischen Theorie und Technik. Nach Darlegung einiger theoretischer Prämissen des Autors wird im Speziellen sein Sprachduktus gewürdigt. Durch dessen Verständnis erschliesst sich ein Zugang zu de M’Uzans Denken. Die bildhafte Sprache, in der er sowohl theoretisiert als auch Deutungen formuliert, ist in der Nähe des Vorbewussten angesiedelt und macht selbst vor poetischen Wortschöpfungen nicht Halt. Der essayistische Schreibstil ist auch von persönlichen Erfahrungen geprägt, in denen der Trieb in seiner quantitativen Ausprägung immer präsent ist und das Identitätsgefühl berührt wird. Über seine Sprache eröffnet de M’Uzan der Leserin, dem Leser die innere Kohärenz seiner Gedankenwelt. Das Quantita-tive und das Identitäre als zentrale Begriffe in der Theoriebildung werden dargelegt. Die Prävalenz des Ökonomischen ist bei den sogenannten Grenzfällen zentral, was mit Fallvignetten illustriert wird. Diese Prävalenz bestimmt den Heilungsbegriff des Autors. Es geht de M’Uzan weniger um das Aufdecken des Unbewussten als um eine Veränderung in den libidinösen Besetzungen. Dies hat Konsequenzen für die Deutungstechnik: Die Erschütterung der Ökonomie wird zum Ziel, eine permanente Unruhe ist gewünscht. Das Identitäre als Element der de M’Uzan’schen Konzeptualisierungen ist im narzisstischen Register beheimatet. Es tangiert das Subjekt in Phasen des Übergangs, unter anderem bei Trauerprozessen, bei nahendem Tod und in der analytischen Situation. Die Notwendigkeit eines Doppelgängers, Depersonalisation, unsichere Ich-Grenzen und identitäres Schwanken kennzeichnen diese Prozesse. Anhand klini-scher Beispiele werden das mentale Funktionieren des Analytikers, die paradoxe Aktivität in der Sitzung veranschaulicht. Diese Aktivität führt bei Grenzfällen zur Schaffung eines neuen Wesens, der Chimäre, die sowohl aus dem Mund des Analytikers als auch aus jenem des Patienten das Wort ergreift.

Christoph Zimmermann: Freud 100 /Lacan 50. Wo ist das Wissen des Unbewussten?

  • Die späten Sechzigerjahre waren theoretisch wie institutionspolitisch eine ebenso schwierige wie produktive Zeit für Lacans Lehre. Der Autor versucht, Lacans beginnende Akzentverschiebung vom Symbolischen zum Realen hin nicht bloss inhaltlich, sondern auch konzeptuell spürbar zu machen. Deshalb wird die Verbindung von Lacans Schlüsseltext von 1967 zu Freud nicht nach den Regeln des akademischen Diskurses gesucht.

Bezugshinweis

Diese Zeitschrift kann über die SFB auch im Abonnement bezogen werden. Nähere Informationen dazu finden sie hier. - Vorangegangener Ausgaben sind ebenfalls lieferbar; das Archiv verfügt darüber hinaus über zahlreiche verlagsfrische ältere Ausgaben, die beim Verlag vergriffen sind.

Kaufoption

28,00 €