Details

Herausgeber Schäfer, Georg; Moeslein-Teising, Ingrid; Martin, Rupert (Hg.)
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 09.2022
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 470 Seiten
Reihe Jahrbuch der DGPT
ISBN 9783837931556

Zu diesem DGPT-Tagungsband

Zeitdiagnosen nehmen die Gegenwart in den Blick und fordern ein Verständnis aktueller Gegebenheiten aus den Entwicklungen der Vergangenheit heraus. Psychoanalytische Zeitdiagnosen erweitern diesen Fokus, indem sie auf das Unbewusste rekurrieren: auf unbewusste Konflikte, Ängste und Motive, auf Abwehrvorgänge und Kompromissbildungen, so wie sich diese auch in gesellschaftlichen Kollektiven manifestieren.

Aktuell ist eine Vielzahl gesellschaftlicher, politischer, sozialer und ökologischer Umbrüche zu beobachten, ein Erstarken nationaler Kräfte, die Wiederaufrichtung von Grenzen, eine beschleunigte Digitalisierung, eine Kultur der Selbstoptimierung, der Verlust der Bindung in der Gemeinschaft und die Leugnung des Klimawandels. Die Autor*innen widmen sich diesen Phänomenen aus psychoanalytischer und psychotherapeutischer Perspektive.

Inhalt

Einleitung

Brüche im gesellschaftlichen Zusammenhalt

  • Micha Brumlik:
    Politik der Wut
  • Ewa Kobylinska-Dehe:
    Ist die Welt aus den Fugen geraten? Psychoanalyse für eine überforderte Gesellschaft
  • Wilhelm A. Skogstad:
    Brexit – narzisstische Verführung und Selbstschädigung
  • Klemens Färber:
    Erschöpfte Strukturen: Über Spaltung und Integration

Umbrüche durch Digitalisierung und Technisierung

  • Christoph Türcke:
    Digitale Gefolgschaft
  • Alf Gerlach:
    Der Verlust der Intimität – social scoring im autoritären Staat, self-disclosure im Internet
  • Martin Teising:
    »Autonomie« in digitaler Gefangenschaft. Selbstbestimmt und unbewusst

Demokratie in der Bewährung

  • Thomas C. Bender:
    Unfähig zu trauern: Deutschlands dissoziales Erbe. Ein Abriss
  • Gudrun Brockhaus:
    Hass-Spektakel – politische Erlebnisangebote als Grenzüberschreitungen
  • Hans-Jürgen Wirth:
    Zeitgeist auf der Kippe: Zwischen Rechtspopulismus und grünem Aufbruch

Gesellschaftliche Umbrüche im Spiegel der klinischen Praxis

  • Kerstin Sischka & Jonas Bolduan:
    Fragile states – apokalyptische Seelenzustände und ihre Vergemeinschaftung
  • Karin A. Dittrich:
    Klinische Arbeit in Zeiten von Corona und Populismus – zur »Unerträglichkeit« von Selbstzweifel, Versagensangst, Schuld und Scheitern
  • Daniel Weimer:
    Von der Wiege bis zur Bahre, von der Krippe bis ins Pflegeheim. Bulimie, ADHS und Demenz als Beziehungs- und Dekontextualisierungsstörungen

Bedrohungen der Lebenswelt und ihre Verleugnung

  • Lothar Bayer & Jeremy Gaines:
    Gegenwärtige Veränderungen des Realitätsbezugs: Perverse Strukturen in sozialen Zusammenhängen. »Dieselgate« als Zeitphänomen
  • Delaram Habibi-Kohlen:
    Von der Macht des Wunschdenkens zur Macht des Subjekts
  • Ralf Zwiebel:
    Der Stand der Dinge. Filmpsychoanalytischer Kommentar zu Parasite (2019) von Bong Joon Ho

Spiegelbilder einer pandemischen Entwicklung

  • Rüdiger Eschmann:
    Mentalitäten von Verleugnung und Verschwörung
  • Natalia Erazo:
    Empathie in Zeiten der Distanzierung – Distanz in Zeiten der Empathie. Ein pandemiegeprägter Blick auf das emotionale Verstehen
  • Mareike Ernst & Manfred E. Beutel:
    Einsamkeit – eine Zeitdiagnose in der COVID-19-Pandemie? Psychoanalytische Perspektiven auf ein hochaktuelles Phänomen

Zählen, Messen, Optimieren

  • Benigna Gerisch:
    »Große Zahlen fühlen sich gut an, kleine sind egal.«. Zur psychodynamischen Bedeutung quantifizierender Körperoptimierungspraktiken
  • Annabelle Starck & Heinz Weiß:
    Zwanghaft oder optimiert? – Zählen und Messen als Zeitphänomen oder als Symptom einer Zwangserkrankung. Beobachtungen aus der aktuellen Studie zur psychodynamischen Kurzzeittherapie von Zwangserkrankungen (PDT-OCD-Studie)

Neubestimmungen der Geschlechtsidentität

  • Susen Werner:
    Auch aus der Behandlung einer Patientin sowie die Frage nach der Aporie imRahmen der Wunscherfüllung
  • Bernd Heimerl:
    Die neue Choreografie der geschlechtlichen Ordnung. Überlegungen zur zeitdiagnostischen geschlechtlichen Identitätskategorie »non-binär«
  • Berthold König:
    Das vir-feminale Bewusstsein. Eine postpatriarchale Perspektive
  • Helga Krüger-Kirn:
    Un-/Gleichzeitigkeiten imfamilialen Geschlechterverhältnis. Zur Dominanz und Marginalisierung des Ödipuskomplexes im psychoanalytischen und gesellschaftlichen Familien-Diskurs

Herausforderungen für die Psychoanalyse

  • Herbert Will:
    Psychoanalytische Zeit in einer beschleunigten Welt. Die 50-Minuten-Stunde und die Bedeutung der Uhr
  • Michael B. Buchholz:
    Die Hütte brennt! Psychoanalyse der Zukunft der Psychoanalyse – Wiederaufnahme unter alarmierenden Bedingungen
  • Cord Benecke:
    »Tiefenpsychologisch«, »psychodynamisch«, »analytisch«, »psychoanalytisch« – welche Unterscheidungen ergeben heute eigentlich noch Sinn?

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