Details

Autor Reik, Theodor
Verlag A. W. Sijthoff's Uitgeversmaatschappij N.V., Leiden
Auflage/ Erscheinungsjahr 1936 Erste Buchausgabe
Format 20,8 × 15,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Halbleder mit marmorierter Einbanddecke
Seiten/ Spieldauer 44 [4] Seiten
Gewicht 125 g
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-000851_AQ

(Grinstein 27158)

Zu dieser Ausgabe

Eigentlich sollte Reiks Text einer der Beiträge für eine Festschrift zu Freuds 75. Geburtstag sein, die indes nicht realisiert wurde. Der daher in der Schublade gebliebene Beitrag fand erst fünf Jahre später, zu Freuds 80. Geburtstag, in einer überarbeiteten Fassung und ergänzt durch zwei weitere Aufsätze des Autors den Weg zur Veröffentlichung in einem edel gestalteten Bändchen, welches im niederländischen Exilverlag A. W. Sijthoff´S Uitgeversmaatschappij, Leiden, erschien.

»Ist es nicht gewagt, in unserer Zeit, in der sich so viele der besten Geister stürmisch zum Kollektivismus bekennen, daran zu erinnern, daß Einsamkeit und Gemeinsamkeit keine absoluten Gegensätze sind? Wer immer im Geistigen produktiv sein will, muß sich einem eigenartigen Rhythmus unterwerfen: er hat sich von den Menschen zurückzuziehen und er muß zu ihnen zurückkehren. Nur die Einsamkeit gestattet das geistige Schaffen. Wer immer zu den anderen geht, wird nicht zu sich selbst kommen. Solcher Notwendigkeit des Einsamseins und Einsambleibens widerspricht die Forderung der Gemeinsamkeit nur scheinbar: wer immer auf Menschen wirken will, braucht sie, muß ihre Sprache sprechen, kann ihrer Teilnahme nicht entraten.« (aus der Einleitung zu "Nachdenkliche Gratulation")

»Während die Fachgenossen nun — wenngleich mit Einschränkungen — die Bedeutung Freuds anerkennen, hat die Bezeichnung Freud-Schüler bei ihnen noch nimmer den Charakter eines Epitheton desornans. Ja — merkwürdig genug — die Anerkennung Freuds hat den Begriff diskreditieren geholfen. Freud-Schüler: das heißt noch immer eine seltsame Mischung von Fanatismus und Verstiegenheit, Abwegigkeit und intellektueller Verbohrtheit. Während Freud vorsichtig ist, sind seine Schüler verwegen; während seine Anschauungen von einschneidender Bedeutung sind, sind die ihren völlig wertlos und nicht ernst zu nehmen, lächerlich abstrus und einseitig, übertrieben und phantastisch. Nun ist es gewiß noch keinem Schüler Freuds eingefallen, sich mit ihm in eine Linie stellen zu wollen, aber es ist auch höchst unwahrscheinlich, daß sich die Schülerschar gerade dieses akademischen Lehrers aus Phantasten und intellektuellen Mittelmäßigkeiten, die sich um einen hervorragenden Geist sammeln, rekrutieren sollte. Und wieso kommt es denn, daß der eine oder der andere von diesen Schülern, wenn er sich später von den Anschauungen seines Lehrers entfernt hat, eine solche Beurteilung nicht mehr erfährt? Wieso kommt es, daß man, wenn man einmal Freud-Schüler war, es aber nicht mehr ist, wenn man natürlich die Bedeutung Freuds noch immer anerkennt, aber natürlich auch von der Begrenztheit seiner Ansichten spricht, wenn man sagt, dieser Teil seiner Lehre sei übertrieben, jener beruhe auf einem Mißverständnis oder einer ungerechtfertigt einseitigen Anschauung des menschlichen Seelenlebens, diese seine Ansicht sei mehr geistreich als zutreffend oder widerspreche der klinischen Erfahrung — wieso kommt es, frage ich, daß man bei solcher veränderter Perspektive von den Kritikern sogleich eine bessere Zensur erhält? Ist man da plötzlich einsichtsvoller und klüger, ein Weiser geworden?« (aus "Wir Freud-Schüler")

Aus dem Inhalt

  • Nachdenkliche Gratulation (Zum 80. Geburtstag Sigmund Freuds)
  • Wir Freud-Schüler
  • Schüler oder Zauberlehrling?

Über den Autor

Theodor Reik (1888-1969) arbeitete bis 1928 als Sekretär der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Danach wurde er Mitarbeiter am Psychoanalytischen Institut Berlin, bis er 1933 aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme zur Emigration gezwungen war. Reik floh zunächst in die Niederlande, 1938 emigrierte er in die USA.

Reik war im Gegensatz zu den meisten Psychoanalytikern seiner Zeit kein ausgebildeter Mediziner, was ihn in Konflikt mit dem damaligen Gesetz brachte, das nur Ärzten die Ausübung von Heilberufen gestattete. 1925 wurde er wegen Verstoß gegen das so genannte Kurpfuscherei-Gesetz angeklagt, da er ohne medizinische Ausbildung psychoanalytische Therapien betrieb. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse nahm dies zum Anlass, die Schrift Zur Frage der Laienanalyse (1926) zu veröffentlichen, in der Freud klar Stellung bezog für eine fundierte psychotherapeutische Ausbildung und für die Zulassung anderer Berufssparten zur Psychtherapie und Psychoanalyse.

Das Klima in der US-amerikanischen Psychoanalyse, die sich in diesem Punkt den Wünschen Freuds widersetzte und Nicht-Medizinern die Zulassung zur Ausbildung und Ausübung der Psychoanalyse verwehrte, erschwerte es Reik sich dort psychoanalytisch zu betätigen. So verweigerte ihm die Psychoanalytische Vereinigung von New York die vollwertige Mitgliedschaft. 1948 gründete Reik eine eigene Psychoanalytische Vereinigung, die auch Nichtmedizinern offen stand. Ihr angegliedert war eine Klinik, die seinen Namen trug. Reik hinterließ ein umfassendes Schrifttum, von dem die religionspsychologischen neben den kriminal- und kunstpsychologischen Schriften als die bedeutendsten gelten." (Quelle: Wikipedia.com)

Zum Erhaltungszustand

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