Details

Autor Kühn, Rolf
Verlag Springer
Auflage/ Erscheinungsjahr 1. Aufl. 2016; 29.08.2015
Format 23,5 × 15,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 379 Seiten
Gewicht 752
ISBN 9783319210643

Zu diesem Werk

Die Arbeit des Freiburger Philosophen Rolf Kühn entfaltet, wie das „originäre Wie“ des Lebens als sein Sich-Selbst-Sagen durch sein Sich-Selbst-Erscheinen zu verstehen ist. Eine solche radikal phänomenologische Problematik wird dabei unter dem umfassenden Begriff der Narrativität subsumiert.

Entsprechend wird in dieser Arbeit konkret analysiert, dass solches „Sagen“ überall dort stattfindet, wo sich Leben als selbstaffektive Passibilität ohne irgendeine Differenz vollzieht: im reinen Cogito als „Ich kann“, im Fleisch als Affekt und Trieb, in der kulturellen Lebenswelt als Ökonomie und Ideologie.

Diesem konsequenten Aufbau gehorchen die beiden Hauptteile I und II, wobei sich die Einzeluntersuchungen solcher Narrativität in ihrer lebensphänomenologischen Ursprünglichkeit von der klassischen Bewusstseinslehre wie der ihr entsprechenden Ontologie als einer „Metaphysik der Repräsentation“ in all ihren wirkungsgeschichtlichen Formen abgrenzen. Ein solcher Zugang zur Lebensphänomenologie wird auf diese Weise zum ersten Mal in der Forschung durchgeführt und damit gleichzeitg ein fundamentaler Beitrag zum Verständnis des Denkens Michels Henrys und den Aufgaben der neueren Phänomenologie geleistet.

Aus dem Vorwort des Autors

" ´Wie das Leben spricht`, ist letztlich die Kernfrage einer radikalen Lebensphänomenologie, wobei unweigerlich der Zusammenhang von Methode und Gegenstand der Phänomenologie als solcher zu artikulieren ist. Denn wenn es ein „originäres Wie" des lebendigen Erscheinens gibt, wie Michel Henry immer wieder gegenüber der klassischen Philosophie einschließlich Husserl und Heidegger betonte, dann kann ein solches Wie nicht mehr von einem regressiven Zugang abhängig gemacht werden, sondern es muss sich unmittelbar selbst aussagen. Sofern allerdings jede Sprache im überkommenen Verständnis an den Welthorizont und dessen Eröffnung als Bewusstsein oder Da-sein verwiesen bleibt, vermag die „Sprache des Lebens" prinzipiell nicht mit der „Sprache der Welt" gleichgesetzt zu werden.

Dies schließt nicht nur eine Kritik aller Hermeneutik und Sprachtheorien ein, sondern erfordert die prinzipielle phänomenologische Analyse eines radikalen „Ur-Sagens" des Lebens, welches sich diesseits aller Zeitlichkeit und dokumentierten Historie vollzieht, sofern es nicht mit den Geschichtsekstasen als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenfallen kann.

Daher folgen wir in den nachstehenden Kapiteln im Wesentlichen einem systematischen Aufbau, den Michel Henry in einer Notiz um 1998 in gewisser Weise vorgegeben hat:

"Die Aporie —> phänomenologische Methode —> die Sprache des Lebens: l) das Leben selbst; 2) der Schrei 3) die Ideologie, die Sprache (2) des wirklichen Lebens.  Die Sprache des Unbewussten — die Hermeneutik — die Vermittlung, das Symbol."

Wenn wir daher das „originäre Wie" des Lebens als sein Sich-Selbst-Sagen durch sein Sich-Selbst-Erscheinen verstehen und dieser radikal phänomenologischen Problematik den umfassenden Begriff der Narrativität zuordnen, dann soll damit zum Ausdruck gebracht sein, dass solches „Sagen" überall dort stattfindet, wo sich Leben als Selbstaffektion oder Passibilität ohne irgendeine Differenz vollzieht: im reinen Cogito als „Ich kann", im Fleisch als Affekt und Trieb, in der kulturellen Lebenswelt als Ökonomie und Ideologie. Diese in den beiden Hauptteilen I und II im Einzelnen entfaltete Narrativität in ihrer lebensphänomenologischen Ursprünglichkeit oder Radikalität bleibt dann zur Verdeutlichung abzugrenzen von der klassischen Bewusstseinslehre und der ihr entsprechenden Ontologie als einer „Metaphysik der Repräsentation" in all ihren wirkungsgeschichtlichen Formen. Der dabei grundlegend zu klärende theoretische wie praktische Status einer transzendentalen Einbildungskraft schließt zwei weitere Facetten ein, nämlich die gebotene Auseinandersetzung mit dem entsprechenden philosophischen Erbe bei Kant, Nietzsche, Freud und Heidegger vor allem sowie auch mit dem fiktiven Element des Imaginären in Ästhetik und Literatur.

In letzterer Hinsicht erfolgt für den deutschen Sprachraum auch zum ersten Mal eine ausführliche Darstellung des Romanwerkes von Michel Henry (11,7) als einer narrativen „Meta-Genealogie" der absoluten Individuierung des Menschen im Sinne lebendiger Ipseität, welche ihrerseits nicht ohne die religionsphänomenologisch begründete Unmittelbarkeit von Offenbarung als „Heil" verstanden werden kann (Einleitung). Hieraus ergibt sich zugleich, warum Henry die „Sprache des Lebens" in dessen „originärem Wie" über eine Erneuerung der Sprachproblematik mit Hilfe einer phänomenologisch bisher ungenutzten „Christologie" zu fassen versuchte, wie sie seinen letzten Schriften — das heißt in der so genannten Trilogie von „Ich bin die Wahrheit", „Inkarnation" und „Christi Worte" — zugrunde liegt."

Der Autor

Rolf Kühn, Dr. phil. Paris-Sorbonne (geb. 1944); Univ.-Dozent für Philosophie in Wien, Beirut, Nizza, Lissabon, Louvain-la-Neuve, Freiburg/Br.; zahlreiche Veröffentlichungen in Phänomenologie, psychologischer Anthropologie, Kultur- und Religionsphilosophie; Übersetzer wichtiger Werke Michel Henrys ins Deutsche; Mitherausgeber der Reihe „Seele, Existenz und Leben“ sowie des Jahrbuchs „psycho-logik“ im Karl Alber Verlag; Leiter des „Forschungskreises Lebensphänomenologie“ Freiburg (www.lebensphaenomenologie.de).

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