Details

Autor Rolnik, Eran
Verlag Brandes u. Apsel
Auflage/ Erscheinungsjahr 22. 08.2023)
Format 24 × 17 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 249 Seiten
ISBN 9783955583446

Zu diesem Buch

›Redekur‹ verbindet ein breit angelegtes theoretisches Nachdenken mit einem inspirierenden klinischen Tagebuch, die zusammen ein neugieriges, positiv unterlegtes, mitunter auch skeptisches Verhältnis zur Geschichte, zur Theorie und Praxis der Psychoanalyse zum Ausdruck bringen möchten.

Nach seinen in Paris bei Charcot gewonnenen Einblicken und Eindrücken entwickelte Sigmund Freud zusammen mit Joseph Breuer in ihren ´Studien zur Hysterie`, (1895) aus der in Paris praktizierten Hypnose als »kathartische« Methode, aus der später die »psychoanalytische« »Redekur« wurde, in der durch »freie Assoziation« allmählich bislang verdrängte Gedächtnisinhalte des Patienten der bewußten Bearbeitung zugänglich gemacht werden, wodurch die hysterischen Symptome in den meisten Fällen verschwanden. Die Methode der freien Assoziation besteht in der Selbstverpflichtung des Patienten, in der psychoanalytischen Kur »alles zu sagen, was ihm durch den Kopf geht, auch und gerade wenn es unangenehme, schambehaftete, ´peinliche`, als unwichtig oder widersinnig Gedanken sind. Die Erfahrung zeigte Freud, daß die freien Assoziationen (zu deren Gunsten Freud die Hypnose bald ganz aufgab) von der rationalen und moralischen Kritik, den ›Zensur‹-Mechanismen des Patienten frei sind, so daß in ihnen Verdrängtes wiederkehren kann: Bisweilen kann man so, mit Hilfe der Deutungsvorschläge des Analytikers, zu den Lebenseindrücken gelangen, die die Symptome hervorgebracht hatten.

Das vorliegende Buch ´Redekur` des israelischen Psychoanalytikes versammelt eine Zusammenstellung von dreizehn psychoanalytischen Gesprächen rund um diese zentrale Thema, die Rolnik während der Covid-Pandemie mit Kollegen führte. Entstanden ist araus ein originärer, anregender Text, der die feinsten Nuancen der analytischen bzw. psychotherapeutischen Begegnung in den Blick nimmt. Begriffe und Streitdebatten, die sich nicht selten seitens ihrer Verfechter in abgehobenen, realitäts- sprich: praxisfernen Elfenbeintürmen abgehandelt werden, erfahren in diesem Buch eine klare Relativierung, indem der Autor diesen mitunter abgehobenen Debatten seinen frischen Blick des erfahrenen Klinikers, Forschers und Lehrer entgegensetzt.

Zwar sei die Theorie für Rolnik zentral für sein klinisches Wirken; von vermeintlich »heiligen Kühen« und statischen Behandlunsganweisungen hält er  hingegen nichts. Rolnik sieht sine Verpflichtung als Psychoanalytiker im verantwortungsbewußten und auf eigenen Kompetenzen beruhenden therapeutischen Arbeiten, bei dem immer der Patient, nicht das sinnfreie Abspulen einer vermeintlichen psychoanalytischen Behandlungsagenda im Zentrum stehen sollte,.arbeiten einer gilt der therapeutischen Rede seiner Patienten sowie der Offenheit gegenüber den Weiten des Unbewussten im möglichst freud’schen Sinne. Redekur richtet sich an Therapeuten und Patienten sowie an Wissenschaftler und Studenten; sie verbindet ein breit angelegtes theoretisches Manifest mit einem inspirierenden klinischen Tagebuch, die beide ein neugieriges, skeptisches und liebendes Verhältnis zur Praxis, zur Theorie und zur Geschichte der Psychoanalyse verkörpern.

»Gerade eben habe ich angeregt, nicht davor zurückzuschrecken, auch Patienten mit frühem Trauma Deutungen vorzuschlagen. Ich sagte, dass auch posttraumatische Patienten keine Embryos sind, und jetzt rate ich Ihnen, die Deutung nicht an die höheren Ebenen zu richten, sondern die niedrigste Ebene zu suchen, auf welcher der Patient mit Ihnen kommuniziert. Heißt das nun, dass ich nicht konsequent bei meiner Technik bleibe? Vielleicht. Aber so verstehe ich die Psychoanalyse. Ich denke, es kommt ziemlich selten vor, dass in der Behandlungsstunde der von uns bevorzugte theoretische Denkansatz genau mit der uns anleitenden klinischen Theorie übereinstimmt.«

Eran Rolnik

Stimmen zum Buch

»Jeder Analytiker bildet mit zunehemender klinischer Erfahrung seine eigene Behandlungstheorie aus und entwickelt sie stetig weiter. Kaum einmal findet man ein so persönliches Buch, in dem ein Autor seine eigene klinische Praxis so lebendig und meisterhaft vermittelt wie Eran Rolnik. Bei der Lektüre werden wir in seinen analytischen Behandlungsraum hineingezogen und in seine Art, wie er mit den Problemen der Patient*innen umgeht, wie Konzepte und Theorien für ihn hilfreich geworden sind und wie er sie sich angeeignet hat. Dabei gerät der analytische Lesende unversehens in einen inneren Dialog mit dem Autor, der ihn anregt, seine eigene Praxis zu reflektieren. Ein einzigartiges Buch!«

Werner Bohleber, ehem. Herausgeber der Psyche

Inhalt

Vorwort

  • Psychotherapie in Gefahr
  • Unbewusst
  • Technik und Behandlungsrahmen
  • Analytische Präsenz
  • Leidenschaft und Widerstand
  • Zuhören und Containing
  • Übertragung, Enactment und Gegenübertragung
  • Vom Zuhören zur Deutung
  • Noch mehr vom Zuhören zur Deutung
  • Der Wahrheitskarpfen
  • Das psychoanalytische Objekt
  • Urlaub, Trennung und Behandlungsabschluss
  • Psychoanalyse als Weltanschauung

Literatur / Personenregister / Sachregister

Der Autor

Eran Rolnik, Dr., ist Lehrpsychoanalytiker und Supervisor in der Israelischen Psychoanalytischen Gesellschaft, Facharzt für Psychiatrie und Doktor der Geschichte an der Universität Tel Aviv. Er praktiziert in einer Privatpraxis in Tel Aviv und gehört dem Lehrkörper des Max Eitingon Institute for Psychoanalysis an. Er ist Mitglied der Lenkungskommission des Studienganges »Freud und seine Nachfolger«, eines Programmes für weiterbildende Studien in Psychotherapie der Sackler Faculty of Medicine der Universität Tel Aviv, und der Kommission zur Geschichte der Psychoanalyse des Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Zahlreiche veröffentlichungen u. a. zur Geschichte der Psychoanalyse: Freud auf Hebräisch (2013) und Sigmund Freud – Briefe (2019)

Die Herausgeberin

Sabine Schlüter, Mag.a phil., ist Historikerin, Psychoanalytikerin mit Lehrbefugnis (WAP/IPA) in freier Praxis, Co-Leiterin des Theoriedepartments der Wiener Psychoanalytischen Akademie, Herausgeberin für Österreich der „Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis“ und Verlagslektorin.

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