Details

Autor Xu, Yin
Verlag Königshausen u. Neumann
Auflage/ Erscheinungsjahr 02.2020
Format 23,5 × 15,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 164 Seiten
ISBN 9783826069901

Zu dieser Publikation

Die vorliegende literaturwissenschaftliche Studie versteht sich als ein Versuch, die umfangreichen Einflüsse der Literatur auf die psychoanalytische Theorie Freuds ideengeschichtlich zu rekonstruieren und das Gefundene anhand einer experimentalen Untersuchung von Freuds Shakespeare-Komplex vorzuführen. Sie zeigt, dass der literarische Einfluss auf Freud weit größer ist, als bisher angenommen wurde.

Aus der Einleitung des Autors

1. Einleitung - 1.1 Eine heterogene Betrachtungsweise

"Schon in der Geburtsstunde der Psychoanalyse stellte ihr Verhältnis zur Literatur und Literaturwissenschaft ein viel diskutiertes Thema sowohl unter den Laien als auch unter ihren Fachlesern dar. Bedingt wurde dieses merkwürdige Phänomen nicht nur durch die literarischen Neigungen und die Selbstinszenierung Sigmund Freuds, sondern auch durch den Einfluss, den die Psychoanalyse zunächst auf die Zeitgenossen und später auf die Nachwelt ausübte. Einerseits lässt sich leicht erkennen, dass die Schriften und Korrespondenz Freuds von literarischen Beispielen und Anspielungen überquellen; wenn man heute auf die Literaturgeschichte und die Weiterentwicklung der Literaturtheorie im 20. Jahrhundert zurückblickt, so ist andererseits auch ihre Prägung durch die Psychoanalyse keineswegs zu unterschätzen. Das Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Literatur ist somit von Anfang an ein wechselwirksames und interaktives. Die Annäherung beider Disziplinen ist kein Zufall, denn sie ist durch den Umstand bewirkt, dass sowohl die Literatur als auch die Psychoanalyse „ihre Existenz, wenn nicht allein, so doch wesentlich dem wechselreichen Zusammenspiel von Bewusstem und Unbewusstem" verdanken. Während die Literatur von dem bewusst Wahrnehmbaren ausgehend das Unsagbare im Unbewussten andeutet, versucht die Psychoanalyse hingegen „Unbewusstes ins Licht des Bewusstseins zu heben".

Es gelingt ihnen also jeweils auf eigene Art und Weise, Bewusstes und Unbewusstes zu verbinden. Diese lebhafte Wechselwirkung bezeugt eine umfangreiche Forschungsliteratur, deren Geschichte noch zu Lebzeiten Freuds ihren Anfang nahm. Sie beginnt mit der Würdigung des meisthaften Stils Freuds und der zahlreichen literarischen Bezüge in seinen Schriften, entfaltet sich mit der Entdeckung des wegweisenden Wertes der Psychoanalyse für die Literaturproduktion und Literaturanalyse, bis sich in der Nachkriegszeit die psychoanalytisch orientierte Literaturwissenschaft langsam als eine bedeutende Methodik etabliert. Doch so zahlreich die Aufsätze und Monografien über Literatur und Psychoanalyse heutzutage sind, so divers sind die Ansätze und Fragestellungen ebenso wie die Grundannahmen der Untersuchungen. Die heikle Lage lässt sich nur mit dem Umstand erklären, dass das Thema „Literatur und Psychoanalyse" mehrere immanente Bedeutungsschichten bedeckt, die sich nicht immer so klar voneinander unterscheiden und nicht selten auch von den jeweiligen Autoren auf eine ungeordnete, verwirrende Weise dargelegt worden sind. (...)"

Inhalt

1. Einleitung 

  • 1.1 Eine heterogene Betrachtungsweise
  • 1.2 Freuds Quellen und die Unzulänglichkeit der bisherigen Quellenforschung
  • 1.3 Literatur als Träger des (psychologischen) Wissens
  • 1.4 Freud und seine Zeit
  • 1.5 Gliederung der Arbeit

2. Sigmund Freud und die Literatur: Eine Inventarisierung der unterschiedlichen Ansätze

  • 2.1 Freud als Literaturkenner
  • 2.2 Freud als Schriftsteller? - Unterscheidung von Erzählkunst und Dichtkunst
  • 2.3 Freud als Ideengeber der literarischen Produktion
  • 2.4 Freud als Literaturtheoretiker
  • 2.5 Freud als „naiver Leser"
  • 2.6 Zwischenfazit

3. Ableitung der psychoanalytischen Theorie aus der Literatur 

  • 3.1 Die der Literatur entlehnten Begriffe
  • 3.2 Die literarische Herkunft der Behandlungsmethoden
  • 3.3 Startpunkt Literatur - Erkenntnisweg der Psychoanalyse
  • 3.4 Die Verarbeitung literarischer Beispiele in der Psychoanalyse
  • 3.5 Die literarischen Erzählmethoden
  • 3.6 Der Kulturpessimismus der Psychoanalyse als Fortsetzung des tragischen Denkens in der Literatur

4. Freud als „aktiver Leser" - Freud liest Shakespeare 

  • 4.1 Warum Shakespeare? - die besondere Bedeutung Shakespeares für Freud
  • 4.2 Hamlet als Kerngeschichte der Psychoanalyse
  • 4.3 Macbeth und die Kollektivität des Mordes
  • König Lear und die Geschichte der Regression

5. Schlussfolgerung

Bibliografie

Der Autor

Yin Xu studierte Germanistik in Beijing und Berlin. Seit 2018 ist er als Dozent an der Renmin University of China tätig.

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