Details

Autor Heinrich, Klaus
Herausgeber Kücken, Hans-Albrecht (Hg.)
Verlag ça-ira-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr Neuausgabe 2020
Format 22,5 × 16 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 288 Seiten
Gewicht 533
ISBN 9783862591558

Das Werk des Religionswissenschaftlers Klaus Heinrich wurde von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem "Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa" ausgezeichnet.

Stimmen zu diesem Band

"(...) Obwohl "nur" als Einführung für Studenten angelegt, verband sich mit dem Versuch, "eine Psychoanalyse vorzustellen, die ihren Namen verdient", durchaus ein ehrgeiziger Anspruch - der nämlich, die Nachfolge der Kritischen Theorie anzutreten. Denn es ging ja nicht nur um das Festhalten an Aufklärung, sondern auch darum, die Aufklärung selbst über ihre Grenzen und ihre eigentlichen Motive ins Bild zu setzen. Deshalb erscheint Kant bei Heinrich als eine Art Idol, das stets aufs neue angegriffen wird.

Nichts ist Heinrich sympathischer, als wie Kant auf Aufklärung zu beharren, und nichts verderblicher, als sie mit Kants Begrenzung - dem "Ich denke", das alle meine Vorstellungen muß begleiten können - zu betreiben. Doppelgängerei sei die Folge, ein Ich, das sich in die reine Kontrollinstanz und ihre dunkle illegitime Kehrseite aufspaltet. An Stelle dieser Doppelgängerei sollen die Widersprüche ins Denken selbst aufgenommen werden, bekommt das Unbewußte eine Intention, die ernst genommen werden will.

Heinrich pointiert es in seinem Vorwort: Die Menschengattung wolle ihr Unbewußtes kennenlernen, und in diesem Trieb dürfe sie nicht diesen oder jenen Schritt der Aufklärung vergötzen. Den Hegelschen Begriff des konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen führt Heinrich gegen die abstrakte Allgemeinheit ins Feld, die die gesellschaftlichen Verhältnisse allesamt verzeichnet. In ihr geht der Ariadnefaden verloren, der zum Unglücksort, zugleich dem Transformationsort, zurückführt.

Von dieser Schnittstelle habe auch Marx sprechen wollen, als er die Arbeitsprozesse untersuchte, von ihr spricht Freud ununterbrochen, wenn er den Ödipuskomplex analysiert. Nur der Sozialwissenschaftler spricht nicht mehr von ihr. Dem heutigen Leser wiederum kann nicht entgehen, wovon Heinrich schweigt. Vor allem übergeht er die einschneidenden Weiterentwicklungen Melanie Kleins und ihrer Schule, die die Psychoanalyse auf eine der Freudschen "Revolution" ebenbürtige Weise revolutionierten. Damit beraubt er sich des Kontakts zur psychoanalytischen Praxis, die lediglich in Miniporträts zwischen skurriler Entschärfung und ödipalem Pathos figuriert. Aber gerade daß Heinrich sich durch die Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung so heroisch unbeirrt zeigt, verleiht ihm für die Pathologie der Gesellschaft das absolute Gehör."

Aus einer umfangreichen Besprechung des Buches von Carolione Neubaur, veröffentlicht in der FAZ vom 19.07.2001

Meine Hörer hatten mich gebeten, eine Vorlesung über Religionskritik zu halten. Ich habe ihnen entgegnet: Diese Kritik ist nicht zu trennen von dem Moment der Reflexion in den Religionen selbst, die Reflexion in ihnen und ihnen gegenüber ist eine. – Für diesen Zusammenhang, der den Prozeß der Selbstverständigung der Gattung begleitet hat und ihn bis heute widerspiegelt, habe ich den Namen Religionsphilosophie gewählt. Sie ist die materiale Philosophie, die das kollektiv und individuell Verdrängte der Heilslehre Philosophie zur Sprache bringt, und sie vermag es nur, indem sie das ›Fürchtet euch nicht‹ der historischen Religionen ernst nimmt und es in die erkennende Konfrontation mit bis heute wirksamen fundamentalen Ängsten übersetzt. Religionskritik, die sich dieser Dimension nicht stellt, fiele hinter die Reflexion in den Religionen selbst zurück. Darum habe ich der jetzt bald vor einem Menschenalter gehaltenen Vorlesung den Titel Religionsphilosophie gegeben.

Aktueller Hintergrund der Vorlesung war eine unselige Situation in den Geisteswissenschaften – damals zunehmend und mit beschwörerischer Wendung Sozialwissenschaften genannt –, die sich immer stärker abzuzeichnen begann. Reflexions- und darum erfahrungsfeindlich zugleich, und zwar an beiden Polen: dem marxistischen, der einmal ein Hort der Reflexion gewesen war, und dem empiristischen, der Empirie nicht länger mit Reflexion vermengt sehen wollte, wollten und konnten sie eine materiale Reflexion nicht gelten lassen. Das war besonders deutlich in der von beiden Seiten gleichermaßen betriebenen Marginalisierung und schließlich Eliminierung einer Disziplin, die in den antiautoritären Anfängen der Studentenbewegung noch als ein selbstverständlicher Bundesgenosse gegolten hatte: der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Sie ist in dieser Vorlesung als ein Movens präsent, nicht weniger als die kritische Opfertheorie Horkheimers und Adornos und die politische Theologie Paul Tillichs.

Inhalt

Anamnetisches Vorwort
Erste Vorlesung

Zweite Vorlesung

Dritte Vorlesung

Vierte Vorlesung

Fünfte Vorlesung

Sechste Vorlesung

Siebte Vorlesung

Achte Vorlesung

Neunte Vorlesung

Anmerkungen / Stichwortartige Übersicht /Editorische Notiz

Der Autor

Klaus Heinrich, Jahrgang 1927, lebt in Berlin, wo er aufgewachsen ist. Nach dem Gymnasium war er Luftwaffenhelfer, 1943 wurde ein Verfahren gegen ihn geführt, wegen Wehrkraftzersetzung und Defaitismus. Seit dem Wintersemester 1945/46 studierte er Rechte und Religionwissenschaften, Theologie und Psychologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1948 war er studentischer Mitbegründer der Freien Universität Berlin. 1952 schloß er das Studium mit der Promotion ab, danach: Assistenz und Lehrtätigkeit am Religionswissenschaftlichen Institut, 1964 Habilitation, 1971 ordentliche Professur für das Fach Religionswissenschaft auf religionsphilosophischer Grundlage.

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