Details

Autor Plänkers, Tomas; Federn, Ernst
Verlag edition diskord
Auflage/ Erscheinungsjahr 1994
Format 21,4 × 15 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung gebunden
Seiten/ Spieldauer 237 Seiten
Abbildungen Mit zahlreichen Fotos u. Abb.
SFB Artikelnummer (SFB_ID) 3-89295-586-7

Zu diesem Buch

Eine der Folgen des Zweiten Weltkrieges war die physische, psychische Vernichtung oder Beschädigung fast einer ganzen Generation, die als Mütter und Großmütter, Väter und Großväter Geschichte als Geschichten an die nächste Generation hätten weitergeben können.

Dies gilt ebenso auch für die Nachkriegsgeneration der Psychoanalytiker, denen erst unter dem ins Deutsche übernommenen Begriff der ›Oral History‹ etwas wiederbegegnete, was unter anderen Umständen selbstverständlich wäre: offizielle Wissenschaftsgeschichte vor dem Hintergrund erzählter Geschichte zu lesen.

Aus der Einleitung des Autors

"(...) Geschichtsschreibung in der klinischen Anwendung der Psychoanalyse heißt Erinnern und Durcharbeiten. Ein bloß intellektuelles Verständnis bleibt therapeutisch wirkungslos, solange es sich nicht verbunden hat mit einer Vielzahl affektiv erlebter Szenen, in denen der Widerstand gegen das Erinnern konkret verkörpert ist. Die Geschichte der Psychoanalyse selber steht nicht außerhalb des Wechselspiels von Aufdeckung und gleichzeitiger Verhüllung. Es bedarf daher jener Vielzahl von Geschichten einzelner, um einen Zugang zu den von der Oberfläche verbannten Konflikten offizieller Geschichtswerke der Psychoanalyse zu bekommen. Darin scheint mir der eigentliche Sinn jeder Form von oral history zu liegen. So bahnen Ernst Fedems Geschichten sowohl einen Zugang zur Pionierzeit der Psychoanalyse wie auch zu den Widerständen, die im Kreise der Analytiker gegen die Zumutungen psychoanalytischer Erkenntnisse bestanden - und bestehen. Indem diese Geschichten sehr persönliche Erfahrungen mit bekannten Protagonisten der psychoanalytischen Geschichte entfalten, schützen sie zugleich vor unreflektierten Identifizierungen (...)"

Inhalt

Vorwort

Die Protokolle der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung
Zur Geschichte ihrer Publikation

  • Bildteil I

Über einige Pioniere der psychoanalytischen Bewegung

  • Bildteil II

In Dachau und Buchenwald (1938 - 1945)

Erfahrungen mit der Psychoanalyse in den USA (1948 - 1972)

Rückkehr nach Österreich
Zur Anwendung der Psychoanalyse im Strafvollzug

  • Zeittafel: Lebensstationen Ernst Federns

Auswahlbibliographie Ernst Federns

Literaturverzeichnis

Über die Autoren

Ernst Federn war ein Sohn des Psychoanalytikers Paul Federn und Neffe des Wirtschaftsjournalisten Walther Federn sowie der Schriftstellerin Etta Federn-Kohlhaas und des Schriftstellers Karl Federn. Er absolvierte das Akademische Gymnasium in Wien. Zunächst beabsichtigte er nicht, ebenfalls Psychoanalytiker zu werden, sondern ging in die Politik, was für einen marxistischen Sozialisten damals, in den Dreißigerjahren in Österreich, hieß, in den Untergrund zu gehen.

Während er bereits in der Zeit des Austrofaschismus 1936 als Mitglied der trotzkistischen „Revolutionären Kommunisten Österreichs (RKÖ)“ zweimal von den österreichischen Behörden verhaftet, dann jedoch wieder freigelassen wurde, wurde er schließlich knapp nach dem „Anschluss Österreichs“ auf Grund seiner bekannt trotzkistischen Gesinnung und seiner jüdischen Herkunft am 14. März 1938 neuerlich verhaftet, diesmal jedoch von der Gestapo. Als KZ-Häftling überlebte er anschließend zunächst vier Monate im Konzentrationslager Dachau, danach fast sieben Jahre im Konzentrationslager Buchenwald.

Als Jude und Trotzkist war Federn im KZ Buchenwald einer doppelten Gefahr ausgeliefert: Er mußte sich dort nicht nur gegen die SS, sondern auch gegen seine Mitgefangenen in der von Stalinisten dominierten Häftlingsselbstverwaltung durchsetzen. Mit einem Trotzkisten zu reden, war verboten. Es gab allerdings einen berühmten kommunistischen Gefangenen, der im Lager unerhörte Dinge durchgestanden hatte. Mit dem habe ich sehr viel über Psychoanalyse gesprochen. Er ließ es sich nicht verbieten, mit mir zu sprechen. Da er großen Einfluss auf die anderen hatte, bekam ich den Ruf des Psychoanalytikers im Lager. Man konnte nun doch mit mir sprechen, die Leute konnten mit mir über sich und ihre Probleme reden.

Einige Monate war Bruno Bettelheim Federns Mitgefangener, und die beiden diskutierten über die Psychologie des Terrors.

Anfang April 1945 wurde Federn von seinem trotzkistischen Freund und Mithäftling Karl Fischer, der ebenfalls Mitglied der „Revolutionären Kommunisten Österreichs“ gewesen war, knapp vor der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vor einem Todesmarsch durch Übergabe dessen eigener weißen Lagerschutzbinde gerettet. Ernst Federn selbst dazu: „Wie Sie ja wohl wissen, Karl rettete mein Leben in einer der kritischsten Momente vor der Befreiung. Ich fühle mich für immer an ihn verpflichtet.“

„Im April 1945 wurde Ernst Federn durch die United States Army befreit. Eine Rückkehr nach Österreich, das von den Russen besetzt war, erschien dem entschiedenen Gegner Stalins als zu gefährlich - eine realistische Einschätzung: Sein Freund Karl Fischer beispielsweise wurde vom sowjetischen Geheimdienst entführt und nach Sibirien verschleppt. Ernst Federn hat die Haftzeit innerlich ungebrochen überstanden. Noch im Lager, am 20. April 1945, veröffentlichte er mit drei anderen Häftlingen die 'Erklärung der internationalistischen Kommunisten Buchenwalds', in der sie sich gegen den Stalinismus wandten und für eine österreichische Räterepublik eintraten. Federn ging nach Brüssel, wo er sein politisches Engagement fortsetzte.“ (Roland Kaufhold)

Federn emigrierte 1948 mit seiner Frau Hilde Federn, geborene Paar, in die USA. Er lebte dort bis 1961 in New York City, anschließend bis 1972 in Cleveland, Ohio, und arbeitete als Familienberater, Sozialarbeiter und Psychotherapeut.

Ernst Federns zuerst 1946 veröffentlichte Arbeit Versuch einer Psychologie des Terrors wurde zu dieser Zeit von der Öffentlichkeit vor dem Klima der Restauration und des Wiederaufbaus so gut wie nicht wahrgenommen und rezipiert. Ähnlich verhielt es sich zunächst bei der Herausgabe der Protokolle der sogenannten Mittwochsgesellschaft, jenes Kreises um Freud, der sich seit 1902 in Freuds Wohnung traf, die zuerst in den Vereinigten Staaten erschienen war. Federn edierte diese für die Geschichte der Psychoanalyse außerordentlich wichtige Quelle gemeinsam mit dem Psychoanalytiker Hermann Nunberg.

1972 kehrte Federn auf Einladung  des damaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreiskys und Christian Brodas nach Österreich zurüc, und er begann sogleich, sich als Psychotherapeut und Supervisor bei der Reform des Strafvollzugs zu engagieren, wobei er u. a. die psychoanalytisch orientierte Sozialarbeit mit Strafgefangenen einführen half. (Quelle, Wikipedia)

Ausführliche Informationen zu Leben und Werk Ernst Federns finden Sie hier:

http://www.hagalil.com/archiv/2010/04/10/federn-einfuehrung/

Tomas Plänkers, geboren 1950 in Halle/Saale, Psychoanalytiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main. Plänkers knüpfte den Kontakt zu Federn und besorgte die ausführlichen Interviews mit dem österreichischen Analytiker.

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