Details

Herausgeber Janus, Ludwig; Kurth, Winfried; Reiß, Heinrich J.; Egloff, Götz (Hg.)
Verlag Mattes Vlg
Auflage/ Erscheinungsjahr 15.12.2015
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 440 Seiten
Gewicht 580
Reihe Jahrbuch für psychohistorische Forschung, Band 16
ISBN 9783868091052

Zu diesem Band der Reihe

Der geschichtliche Prozess läßt sich verstehen als eine fortwährende Entwicklung und Transformation der gesellschaftlichen Strukturen und der psychologischen Mentalitäten über die Genationen und lebensräume hinweg.

Jeder wird in seinem Leben durch die Entwicklung in seiner Zeit geprägt und ist gleichzeitig Mitgestalter dieses Geschehens. Jacob Burckhardt hat in diesem Sinne gesagt: „Wir möchten gern die Welle kennen lernen, auf der wir treiben,doch wir sind die Welle selbst.“

Der große Wendepunkt in der neueren Mentalitätsgeschichte und Gesellschaftsgeschichte ist die Aufklärung mit der Befreiung des Denkens aus projektiven Trancen und Strukturen. Dieser Mentalitätswandel hat die erstaunlichen Veränderungen und Fortschritte auf allen gesellschaftlichen Ebenen in den letzten 200 Jahren ermöglicht, indem er die kognitiven Potenziale des Einzelnen für die Gesellschaft freisetzte. Diese Entwicklung war auch ein Beginn der Reflexion unserer Gefühle,wie sie sich beginnend in der Literatur des 18.und 19.Jahrhunderts und in den Tiefenpsychologien des 20. Jahrhunderts vollzog. Trotzdem konnten immer noch kollektiv-projektive Gefühlsstrukturen das gesellschaftliche Geschehen gestaltend mitbestimmen, wie dies etwa in den Kriegsinszenierungen des 20. Jahrhunderts und den kollektiven Ideologien zum Ausdruck kam und kommt. Ein Grund hierfür ist, dass die frühen vorsprachlichen Erlebensschichten weitgehend im Stammhirn auf einer senso-motorisch-imaginativen Ebene gespeichert und deshalb zutiefst unbewusst sind.

Darum konnten und können sie so elementar projektiv ausgelebt werden. Hier ist in den letzten Jahren durch die Entwicklung der Säuglingsforschung und der Pränatalen Psychologie ein Wandel eingetreten, sodass auch diese frühen Ebenen der Reflexion zugänglich werden können. Daraus ergibt sich die neue Möglichkeit, auch diese frühesten vorsprachlichen Gefühle auf der persönlichen Ebene zu erfassen, zu reflektieren und auch wirklich zu verantworten. Das würde auch den Umgang mit Gefühlen auf der kollektiven Ebene grundlegend verändern, wie dies auch jetzt schon in der Durchsetzung demokratischer Strukturen und in dem Ersatz der Kriegsinszenierungen durch Verhandlungen zunehmend geschieht. Die Reflexion und Verantwortung der Gefühle erscheint als ein so weitreichender Schritt in der Mentalitätsentwicklung, dass man auch von einer emotionalen Dimension der Aufklärung sprechen könnte. In diesem Band wird diese Perspektive auf verschiedenen Ebenen erkundet und erläutert.

Aus dem Inhalt

  • Ludwig Janus: Die emotionale Dimension der Aufklärung – Verantwortung für unsere Gefühle
  • Tilmann Moser: Verantwortung für unsere Gefühle – biographische Anmerkungen
  • Ofra Lubetzky: Künstler und Kreativität: Die Beziehung zwischen dem Werk des Künstlers und Ereignissen, die früh in seinem Leben stattfanden
  • Klaus Evertz: Authentizität der Gefühle im künstlerischen Schaffen
  • Horia Crisan: Die intrauterine Beziehungsmatrix: Das indische Paradigma unbewusster Organisationsschemata gesellschaftlicher Strukturen
  • Harald Strohm: Religion und frühe Kindheit
  • Antonia Stulz-Koller: Wenn Frau Räsong in den Teich gefallen ist. Verantwortung übernehmen für die Gefühlswelt – Erfahrungen aus der Kinderpsychotherapie
  • Marita Klippel-Heidekrüger: Charakteristik der Gefühle in der Regressionspsychotherapie
  • Wolfram Schüffel: Gefühle in der Medizin verantworten: Die Phänomenologie eines Zwillingslebens – Medizin und ärztliches Handeln als Wissenschaft
  • Bernhard Wegener: Emotionen in der Philosophie – Versuche des Kompromisses mit dem Körper
  • Winfried Kurth: Dynamik der öffentlichen Gefühle
  • Juhani Ihanus: Specialties of emotionality in Russia
  • Peter W. Petschauer: Amerika damals und heute. Alleinwerden in einer komplexen Gesellschaft.
  • Manfred Kalin: Wie verarbeitet ein künstlerisches Gemüt die Problematik seiner Zeit?
  • Götz Egloff: Integrative Psychoanalyse
  • Doris Stopp: Ein Beispiel von Überschneidungen zwischen Geschichte und Medizin
  • Karl-Lutz Hepp: Pränatale Psychologie und Kindergartenarbeit

Wiedergelesen – immer noch aktuell

  • Horia Crisan: Das Ich und seine zwei Welten. Zur evolutionsbiologischen Dialektik der Kultur-Natur-Beziehung

Rezensionen

  • Lloyd deMause: Das emotionale Leben der Nationen (Ludwig Janus)
  • Joachim Bauer: Schmerzgrenze. Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt (Sven Fuchs)
  • Lotte Köhler, Jürgen Reulecke, Jürgen Straub (Hg.): Kulturelle Evolution und Bewusstseinswandel. Hans Kilians historische
  • Psychologie und integrative Anthropologie (Ludwig Janus).

Kaufoption

24,00 €