Details

Autor Silberer, Herbert (1882 - 1923)
Herausgeber Turnheim, Michael (Hg.)
Verlag Hora Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 1987
Format 21 × 15 × 2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 196 Seiten
ISBN 9783213000111

Als kleiner Restbestand noch verfügbar, regulär vergriffen

Inhalt des Bandes

  • Editorische Notiz
  • Bericht über eine Methode, gewisse symbolische Halluzinationserscheinungen hervorzurufen und zu beobachten
  • Phantasie und Mythos
  • Über die Symbolbildung
  • Symbolik des Erwachens und Schwellensymbolik überhaupt .
  • Nachwort von Michael Turnheim.

Aus dem umfangreichen Nachwort von Michael Turnheim  der 1987 erschienenen Neuausgabe des Buches

"... et une preface ne se fait pas pour desservir. - Qu 'eusse-je ecrit pour une postface?

Die von Freud aufgestellte Unterscheidung zwischen latentem und manifestem Inhalt des Traumes hat bei manchen seiner Zeitgenossen die Hoffnung erweckt, mit der Psychoanalyse über eine neue Theorie der Erkenntnis zu verfügen. Was ist tatsächlich verführerischer, als das Latente mit der Seele gleichzusetzen, in der ewige Wahrheiten verborgen wären, die es zu entziffern gälte? So betrachtet würde die Psychoanalyse uns auffordern, uns von der Wechselhaftigkeit und Flüchtigkeit der Welt abzuwenden, um aus der Seele sichere und dauerhafte Erkenntnisse zu schöpfen.

Jung geht in diese Richtung, wenn er die Psyche als das „allerrealste, weil einzig unmittelbare Wesen" bezeichnet und damit eine Tradition wiederaufnimmt, die von der antiken Auffassung der Erkenntnis zu den Piatonikern des Mittelalters führt. Während er damit Schule gemacht hat, sind die seinem Werk verwandten Arbeiten Herbert Silberers fast in Vergessenheit geraten. Allerdings taucht sein Name in Lacans „Ecrits" wieder auf, wo ihm ein kurzer Artikel gewidmet ist.

Wer war also Herbert Silberer? Es ist nicht leicht, etwas über ihn zu erfahren. Daß, wie man behauptet hat4, über sein Leben nichts bekannt geworden sei, stimmt allerdings nicht. Geht man den Spuren nach, die er hinterlassen hat, so stößt man auf einen seltsamen Lebenslauf.

In seinen meist von Selbstbeobachtungen ausgehenden Arbeiten stellt sich Silberer als Denker dar, der sich die gewichtigsten philosophischen Probleme zu vergegenwärtigen sucht. Silberers Neigung zum Höheren scheint nicht sofort offen hervorgetreten zu sein und hat seine Familie enttäuscht. Alles wies anfangs darauf hin, daß er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, eines „bekannten Sportsmannes, Begründers der österreichischen Luftschiffahrt, Politikers und Philanthropen", den Freud lapidar als „Macher" bezeichnete.

Vom frühesten Kindesalter an gewann der Sohn Schwimmwettbewerbe, trat als Kunstradfahrer auf, wurde von den größten Meistern im Reiten unterrichtet und von seinem Vater in die Ballon-Luftschiffahrt eingeweiht. Sobald es sein Alter erlaubte, wurde er Mitarbeiter der ebenfalls vom Vater geleiteten „Allgemeinen Sportzeitung". Aber plötzlich verlor er die Lust, Rennplätze zu besuchen, vernachlässigte seine journalistischen Pflichten und wandte sich als Autodidakt dem Studium der Sprachen, der Philosophie und schließlich der Psychoanalyse zu.

Sein erster die Psychoanalyse betreffender Artikel erscheint 1909 in der ersten Nummer des „Jahrbuches für psychoanalytische und psychopathologische Forschungen". Freud lobt die Arbeit des damals siebenundzwanzigjährigen Autors, der seine Veröffentlichungen in rascher Folge fortsetzt. Trotz seiner Bewunderung versucht Silberer von Anfang an, Freud gegenüber eine gewisse Distanz einzuhalten. Er macht aus seinem Einverständnis mit Jung kein Geheimnis und publiziert regelmäßig in Zeitschriften des mit Freud verfeindeten Stekel. Obwohl sein Verhältnis zur Wiener Psychoanalytischen Vereinigung immer schlechter wird, nimmt er weiterhin als Mitglied an deren Versammlungen teil. 1923 beendet er sein Leben durch Selbstmord. (...)"

Silberer zwischen Freud und Jung

Silberer und Freud: Der Versuch von Herbert Silberer, sich der Gruppe um Freud anzuschließen, fiel in eine Zeit des Umbruchs. Freud überwarf sich mit wichtigen Verbündeten wie Alfred Adler (1911), Wilhelm Stekel (1914) oder C. G. Jung (1914). Freud, in dessen Werk sich mehrere Hinweise auf Silberer finden, verweist auf Silberers Ergänzung zu seiner Traumlehre: „Silberer hat bekanntlich gezeigt, daß man in Zuständen zwischen Schlafen und Wachen die Umsetzung von Gedanken in visuelle Bilder direkt beobachten kann, daß aber unter solchen Verhältnissen häufig nicht eine Darstellung des Gedankeninhaltes auftritt, sondern des Zustandes (von Bereitwilligkeit, Ermüdung usw.), in welchem sich die mit dem Schlaf kämpfende Person befindet. Ebenso hat er gezeigt, daß manche Schlüsse von Träumen und Absätze innerhalb des Trauminhaltes nichts anderes bedeuten als die Selbstwahrnehmung des Schlafens und Erwachens. Er hat also den Anteil der Selbstbeobachtung – im Sinne des paranoischen Beobachtungswahns – an der Traumbildung nachgewiesen.“

In einem Nachruf der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse wird aber die gespannte Situation des Kreises um Freud mit Silberer deutlich: „Der Verstorbene war langjähriges Mitglied der Wiener Gruppe, von der er sich aber in den letzten Jahren bis auf gelegentliche Besuche persönlich ferngehalten hatte. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere auf dem Gebiete der Traumpsychologie, sind in der psychoanalytischen Literatur mehrfach anerkennend gewürdigt worden; aber auch an kritischen Einwendungen gegen manche ungerechtfertigte Verallgemeinerung hat es nicht gefehlt. Das Interesse Silberers lag offenkundig außerhalb des eigentlichen psychoanalytischen Bereiches; er hat sich mit schönem Erfolge um das psychologische Verständnis der sogenannten okkulten Phänomene bemüht, wovon sein eigentliches Hauptwerk: ‚Die Probleme der Mystik und ihrer Symbolik‘, 1914, Zeugnis ablegt.“

Silberer und C. G. Jung: Silberer war der Erste, der den Versuch unternahm, eine symbolische, psychologische und psychoanalytische Deutung eines alchemistischen Textes vorzunehmen. Damit erweitert er den Deutungsbereich der Psychoanalyse und bildet ein Brückenglied zu der jungschen symbolischen, archetypischen Deutung der Träume und ihrer Symbolik hin zum Individuationsprozess.
Probleme der Mystik und ihrer Symbolik.

In seinem Hauptwerk „Probleme der Mystik und ihrer Symbolik“ (1914), das bis heute sowohl psychologisch wie alchemistisch bedeutsam geblieben ist, arbeitet er den Prozesscharakter und die teleologische Bedeutsamkeit der Alchemie heraus und übersetzt deren Sprache in einen psychologischen Diskurs. Silberer nahm sich eine längere Passage aus dem Buch „Die Geheimen Figuren der Rosenkreuzer“ aus dem Jahre 1785 vor, Parabola genannt. In der Einleitung schreibt Silberer programmatisch: „In einem alten Buche fand ich eine seltsame Erzählung, ‚Parabola‘ benannt. Ich stelle sie an den Ausgangspunkt meiner Betrachtungen, weil sich aus ihr ein willkommener Leitfaden ergibt. In der Bemühung, die Parabola zu verstehen und psychologisch zu durchdringen, werden wir veranlasst, jene phantastischen Gebiete zu durchwandern, in welche ich den Leser führen möchte. Am Schlusse unserer Wanderung werden wir dann mit dem Verständnis des ersten Beispieles zugleich die Kenntnis gewisser psychischer Gesetzmäßigkeiten erworben haben.“ Nach der Einleitung und dem Abdruck der „Parabola“ beginnt der analytische Teil. Zuerst versucht er eine psychoanalytische Deutung, um dann Alchemie, Hermetische Kunst, Rosenkreuzertum und Freimaurerei zur Interpretation heranzuziehen. Das Besondere ist der Versuch einer „mehrfachen Deutung“ des Textes, der unterschiedliche Lesarten zulässt und nicht auf eine psychoanalytische Deutung allein reduziert wird bzw. werden kann. Im dritten Teil vertieft er seine Vorgehensweise.

Quelle: Wikipedia; wir empfehlen die Lektüre des umfassenden Beitrages zu Herbert Siberer dort

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