Details

Autor Kipphardt, Heinar
Verlag ROWOHLT Taschenbuch
Auflage/ Erscheinungsjahr 2. Auflage; 01.10.1986
Format 19 × 11,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Gewicht 88
ISBN 9783499158186

Zu diesem Band

Heinar Kipphardt hat über mehrere Jahre hinweg seine Träume aufgezeichnet. In diesen Protokollen vermischen sich Privates und Öffentliches, Komisches und Grauenhaftes, Erlebtes und Ersehntes, Lüste und Ängste. Genau besehen werden Kipphardts Träume zu einem subversiven Spiegel des Literatur- und Theaterbetriebs ebenso wie der politischen Zustände. Eingewoben in seine Traumtexte sind stets sehr persönliche Erfahrungen des Autors.

Aus dem Vorwort des Autors

In einem Vorwort zu der Sammlung konkretisiert Kipphardt seine Herangehensweise an den Traum:

"(...) Bei meiner Auswahl der Traumprotokolle ließ ich beiseite, was den Bereich des Nur‑Persönlichen nicht überschritt, was unverständ­lich und was für mich selber reizlos war. Bei der Arbeit an den Traumnotaten aus der neu gewonnenen Distanz respektierte ich in je­dem Falle die wirkliche Traumarbeit und folgte den ursprüngli­chen Protokollen auch in den Einzelheiten, schönte und glättete sie nicht, brachte sie aber in eine lesbare, literarische Form. (…) Ich bin mit der Rohform etwa so umgegangen, wie ich beim Schreiben mit Erinnerungen umgehe. (...)"

Stimmen zu Kipphardts Traum-Arbeiten

"(...) Der Schriftsteller und Arzt für Psychiatrie Heinar Kipphardt (1922‑1982) hat sich schon früh mit Träumen auseinandergesetzt. In seinem Schauspiel „Die Nacht, in der der Chef geschlachtet wurde“ (1966) nutzt er einzelne Traumszenen, um das verdrängte Gefühls­leben des karikierten Kleinbürgers Oskar Bucksch bloßzustellen. Den Träumen gegen­über nimmt er dabei das Verhältnis „eines Psychoanalytikers zu den Träumen eines Pati­enten“[76] ein. In den fünfzehn Jahre später veröffentlichten „Traumprotokollen“ dagegen „wechselt Kipphardt die Seiten“: Er präsentiert nunmehr seine eigenen Träume, verzich­tet dabei auf eine Analyse, bearbeitet sie jedoch literarisch. (...)

Die Zurückdrängung des „Nur‑Persönlichen“ entspricht Kipphardts Literaturbegriff wie er in seinen Dokumentar‑Dramen „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ und „Bruder Eichmann“ zum Ausdruck kommt. Hier lassen sich auch die Anfänge seiner Ausein­ander­setzung mit dem Traum finden: Während der Arbeit an dem Schauspiel „MÄRZ, ein Künstlerleben“ notierte er über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren seine Träume, um sie mit Zeugnissen aus der Psychiatrie zu vergleichen. Einzelne Sequenzen hielten Einzug in das Stück, der Großteil war jedoch nicht zur Veröffentlichung vorgese­hen: „Es war eine Art von intimer Materialsammlung zum Zwecke des genannten Ver­gleichs.“[78] So hegte er auch Zweifel, ob sich die Traumaufzeichnungen wegen ihres sehr persönlichen Charakters überhaupt zur Veröffentlichung eigneten. Erst nach längerem Zögern und Zureden von Freunden entschloß er sich zur Publikation. (...)

Zitiert aus: Oliver Wieters: "Der Traum als literarische Form. Franz Fühmanns Traum-Erzählungen und -Notate", Tübingen 2012

Der Autor

Heinar Kipphardt, geboren am 8. März 1922 in Heidersdorf (Schlesien), gestorben am 18. November 1982 in München, Dr. med. mit Fachrichtung Psychiatrie, übersiedelte 1949 von Krefeld nach Ost-Berlin, wurde Arzt an der Charité und später Chefdramaturg am Deutschen Theater. Seit 1961 lebte er in der Nähe von München. 1970/71 war er Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele. Sein Stück „In der Sache J. Robert Oppenheimer gehört zu den Klassikern des modernen Theaters. Auch sein letztes Stück „Bruder Eichmann“ erregte Aufsehen.

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