Details

Autor Hauten, Lars
Verlag Schattauer
Auflage/ Erscheinungsjahr 1. Aufl. 2021; 15.05.2021
Format 24,6 × 17,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 264 Seiten
Gewicht 683
ISBN 9783608400335

Zu diesem Manual

Keine Praxis ohne Theoriegrundlagen - keine Theorie ohne Praxisbezig. - Dieses Buch beschreitet beide Seiten und stellt die Tiefenpsychologische Psychotherapie (TP) in kompakter und gleichsam unterhaltsamer Weise dar. Hauten veranschaulicht die über fünf Jahrzehnte gewachsene Geschichte des Psychotherapie- Verfahrens. Er zeigt, wie die TP sich theoriegeschichtlich, berufspolitisch und wissenschaftstheoretisch entwickelt hat und im Laufe dieser Entwicklung aus der kleinen Schwester der Psychoanalyse ein effektives und wirtschaftliches Behandlungsverfahren wurde, das heute in der Richtlinienpsychotherapie den zweiten Platz nach der VT einnimmt.

Der Praxisteil des Buchs weist eine besondere Fallbeispiel-Konstellation auf: Dieselben Fallgeschichten werden in verschiedenen Settings erzählt. Einmal durchlaufen die Patientin und der Patient die Therapie in der Praxis niedergelassener TherapeutInnen, einmal erfahren beide die Behandlung in einer Institutsambulanz. Die parallele Darstellung unterstreicht die Einzigartigkeit jeder therapeutischen Begegnung. Statt der Präsentation von „Musterlösungen“ in Form von Fallsequenzen entsteht ein lebendiges Bild von Psychotherapie. Der Autor ordnet das Verhältnis der verschiedenen (nicht nur der psychodynamischen) Psychotherapie-Verfahren neu an. Mit Blick auf die Direktausbildung wird der TP eine entscheidende Rolle dabei zukommen, die psychodynamischen Verfahren an die Universitäten zu bringen. Es wird der Vorschlag begründet, den eher umständlichen Begriff für die TP zu vereinfachen in „Tiefenpsychologische Psychotherapie.“

Dieses Buch richtet sich an Niedergelassene: TPler zur Selbstvergegenwärtigung und Identitätssicherung; APler zum Verstehen, was die kleine Schwester macht; VTler, um PDT an sich heranlassen; AusbildungskandidatInnen: Orientierung, leichter Zugang durch geringen Umfang und Erzählungsform; Lehrende

Aus dem Geleitwort von Gerd Rudolf

"Was ist Psychotherapie, wer braucht sie und wer kann sie bekommen, welche Berufsgruppen bieten sie an und was vermag sie zu bewirken? Das sind Themen, die PatientInnen beschäftigen, aber es gibt auch andere Fragen, die vorab von den TherapeutInnen selbst, von der Gesellschaft und ihren politischen Gremien ausgehandelt werden müssen: Was ist eine behandlungsbedürftige Störung, wie versteht man deren Entstehung vor dem Hintergrund der jeweiligen Lebensbedingungen, was kann bzw. muss die Gesellschaft zu ihrer Behandlung tun, und auch, wer soll die Kosten tragen? (...) Hautens Buch ist ein Protokoll des engagierten Nachforschens über das, was speziell die psychodynamische Therapie im Wesentlichen ausmacht. Den Hintergrund bildet ein Abriss der historischen Entwicklung in Deutschland, beginnend mit der Psychoanalyse Anfang des 20. Jahrhunderts, deren existenziellen Nöten in der NS-Zeit, den begrenzten Arbeitsbedingungen in der Nachkriegszeit und schließlich ihrer Aufnahme in den Leistungskatalog der Krankenkassen gemäß der »Psychotherapierichtlinie« 1967.(...)

Die erste große Wende erfolgt 1967, als analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in die kassenärztliche Versorgung einbezogen und entsprechend der Psychotherapierichtlinie den Versicherten auf Kosten der Krankenkasse angeboten werden. Als Therapieverfahren stand nicht mehr die tendenzlose Psychoanalyse, sondern eine zeitlich begrenzte psychoanalytische Behandlung mit der Zielsetzung der Symptomreduzierung zur Verfügung. Darüber hinaus wurde ein zweites Verfahren etabliert, dem Hautens Hauptinteresse gilt: die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die bei Inkrafttreten der Richtlinie zwar formal definiert, aber inhaltlich und behandlungstechnisch noch wenig eindeutig beschrieben war. Der über Jahrzehnte hinweg regelmäßig veröffentlichte »Kommentar Psychotherapie Richtlinien« erlaubt es heute, die Entwicklung dieser Behandlung nachzuvollziehen. Hier sollten anfangs im Unterschied zur analytischen Psychotherapie nicht die unbewussten Konflikte der Persönlichkeit bearbeitet, sondern es sollte Symptomatik gelindert werden. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Indikation zur TP zunächst relativ unscharf definiert blieb, formuliert Hauten die interessante Hypothese, dass hier, nachträglich gesehen, gleichsam eine »therapeutische Leerkategorie« geschaffen wurde, die im Laufe der Jahrzehnte mit konkreten Inhalten gefüllt wurde. (...)

Indem der Autor das Atmosphärische einer Psychotherapie bzw. einer Ausbildungssituation und deren innere Entwicklungen in unterschiedlichen Konstellationen anschaulich macht, gibt er seinem wissenschaftlichen Werk abschließend eine gleichsam belletristische Abrundung."  -  Gerd Rudolf

Inhalt

Teil I Theorie

  • 1 Psychotherapie und Gesellschaft I: Ursuppe
  • 2 Tell Me About Your Mother
  • 3 Weichenstellungen im »Dritten Reich«
  • 4 Richtlinienpsychotherapie
  • 5 Psychotherapeut*innengesetz
  • 6 Psychodynamische Psychotherapie
  • 7 Psychotherapeutisches Kontinuum
  • 8 Strukturtherapie: Modifikation oder Standard?
  • 9 Tiefenpsychologische Psychotherapie
  • 10 Same Same But Different?
  • 11 Neue Wege, alte Fragen
  • 12 Psychotherapie und Gesellschaft II: You know nothing, Jon Snow

Teil I Praxis

Vorbemerkung
Dramatis Personae

  • 13 Die Therapie der Frau Acht in einer niedergelassenen Praxis
  • 14 Die Therapie der Frau Acht in einer Institutsambulanz
  • 15 Die Therapie des Herrn Bertolt in einer Institutsambulanz
  • 16 Die Therapie des Herrn Bertolt in einer niedergelassenen Praxis
  • Antragsbericht Fall Frau Acht
    Antragsbericht Fall Herr Bertolt

Anhang

  • Abkürzungen
  • Literatur
  • Sachverzeichnis

Der Autor

Lars Hauten, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, in eigener Praxis niedergelassen in Berlin. Fachkunde TP (ppt – Institut für Psychologische Psychotherapie und Beratung Berlin) und AP (aai – Alfred Adler Gesellschaft für Individualpsychologie in Berlin). Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsleiter am ppt-Institut. Weitere Lehraufträge u.a. an der IPU (International Psychoanalytic University) und bei den Lindauer Psychotherapiewochen. Psychotherapie-Gutachter TP.

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