Details

Autor Deleuze, Gilles; Guattari, Fèlix
Herausgeber Rösch, Günther (Hg.)
Verlag Merve
Auflage/ Erscheinungsjahr 01.09.1993
Format 22 × 13,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 716 Seiten
Gewicht 970
ISBN 9783883960944

„Wer einfache Antworten sucht, wird sich auf den Hochebenen und in den schwarzen Löchern dieses Buches verirren, je komplexer aber die Gegenwart wird, desto überlegener könnte sich das multiple Denken dieser beiden wilden Philosophen noch erweisen.“

Mathias Bröckers,auf:  Deutschlandfunk

Die beiden Autoren in einem Intervie zu Ihrem Werk ´Tausend Plateaus`:

Das Buch „Tausend Plateaus“ hat keinen Anfang und kein Ende, keine aufsteigende Logik, keine kausalen Verkettungen, kein System im klassischen Sinne. Und doch, so Gilles Deleuze, ist es alles andere als ein unsystematisches Buch:

„(...) Das Versagen der Systeme ist heute eine geläufige Bemerkung geworden, die Unmöglichkeit, ein System zu schaffen wegen der Verschiedenheit des Wissens. Diese Idee hat zwei Nachteile: Man faßt nur noch ernsthafte Arbeiten über kleine, sehr lokale und bestimmte Themen ab, und, schlimmer noch, man vertraut alles Umfassende einer schwärmerischen Nicht-Arbeit an, wo jeder alles mögliche sagen kann. In Wirklichkeit haben die Systeme überhaupt nichts von ihrer lebendigen Kraft verloren. Heute gibt es in der Wissenschaft und in der Logik den Anfang einer Theorie der sogenannten ,offenen Systeme‘, die auf Interaktion begründet sind, die nur lineare Kausalitäten ablehnen und den Begriff der Zeit verändern. Was Guattari und ich Rhizom nennen, entspricht genau einem offenen System. Die Antwort auf die Frage: ,Was ist die Philosophie?‘ müßte sehr, sehr einfach sein. Alle wissen, daß die Philosophie sich mit Begriffen beschäftigt. Ein System ist die Gesamtheit von Begriffen. Es ist ein offenes System, wenn die Begriffe mit Ereignissen verbunden werden und nicht mehr mit dem Wesen. Aber auf der einen Seite sind die Ideen nicht vorgegeben, sie existieren nicht von vornherein: man muß Begriffe finden, schöpfen. [...]

Neue Begriffe schaffen, die von Bedeutung sein würden, das ist immer das Anliegen der Philosophie gewesen. Auf der anderen Seite sind die Ideen keine Verallgemeinerungen, in der Atmosphäre der Zeit, sondern im Gegenteil, sie sind Einmaligkeiten, die auf die Flut des einfachen Denkens reagieren: Man kann sehr gut ohne Konzept denken, aber sobald es ein Konzept gibt, existiert wirklich eine Philosophie. Das hat nichts mit einer Ideologie zu tun. Ein Konzept steckt voller kritischer und politischer Kraft und Freiheit. Es ist ja gerade die Kraft des Systems, die alleine herausfinden kann, was gut, was schlecht ist, was neu oder nicht neu, lebendig oder nicht lebendig in einer Ideenkonstruktion ist. Nichts ist absolut gut, alles hängt vom systematischen Gebrauch und der Klugheit ab. In ,Tausend Plateaus‘ versuchen wir zu sagen: Das Gute ist niemals sicher – zum Beispiel bedarf es nicht nur eines ,glatten Raums‘, um die Einfurchungen und Engen zu überwinden, nicht bloß eines Körpers ohne Organe, um die Organisation zu überwinden. Man wirft uns manchmal vor, komplizierte Worte zu benutzen, um ,auf schick zu machen‘. Das ist nicht nur bösartig, sondern auch idiotisch. Ein Konzept braucht manchmal ein neues Wort, um bezeichnet zu werden, manchmal bedient es sich eines gewöhnlichen Worts, dem es einen einmaligen Sinn gibt. Auf jeden Fall glaube ich, daß das philosophische Denken niemals eine solche Rolle gespielt hat wie heute, weil sich ein ganzes, nicht nur politisches, sondern auch kulturelles und journalistisches System bildet, das einen Angriff auf jedes Denken darstellt.“

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