Details

Autor Chiesa, Lorenzo
Verlag Neue Deutsch-Französische Jahrbücher
Auflage/ Erscheinungsjahr 07.03.2022
Format 24 × 16 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Gewicht 476
Reihe L'une-bévue
ISBN 9783949153020

Was sollte / könnte / müßte es heute heißen, sich erkenntnisgenerierend mit den Beiträgen Lacans zu befassen?

Subjektivität und Andersheit steht für Lorenzo Chiesa als Prämisse dafür, daß Lacan als „paradox systematischer Denker“ begriffen werden sollte, indem dieser ein - im positivsten Sinne - fragmentarisches Werk in der offenen Form eines ´work in progress` hinterlassen hat. Als ein solches verlangt es eine minutiöse Lektüre, die sich den Brüchen und – endlich auch – der Systematik von Lacans Theorie des Subjekts stellen muss. Gemäß dieser Theorie muss Subjektivität, so der Autor, ins Verhältnis zu der für sie konstitutiven Andersheit gesetzt werden.

Dabei wird im Durchlauf von Lacans psychoanalytischer Lehre eine philosophische Grundthese erkennbar: Das von der Sprache gespaltene Subjekt, das ein Problem mit seiner Sexualität hat, ist ein sprechendes Tier. Aus leicht anderer Perspektive gefasst: Freuds Ödipuskomplex, über den wir individuell in die Sprache eintreten, bildet die ontogenetische Form der Entstehung des Transzendentals und daher die unvollständige Weise, in der wir überhaupt erst zu menschlichen Tieren werden. Dies liefert die philosophische Lesbarkeit von Lacans Werk sowie den Rahmen, innerhalb dessen die Kategorien des Imaginären, Symbolischen und Realen begriffen werden müssen. Wie der Autor betont, kommt dabei, entgegen der lacanianischen doxa, insbesondere dem Imaginären eine Schlüsselrolle zu, weil es bereits diese Ebene ist, auf der sich das menschliche Tier in seiner biologisch abweichenden Sexualität von anderen Tieren abhebt.

Als eine systematische und durch Klarheit bestechende Einführung gibt dieses Buch einen Leitfaden an die Hand, Lacans Werk selbst kennen zu lernen. Insofern erhebt es nicht den Anspruch, die eigene Lektüre Lacans zu ersetzen. Während Einsteigende also in diesem Buch eine Einführung finden, die ihnen wesentliche Grundbegriffe der Lacan’schen Psychoanalyse aufschlüsselt und darüber hinaus die nötige Orientierung liefert, sich dem Lacan’schen Text zu nähern, werden all jene, bereits mit Lacans Werk Vertrauten durch diese Arbeit dazu eingeladen, dieses neu zu entdecken und sich Fragen zu stellen, deren Antworten auch über die Grenzen dieses Buchs hinausführen. Für Chiesa selbst – und alle, die seine Herausforderung annehmen – bildet dieses Werk den Beginn einer noch anhaltenden Arbeit, die das fortsetzt, was Lacan uns offen hinterlassen hat.

Aus dem Vorwort des Autors zur Neuausgabe

"Über zwanzig Jahre nach seiner Entstehung halte ich noch immer entschieden an den zentralen Argumenten fest, die in Subjektivität und Andersheit entwickelt werden. wie der Untertitel besagt, kann dieses Buch als philosophische Lektüre Lacans aufgefasst werden. Einfacher aber auch ließe es sich als systematische Einführung in sein werk lesen, die sich methodisch gleichermaßen gegen schwärmerische wie ultraorthodoxe Lesarten wendet (die Grenze zwischen beiden verschwimmt zusehends), weil sie einer sorgfältigen und eingehenden Arbeit am Text den Vorzug gibt. Für mich persönlich – ich bin mir darüber im Klaren, dass diese Feststellung banal erscheinen mag – bildet dieses Buch den Grundstein meines theoretischen Denkens überhaupt, das meine nachfolgenden Arbeiten stark geprägt hat und auch noch meine gegenwärtige Forschung bestimmt. ohne detailliert auf Lacans Theorie des Subjekts als Subjekt der Sprache einzugehen, ist es schlichtweg nicht möglich dessen Theorie der sexuellen Differenz angemessen zu begreifen und sich an die Frage nach ihren weitreichenden ontologischen Implikationen heranzuwagen, geschweige denn eine neue materialistische Metaphysik (warum eigentlich nicht?) zu erarbeiten, die weit über seine Lehre hinausgeht. (...)"

Inhalt

  • Vorwort zur deutschen Ausgabe
  • Einleitung

Erster Teil: Das Subjekt des Imaginären (Anderen)

  • Kapitel 1: Das Subjekt Des Imaginären (Anderen)
    1.1 Einleitung: Das Subjekt und das Ich
    1.2 »Ich ist ein anderer«: Die (de)formierende Funktion von Bild und Spiegelstadium
    1.3 Hainamoration, Ideal-Ich und Ich-Ideal
    1.4 Das Bewusstsein, das Unbewusste und die Komplexe

Zweiter Teil: Das wie eine Sprache strukturierte Unbewusste

  • Kapitel 2: Das wie eine Sprache strukturierte Unbewusste
    2.1 Einführung: Vom kleinen zum großen Anderen
    2.2 Die Funktion des Sprechens
    2.3 Der Begriff der Botschaft
    2.4 Signifikant, Signifikat, Buchstabe
  • Kapitel 3: Ödipus als Metapher
    3.1 Einleitung: Der Eintritt ins Symbolische
    3.2 Der mythische Zustand vor der Versagung und die Urversagung
    3.3 Die Dialektik der Versagung oder die erste (»prä-ödipale«) Phase des Ödipuskomplexes
    3.4 Die zweite und dritte Phase des Ödipuskomplexes
    3.5 Sexuierung und weiblicher Ödipuskomplex
    3.6 Die Vatermetapher, der Name-des-Vaters und der Phallus
    3.7 Der Ödipuskomplex und die Entstehung des Unbewussten

Dritter Teil: Das Subjekt des Realen (Anderen)

  • Kapitel 4: Es gibt keinen Anderen des anderen
    4.1 Einleitung
    4.2 Von »Eis gibt einen Anderen des Anderen«
    4.3 ...zu »Eis gibt keinen Anderen des Anderen«
    4.4 Was ist das »Reale«?
  • Kapitel 5: Das Subjekt des Phantasmas und darüber hinaus
    5.1 Das Subjekt des Phantasmas und die Funktion des Todestriebs: Eine Übersicht
    5.2 Das Subjekt des Phantasmas und das Begehren
    5.3 Das Subjekt des Phantasmas und das Objekt a
    5.4 Reines Begehren, Genießen und die Ethik der Psychoanalyse
    5.5 Jouts-sens,Jouis-sens,Jouis-sanj

Anmerkungen der Übersetzer
Literaturverzeichnis
Namens- und Sachregister

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