Details

Herausgeber Horkheimer, Max; Fromm, Erich u. a. (Hg.)
Verlag Paris, Librairie Félix Alcan
Auflage/ Erscheinungsjahr EA, 1936
Format 21 × 15 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Original-Lwd.
Seiten/ Spieldauer 954 Seiten
Gewicht 1300
Reihe Schriften des Instituts für Sozialforschung, Band 5
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-006217_AQ

Extrem seltene Erstausgabe des 1936 im Pariser Exil erschienenen Forschungsberichtes aus dem Frankfurter Institut für Sozialforschung

Die Studien über Autorität und Familie sind neben der Zeitschrift für Sozialforschung das wichtigste kollektive Werk des frühen Frankfurter Instituts für Sozialforschung.

Sie wurden zum Grundlagenwerk der Familiensoziologie und begründeten die empirische Sozialforschung im deutschsprachigen Raum. Horkheimers Programm einer Durchdringung von Empirie mit materialistischer Theorie wird in ihnen paradigmatisch an der Familie als zentraler Instanz der Sozialisation durchgeführt.

Die Studien umfassen drei Abteilungen:

  • In der ersten Abteilung umreißen Horkheimer, Fromm und Marcuse in großen theoretischen Entwürfen die allgemeine kulturtheoretische, die sozialpsychologische und die ideengeschichtliche Dimension des Verhältnisses von Autorität und Familie.
  • Die zweite Abteilung dokumentiert die empirischen Untersuchungen des Instituts. Dabei werden nicht nur die Ergebnisse der einzelnen Erhebungen etwa bei Arbeitern und Angestellten, bei Jugendlichen oder bei Arbeitslosen dargelegt, sondern immer auch die angewandten Methoden ausgewiesen und die verfolgten Ziele erläutert.
  • Die dritte Abteilung enthält verschiedene Einzelstudien und Literaturberichte.

Die Beiträge des Bandes im Detail

1. Abt.: Theoretische Entwürfe über Autorität und Familie; Max Horkheimer: Allgemeiner Teil. Erich Fromm: Sozialpsychologischer Teil. Herbert Marcuse: Ideengeschichtlicher Teil.

2. Abt.: Erhebungen: Geschichte und Methoden der Erhebungen. Die einzelnen Erhebungen. Arbeiter- und Angestelltenerhebung. Erhebung über Sexualmoral. Gutachten Karl Landauer. Sachverständigenerhebung über Autorität und Familie. Erhebung bei Jugendlichen über Autorität und Familie. Erhebung bei Arbeitslosen über Autorität und Familie.

3. Abt.: Einzelstudien.

  • Karl A. Wittfogel: Wirtschaftsgeschichtliche Grundlagen der Entwicklung der Familienautorität.
  • Ernst Manheim: Beiträge zu einer Geschichte der autoritären Familie.
  • Andries Sternheim: Materialien zur Wirksamkeit ökonomischer Faktoren in der gegenwärtigen Familie. Hilde Weiss: Materialien zum Verhältnis von Konjunktur und Familie.
  • Gottfried Salomon: Bemerkungen zur Geschichte der französischen Familie.
  • Willi Strelewicz: Aus den familienpolitischen Debatten der deutschen Nationalversammlung 1919.
  • Ernst Schachtel: Das Recht der Gegenwart und die Autorität in der Familie.
  • Harald Mankiewicz: Die Entwicklung des französischen Scheidungsrechts.
  • Harald Mankiewicz: Die Rechtslage der in nicht-legalisierten Ehen lebenden Personen in Frankreich. Zoltan Ronai: Die Familie in der französischen und belgischen Sozialpolitik.
  • Hubert Abrahamsohn: Die Familie in der deutschen Sozialpolitik.
  • Paul Honigsheim: Materialien zur Beziehung zwischen Familie und Asozialität von Jugendlichen.
  • Kurt Goldstein: Bemerkungen über die Bedeutung der Biologie für die Soziologie anlässlich des Autoritätsproblems.
  • Fritz Jungmann: Autorität und Sexualmoral in der freien bürgerlichen Jugendbewegung.
  • Marie Jahoda-Lazarsfeld: Autorität und Erziehung in der Familie, Schule und Jugendbewegung Österreichs.
  • Curt Wormann: Autorität und Familie in der deutschen Belletristik nach dem Weltkrieg. Literaturberichte. Herbert Marcuse: Autorität und Familie in der deutschen Soziologie bis 1933.
  • Alfred Meusel: Die Familie in der deutschen Gesellschaftsauffassung seit 1933.
  • Paul Honigsheim: Autorität und Familie in der französischen Geistesgeschichte.
  • J. Rumney: Autorität und Familie in der englischen Soziologie.
  • Arthur W. Calhoun: Autorität und Familie in der amerikanischen Soziologie der Gegenwart.
  • Adolfo Luini: Autorität und Familie in der italienischen Soziologie.
  • Hans Mayer: Autorität und Familie in der Theorie des Anarchismus.
  • R. Meili: Das Problem der Autorität in der neueren pädagogischen Literatur.

Anhang: Résumés français. English abstracts

Aus dem Vorvort Ludwig v. Friedeburgs zur Neuausgabe

Vorbemerkung

"Von einem Raubdruck in den sechziger Jahren abgesehen, ist dieser erste Forschungsbericht des Frankfurter Instituts für Sozialforschung bisher niemals in Deutschland veröffentlicht worden. Der Band wurde im New Yorker Exil Anfang 1935 abgeschlossen und erschien ein Jahr darauf im Alcan Verlag in Paris. Er war Felix Weil gewidmet, der mit seiner wissenschaftlichen Arbeit seine Familie davon überzeugt hatte, das Institut für Sozialforschung 1923 zu stiften. In der Schriftenreihe des Instituts vorausgegangen waren Monographien von Mitarbeitern der ersten, von Carl Grünberg bestimmten Phase. 1930 hatte Max Horkheimer die Leitung mit einem neuen Programm übernommen. Die einzelnen Fachwissenschaften sollten in der kollektiven Arbeit des Instituts dadurch zusammengeführt werden, daß sie sich an zentralen Fragen einer Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft orientierten, in der es um den Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Leben, der politischen Kultur und der psychischen Entwicklung der Individuen ging.

Erste Auskunft über Arbeitsweise und Ertrag gaben diese Studien zur bürgerlichen Familie und ihrer Beziehung zur Autorität, also deren Bedeutung für die Vermittlung von Herrschaft. In den empirischen Untersuchungen war das Programm "durchgängiger Zusammenarbeit verschiedener Fachvertreter sowie der Durchdringung konstruktiver und empirischer Verfahrensweisen" schwerer zu verwirklichen als in der theoretischen Arbeit. Das zeigten, ebenso wie die großen Beiträge in der Zeitschrift für Sozialforschung jener Jahre, die "Theoretischen Entwürfe über Autorität und Familie", die am Anfang stehen. Sie haben jeweils ihren Platz im Werk von Horkheimer, Fromm und Marcuse. Der Zusammenhang und die Kooperation, in denen sie entstanden, wird in diesem Band erkennbar, an dessen kollektiver Produktion auch Leo Löwenthal und Karl August Wittfogel wichtigen Anteil hatten.

Die Fragebogenerhebungen des Instituts in Deutschland und nach 1933 zwangsläufig in anderen europäischen Ländern, von denen der zweite Teil handelt, verleugnen ihre vorläufige und fragmentarische Gestalt nicht, begründet in den Schwierigkeiten nach der Ausweisung wie durch die methodischen Probleme neu zu erprobender Verfahrensweisen. Hier finden sich auch die ersten Informationen über die legendäre Befragung qualifizierter Arbeiter und Angestellter am Vorabend des Dritten Reiches, über die Genaueres erst viele Jahrzehnte später zu erfahren war. Mit zahlreichen, zumeist eigens in Auftrag gegebenen Einzelarbeiten und Literaturberichten schließt der Band.

Wie das Konzept vom autoritären Charakter und seiner Korrespondenz zur autoritären Gesellschaft entstand, ist in den Studien über Autorität und Familie nachzulesen. Darüber hinaus dokumentieren sie ein wichtiges Kapitel der Geschichte des Instituts für Sozialforschung und einen Entwicklungsschritt der kritischen Gesellschaftstheorie."

Ludwig v. Friedeburg, Institut für Sozialforschungan der Universität Frankfurt am Main,
in seinem Beitrag zur Reprintausgabe 

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB der seltene Band in einer vergleichsweise besonders gut erhaltenen Erstausgabe; innen erstaunlich frisch und ohne Anstreichungen, Anmerkungen; der Einband gleichfalls gut und ohne Beschädigungen; beiliegend ein Flyer und drei Zeitungsartikel (vlg. Foto) - Selten.

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