Details

Autor Lorenzer, Alfred
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 5. Auflage 25.03.2000
Format 17,6 × 10,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 248 Seiten
Gewicht 228
Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft - stw, Band 31
ISBN 9783518276310

Zu diesem Buch

Alfred Lorenzers Studie »Sprachzerstörung und Rekonstruktion« ist heute – zweienhalb Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung – bereits als ein Klassiker der Gegenwartsdiskussion um das »Rätsel Psychoanalyse« einzustufen, denn sie erschließt Grundprobleme psychoanalytischer Erkenntnisbildung auf einem neuen Reflexionsniveau: es geht

  • (1.) um den Wissenschaftscharakter der Psychoanalyse, um die genaue Begründung ihres hermeneutischen Status;
  • (2.) um das »Lesen« ihres Erkenntnisgegenstandes, das Begreifen der Neurose als Form einer »Sprachzerstörung«, als »Aufspaltung des Sprachspiels«; und
  • (3.) um die Eigenart des psychoanalytischen Verfahrens, wobei Lorenzer die seinen Ansatz insgesamt charakterisierende Idee des »szenischen Verstehens« grundlegend und anschaulich entwickelt.

Die leicht belegbare Tatsache, daß gerade das Konzept des szenischen Verstehens weit über den psychoanalytisch-therapeutischen Horizont hinaus in den methodologischen Debatten qualitativer sozial- und subjektzentrierter Kulturforschung Resonanz gefunden hat, beweist, daß Lorenzer mit dieser Studie gelang, was ihn zu seinem Projekt einer »Metatheorie der Psychoanalyse« bewegt: die Selbsteinigelung der innenpsychoanalytischen Diskussion aufzubrechen, um vom Boden der psychoanalytischen Erfahrungen aus ein Gespräch zwischen den Humanwissenschaften anzuregen und auch der nicht-psychoanalytischen scientific community detailliert darzulegen, »was der Psychoanalytiker macht«, zu welchen Erkenntnissen er gelangt und wie diese Erkenntnisse über die therapeutische Aufgabenstellung hinaus fruchtbar gemacht werden können.

Aus dem Inhalt

Einführung in die Taschenbuchausgabe / Vorwort / Einleitung

  • I. Ausgang und Aufgabenstellung
  • II. Logisches Verstehen. Nacherleben und Evidenzerlebnisse
  • III. Exkurs über Symbol und Klischee
  • IV. Exkurs über die Krankengeschichte des kleinen Hans
  • V. Das szenische Verstehen
  • VI. Aufspaltung des Sprachspiels, Teilhabe an der Szene, topische Progression und Symbolbildung
  • VII. Grenzen und Besonderheiten der psychoanalytischen Hermeneutik

Über den Autor

Alfred Lorenzer (* 8. April 1922 in Ulm; † 26. Juni 2002 bei Perugia, Italien) war ein deutscher Psychoanalytiker und Soziologe. Lorenzer gilt als Pionier einer interdisziplinären Psychoanalyse, da er stets sowohl psychologische als auch biologische und soziologische Dimensionen in der Wissenschaft vom Menschen, insbesondere der Psychoanalyse, berücksichtigt wissen wollte.

Nach seinem Abitur begann er ein Architekturstudium, wechselte aber bald zur Medizin. Lorenzer spezialisierte sich nach seinem Examen auf das Gebiet der Psychiatrie, promovierte 1954 in Tübingen bei Ernst Kretschmer und wandte sich bereits dort als Oberarzt der Psychoanalyse zu – damals eine tabubesetzte Grenzüberschreitung. Von 1960 bis 1963 arbeitete er an der von Alexander Mitscherlich geleiteten psychosomatischen Klinik der Universität Heidelberg, wo er sich psychoanalytisch ausbilden ließ, anschließend von 1963 bis 1969 in Frankfurt am Sigmund-Freud-Institut, dessen Leitung Mitscherlich übernommen hatte. Hier tat Lorenzer die entscheidenden Schritte zur Entwicklung seines eigenen theoretischen Ansatzes, einer Verknüpfung von Psychoanalyse und Soziologie, und habilitierte sich 1969 an der philosophischen Fakultät der Frankfurter Universität für Psychologie, insbesondere Psychoanalyse und Sozialpsychologie.

1971 auf eine Professur für Sozialpsychologie in Bremen berufen, kehrte Lorenzer 1974 nach Frankfurt zurück und übernahm an der Universität einen Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Sozialisationstheorie. Bis 1992 war er als Lehr- und Kontrollanalytiker tätig. Seit 1990 durch schwere Krankheit massiv eingeschränkt, starb Alfred Lorenzer am 26. Juni 2002 in seinem Sommerhaus in Umbrien. Zu seinen Schülern zählt unter anderem der Sozialpsychologe Bernard Görlich.

(Quelle: Wikipedia)

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