Details

Autor Roheim, Géza
Verlag Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Leipzig, Wien
Auflage/ Erscheinungsjahr 1919
Format 22,2 × 15,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Gebunden
Seiten/ Spieldauer 263 Seiten
Reihe Internationale Psychoanalytische Bibliothek, Band 6
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-004392_AQ

Selten Erstausgabe und eine der zeitlich frühesten Publikationen des Internat. Psychoanalytischen Verlages.

Aus dem Vorwort zu dieser Ausgabe

»Den Schlüssel zu all den kollektiven Vorstellungen und Riten, in deren Mittelpunkt der Spiegel steht, finden wir in der zweiten ontogenetischen Stufe der psychosexuellen Entwicklungen der Selbstliebe (Narcissismus). So wie das lndividuum diese Entwicklungsstufe am reinsten im Kindesalter zeigt, gruppieren sich auch die Spiegeltabu zum großen Teile um das Kind und die Motivierungen der Tabu verraten das unbewußte Wissen des wahren Sinnes der Verbote. Die Erstarrung und Konservierung der infantilen seelischen Einstellung charakterisiert den aus dem Spiegel wahrsagenden Seher und die Spiegelschau der Könige.

Die Wiederbelebung des kindlichen Narcissismus erfolgt im Seelenleben des Durchschnittsmenschen gewöhnlich dann, wenn er in seinen Kindern sein eigenes infantiles Ebenbild wiederfindet und mit und in seinen Kindern die Kindheit wieder durchlebt oder mit anderen Worten die Spiegelschau führt zur Reincarnation.

Das Liebesorakel der Spiegelschau, in denen das Mädchen statt des eigenen Bildes den Zukünftigen im Spiegel erblickt, deutet an, daß die Stelle des Ichs als Zielpunkt der Libido nun vom Geliebten eingenommen wird, daß die Objektwahl auf narcißtischer Grundlage gelungen ist. Doch eben dann, in diesem entscheidenden Stadium der Libidoübertragung, kann infolge der Fixierung an sich selbst die Hemmung auftreten, die Regression auf die autoerotische Stufe und als deren Projizierung tritt dann der im Spiegel erscheinende Totenkopf oder das kopflose Ebenbild auf. Daß man die Haustiere, besonders die Katze, in den Spiegel schauen läßt, ist eine Übertragung des Liebeszaubers auf dieTierwelt.

Die negative Form des Spiegelschau-Ritus ist der autosymbolische Ausdruck einer teils gegen den Narcissismus gerichteten Reaktion, teils aber des Grauens vor der Selbsterkenntnis; der im Spiegel erscheinende Dämon aber ist die Projizierung der verdrängten Vorstellungen. Die Dämonen, eiizierte Komplexe aus dem Ubw des Menschen, schrecken vor denselben Dingen zurück, vor denen der Mensch erschaudert; sie fürchten sich also vor dem Spiegel entweder deshalb, weil sie darin ihr Ebenbild in fremder Hand sehen, oder aber, weil ihnen das eigene Zerrbild Entsetzen einflößt.

Das Zerbrechen des Spiegels ist gleichfalls eine motorische Äußerung von Gefühlen mit negativem Vorzeichen: es bedeutet den Bruch mit dem Narcissismus als Weg der Libidoübertragung und auch mit dem Objekt der Libido, dem Original des Ebenbildes, der solcherart durch Analogiezauber getötet wird.

Wie die Spiegelschau für den Lebenden gefährlich, für den Dämon grauenhaft ist, so ist sie dem Toten verboten. In den Spiegel läßt man die Braut schauen und auch die Katze, damit sie infolge der narcißtischen Fixierung an das eigene Ebenbild im Hause bleiben mögen; aus entsprechendem Grunde verhüllt man vor dem Toten den Wandspiegel und gibt ihm Spiegel in das Grab mit, damit er nicht an das Haus, sondern an das Grab fixiert werde. Die untergehende Sonne ist als erster Toter Symbol der Seele, der Dahingeschiedenen überhaupt, sowie die Projizierung des toten Vaters auf das Himmelsgewölbe. Deshalb ist es eine gefährliche Handlung, die nur einem Empörer oder Zauberer ansteht, dem Toten oder der Sonne ins Auge zu schauen, nämlich sich ihnen entgegenzustellen. So wie man dem Toten die Augen zudrückt, so deckt man bei der Sonnenfinsternis den Brunnenspiegel zu, damit die verfinsterte, d. h. sterbende Sonne darin nicht aufgefangen werde.

Der Spiegel, welcher der von den Ahnen ererbten Ebenbildseele entspricht und die Sonne, die das Imago des Vaters darstellt, sind also vikariierende Symbole, mit anderen Worten die Solarisierung des Spiegels ist die Identifikation des menschlichen Ebenbildes mit dem des Vaters.«

Aus dem Inhalt


I. Spiegel und Kind

  • a) Negative Riten
  • b) Positive Riten

II. Der Spiegel des Sehers

III. Spiegel und Herrscher

IV. Liebeszauber

  • a) Hochzeitsbräuche
  • b) Reincarnationen
  • c) Liebesorakel
  • d) Aggressionsriten

V. Spiegelschauverbote
VI. Der zerbrochene Spiegel
VII. Der verhängte Spiegel
VIII. Die Himmelskörper und der Spiegel.

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB die seltene und entsprechend gesuchte Arbeit Géza Róheims, eine der ersten im Internationalen Psychoanalytischen Verlag, Wien, überhaupt erschienenen Bücher, als ein innen wohlerhaltenes Exemplar ohne jede Anstreichungen, Anmerkungen oder Stempel. Das Buch wurde vom Vorbesitzer zur Neubindung durch einen Buchbinderei gegeben. Bei dieser Gelegenheit  wurde der empfindliche und kriegsbeding aus mäßg qualitativem Papier bestehende Broschurrücken auf den renovierten Halbleinwandeinband montiert und kleinere Fehlstellen professionell ersetzt. - Sehr selten.

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