Details

Herausgeber Weibel, Peter; Kaltenbeck, Franz (Hg.)
Verlag Diaphanes
Auflage/ Erscheinungsjahr 24.11.2009
Format 21 × 13,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 256 Seiten
Gewicht 343
ISBN 9783037340691

Zu diesem Band

In seinem Essay »Das Unbehagen in der Kultur« (1930) bricht Sigmund Freud endgültig mit dem ursprünglichen Dualismus der Psychoanalyse: Er stellt nicht mehr der Primitivität der Triebe die exzessive Strenge der Zivilisation gegenüber. Die Gefahren der Zivilisation sucht er allein in der Zivilisation selbst. Freud war sicher einer der Ersten, der mit dieser Schärfe die Ambivalenz des Fortschritts erkannte und analysierte: Der moderne Mensch, der immer mehr technische und politische Mittel des Glücks besitzt, fühlt sich als »Prothesengott« unbehaglich und träumt davon, die Zivilisation gegen sich selbst zu wenden.

Klar ist, dass die Analyse von Freud weiterwirkt. Profitieren wir nicht von der »sexuellen Revolution«, die in den 1960er Jahren Schlagzeilen gemacht hat? Lässt uns das Ende des Kalten Krieges nicht weiterhin auf eine Regulierung der internationalen Gewalt durch das Recht hoffen, trotz offensichtlicher Ungewissheiten? Zeigt nicht die technische Revolution in der Informatik und in der Biologie, dass der Glaube an den wissenschaftlichen Fortschritt immer noch existiert?

Der Band stellt Kernfragen unserer Zeit und sucht nach neuen fruchtbaren Antworten. Es soll, mit Freud, eine Reflexion fortgeführt werden, die von den brutalen Naivitäten des imperialistischen Humanismus befreit ist, die auch in diesen gegenwärtigen glücklich-konfusen Zeiten noch weiter wirken.

Auf herausfordernde und innovative Weise behandeln die Beiträge Widersprüche, Ambivalenzen und Konflikte der Kultur sowie ihre wirtschaftlichen, sexuellen, politischen, ästhetischen und literarischen Aspekte.

Inhalt

Vorwort: Franz Kaltenbeck, Peter Weibel
Jean Bollack: Die Welt, wie sie 1930 war und aussah
Jacques Aubert: Joyce mit Freud im Unbehagen?
Daisuke Fukuda: Die Nächstenliebe nach Freud
Geneviève Morel: Gestalten und Maximen des zeitgenössischen Über-Ichs
Hubert Damisch: Rauschen in der Kultur
Edmond Couchot: Seitenwege, die uns vom Abgrund fortführen könnten
Franz Kaltenbeck: Verbrechen, Kultur, Gesellschaft
Anne-Lise Stern: W-FRAGEN: WIES-LOCH?
Bernard Baas: Von der Nächstenliebe zum unmenschlichen Krieg
Pierre-Henri Castel: Freud ohne Unbehagen?
Monique David-Ménard: Triebumwandlungen und Institutionen
Nicole Gabriel: Unbehagen in der Kultur und Glücksversprechen
Franz Kaltenbeck, Peter Weibel: Hat Sigmund Freud zur Medientheorie beigetragen?
Claus-Dieter Rath: Unbehagen in der Kultur – Behagen in der Unkultur?

Die Herausgeber

Peter Weibel ist Künstler, Ausstellungskurator, Kunst- und Medientheoretiker und seit 1999 Vorstand des ZKM Karlsruhe.

Franz Kaltenbeck ist Psychoanalytiker in Paris und Lille; er ist Chefredakteur von Savoirs et clinique. Revue de psychanalyse.

Kaufoption

30,00 €