Details

Autor Brecht, Berthold
Herausgeber Brecht-Schall, Barbara (Hg.)
Verlag Eulenspiegel Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr Nachdruck 2008 der EA 1955
Format 30,5 × 25,0 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OLwd. mit Orig.-Schutzumschlag, 4° Quart.
Seiten/ Spieldauer 208 Seiten (unpaginiert)
Abbildungen Mit durchg. schw.-w. Fotos /Collagen
Gewicht 650
ISBN 9783359022114

Vergeßt nicht: Mancher euresgleichen stritt.
Daß ihr hier sitzen könnt und nicht mehr sie.
Und nun vergrabt euch nicht und kämpfet mit.
Und lernt das Lernen und verlernt es nie.

[Bertolt Brecht: An die Studenten der Arbeiter- und Bauern-Fakultät]

Zu diesem Foto- und Textband

Brechts Kriegsfibel ist sein großes Anti-Kriegs-Buch, welches 1955, ein Jahr vor seinem Tod, im Ostberliner Eulenspiegel Verlag erschien; den gibt es bis heute, und er hat diesen beeindruckenden Band mit Fotokollagen und Texten rund um die Greuel des Krieges immer wieder in einer Faksimeleausgabe nachgedruckt. - Ein ´Erinnerungs`-Buch, welches bis heute gar nichts von seiner Aktualität verloren hat und (nicht nur) jungen Menschen mit auf den Weg gegeben werden sollte.

Brecht sammelte für dieses Projekt Text-Bild-Montagen in seinem dänischen Exil und nannte diese Fotoepigramme: aus Zeitungen ausgeschnittene und mit vierzeiligen Versen kommentierte Fotodokumente. Um die Wiederherstellung der Wahrheit geht es beim lesen und sehen der Bilder in der Kriegsfibel.

Aus einem Textbeitrag zu dieser Ausgabe

"Wer sich mit Brechts Kriegsfibel befassen möchte, sollte unbedingt versuchen, einmal die Erstausgabe in die Hand zu bekommen, denn das 1955 im Ostberliner Eulenspiegel-Verlag erschienene Buch erweist sich schon bei flüchtiger Betrachtung als die ungewöhnlichste Publikation dieses Autors, von deren imposanter Erscheinung die Wiedergabe in der Berliner und Frankfurter Werkausgabe nur einen sehr unzureichenden Eindruck vermittelt.1 Beim ersten Durchblättern des stattlichen Bandes, dessen Format noch größer, vor allem etwas breiter ist als DIN A-4, fällt das leitende Gestaltungsprinzip ins Auge: Auf jeder rechten Seite findet sich vor schwarzem Hintergrund ein Foto aus einer Zeitung oder Zeitschrift, vielfach mitsamt der zugehörigen Bildunterschrift.2 Unter jedes Foto hat Brecht einen weiß auf schwarz gedruckten gereimten Vierzeiler gesetzt; bei einigen großformatigen Bildern sind diese Verse auch unmittelbar auf dem Foto platziert. Die linke Seite ist weiß und zeigt manchmal nichts weiter als die Nummer des nebenstehenden ›Fotoepigramms‹ in der linken unteren Ecke. Häufig kommt jedoch noch ein knapper Text oben auf der Seite hinzu, der entweder die deutsche Übersetzung einer fremdsprachigen Bildunterschrift oder eine schlagwortartige Überschrift bietet, die den weiteren historischen Kontext des Fotos kennzeichnet oder die abgebildete Person benennt. So können die insgesamt 69 Fotoepigramme der Kriegsfibel jeweils bis zu vier Bestandteile aufweisen: Überschrift, Foto, Bildunterschrift und Vierzeiler. Foto und Verse bilden die Mindestausstattung, die in jedem Fall vorhanden ist. Vervollständigt wird der Band, von den Abbildungen und Texten auf dem Schutzumschlag abgesehen, zum einen durch eine kurze Vorrede von Ruth Berlau, zum anderen durch angehängte »Nachbemerkungen zu den Bildern«, die von Heinz Seydel und Günter Kunert stammen, aber sicherlich in enger Abstimmung mit Brecht verfasst wurden."

Ulrich Kittstein. ´Bilder lesen: Kriegsfibel`,(Anstract), in: Das lyrische Werk Bertolt Brechts. S.249 ff

Weitere Stimmen zu diesem Buchprojekt

"(....) Im Jahre 1955 reisen Bert Brecht und seine Frau Helene Weigel nach Moskau, um dort den Stalin-Preis „Für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern“ in Empfang zu nehmen. Die Bundesrepublik ist empört – eine Dekade nach dem heißen tobt der Kalte Krieg auf dem Höhepunkt zwischen den Großmächten USA und UdSSR, und die Front verläuft mitten durch Deutschland. Alarmiert durch diese Reaktion, veröffentlicht Brecht ein Jahr später seine „Kriegsfibel“, eine Materialsammlung von Fotografien im Krieg zerstörter Städte, zu denen der Autor Gedichte schreibt, die er „Fotoepigramme“ nennt. Die Bilder zeigen sowohl die am Krieg Schuldigen und Hintermänner als auch die ihn austragenden Soldaten und die leidende Zivilbevölkerung. (...)"

Rasiner Nolden, in: Volksfreund.de

Der Verfasser

Bertolt Brecht wurde am 10.2.1898 in Augsburg geboren. Schon als Schüler provozierte er mit seinen Texten, als junger Dramaturg feierte er bei den Münchner Kammerspielen seinen ersten Erfolg mit dem Drama „Trommeln in der Nacht“, das ihm den Kleist-Preis einbrachte (1922). Doch Brecht zog es nach Berlin, wo er in Zusammenarbeit mit Kurt Weill u. a. „Die Dreigroschenoper“ inszenierte (1928). Vor allem wegen der marxistischen Ideen in seinen Abhandlungen, Dramen und Gedichten musste Brecht 1933 Deutschland verlassen. Bei seiner Rückkehr 1947 brachte er wunderbare neue Werke mit aus dem Exil, so „Das Leben des Galilei“ und „Mutter Courage und ihre Kinder“. Mit dem „Berliner Ensemble“ erfüllte sich 1949 Brechts Traum vom eigenen Theater. Er starb am 14.8.1956 in Berlin.

Die Herausgeber

Barbara Brecht-Schall (1930 - 2015) war Theaterschauspielerin und Kostümbildnerin. Die Tochter von Bertolt Brecht und Helene Weigel war seit 1961 mit dem Schauspieler Ekkehard Schall verheiratet. Bis 1972 gehörte sie dem Schauspielerensemble des Berliner Ensembles an. Sie war Inhaberin aller Rechte an den Brecht-Stücken.

Günter Kunert wurde 1929 in Berlin geboren und starb 2019 in Kaisborstel. Seit 1963 erscheinen seine Werke bei Hanser; zuletzt: Nachtvorstellung (Gedichte, 1999), Die Botschaft des Hotelzimmers an den Gast (Aufzeichnungen, 2004), Irrtum ausgeschlossen (Erzählungen, 2006), Auskunft für den Notfall (2008), Als das Leben umsonst war (Gedichte, 2009), Tröstliche Katastrophen (Aufzeichnungen 1999-2011, 2013), Fortgesetztes Vermächtnis (Gedichte, 2014), Erwachsenenspiele (Erinnerungen, 2015), Vertrackte Affären (Geschichten, 2016), Aus meinem Schattenreich (Gedichte, 2018) und Zu Gast im Labyrinth (Gedichte, 2019). Kunert wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet.

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