Details

Autor Geipel, Ines
Verlag Klett-Cotta
Auflage/ Erscheinungsjahr 1. Aufl. 2010; 14.09.2010
Format 21 × 13,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 238 Seiten
Gewicht 396
ISBN 9783608946598

Zu diesem Buch

Was macht Manager, Politiker, Studenten depressiv? Was lässt Weltklassesportler an ihrer Seele leiden? Ines Geipel zeigt, wie ständiger Erfolgszwang und Eigendrill in unserer Gesellschaft krankmachende Bedingungen schaffen und zu einer rasant wachsenden Zahl an Depressionen führen.

»Sie ist schon überall, egal, ob in Softwareunternehmen oder in der Medienbranche, bei Versicherungsmaklern, Konzern-Managern, Audi-Arbeitern, Eliteathleten, Studenten oder Schulrektoren: Die bislang versteckte Krankheit Depression grassiert immer sichtbarer und erzwingt den millionenfachen Ausstieg. Nichts geht mehr. Schlafosigkeit, Schattenwelten, Apathie, Schmerzen, Ängste, Panik und das Gefühl der Ohnmacht, es nicht mehr bis zum nächsten Moment schaffen zu können, werden zum versteinerten Alltag. Etwa ein Fünftel der Deutschen leidet an Depression, sagen aktuelle Umfragen. Doch warum kapituliert das ›flexible Selbst‹ gegenwärtig mit einer Dramatik, daß die Weltgesundheitsorganisation das globale Phänomen für 2010 zur Krankheit Nummer zwei erklärt hat? Was setzt dem modernen Ich derart zu, daß es die Reißleine ziehen muß? Kann man das um sich greifende Seelenfiasko auch als Kollaps des kollektiven Unbewußten verstehen? Und wenn ja, warum?

›Seelenriss‹ beginnt am 10. November 2009. Es war der Tag, als sich Robert Enke, 32 Jahre alt und deutscher Nationaltorwart, auf den Gleisen bei Eilvese in Niedersachsen das Leben nahm. Trauer und Entsetzen überzogen das Land. Nur Stunden später meldeten die Medien, daß der Tod des Spielerstars durch schwere Depressionen verursacht worden war. Eine privat gelebte Krankheit wurde zum öffentlich diskutierten Zeitzeichen. Das Buch sucht genau diese Nahtstelle, indem es Einzelschicksale mit Geschichte und gesellschaftlicher Gegenwart verknüpft. (…)

Deutschlands Depressionsbarometer schlägt im Verhältnis zu anderen Industrieländern deshalb doppelt so stark aus, da uns nicht nur globale Entwurzelungsprozesse schwer im Griff haben. Trotz unentwegt anderslautender Bekundungen ist die Deutschland-Psyche neben all der gegenwärtigen Sinnerosion noch immer mit einer unerlösten Kollektivschuld befasst, und das bis in die Generationen hinein, die Krieg und Teilung nicht mehr aus eigener Erfahrung kennen. (…)« (aus dem Vorwort)

Über die Autorin

Ines Geipel, geb. 1960 in Dresden, sechs Jahre DDR-Hochleistungssport mit Zwangsdoping und Weltrekord über 4 × 100 Meter. Nach dem Germanistik-Studium in Jena 1989 Flucht nach Westdeutschland und Studium der Philosophie und Soziologie in Darmstadt. 1996 gibt sie Gedichte und Prosa von Inge Müller heraus; daneben u. a. eigene Texte (ein Roman, eine Gedichtsammlung). Heute ist sie Professorin an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und Mitarbeiterin des Hannah-Arendt-Instituts.

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