Details

Autor Marai, (Sándor) Alexander
Verlag J.P. Toth Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 1947, dt. EA
Format kl.-8°
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OPbd. m. farb. ill. OUmschlag
Seiten/ Spieldauer 165 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-006680_AQ

Zu diesem Essay

Vom natürlichen Zustand der Armut und davon, wie man ihn mit Würde und ohne Erschütterung des Nervensystems erträgt, handelt dieser Essay des berühmten ungarischen Autors: Sándor Márai zeigt mit schwarzem Humor, wie der Arme sich in Fragen der Kleidung und des Reisens, des Essens und Trinkens, der Freizeit und der Frauen zu verhalten habe. »Dem Geldverdienen pflege ich eine leichte, elegante und unauffällige Note zu verleihen.« – Das ironische, so zeitlose wie zeitgemäße Handbuch zur Armut vom brillanten Essayisten und Romancier Sándor Márai.

Aus der damaligen Verlagsankündigung

"Mancher wird fragen, wozu und für wen eigentlich hat Alexander Marai, dieser kluge und weltkundige Schriftsteller eine Schule der Armen geschrieben? - Sind wir nicht alle in einem früher nicht vorstellbarem Maße arm geworden und kennen diesen peinlichen Zustand seit etlichen Jahren wahrhaftig zur Genüge! - Wer so fragt, tut dem Dichter Unrecht. Marai weiß ebenso gut wie jeder andere, daß die Armut unsere gemeinsame Erbschaft geworden ist, er weiß es vielleicht sogar noch besser als die meisten und würde die Feder nicht in die Hand nehmen, um uns zu beweisen, was jeder Tag uns längst bewiesen hat. Seine Absicht ist eine andere, sein Ziel ein viel verlockenderes. Er will uns lehren, unsere Armut mit Anstand und, wenn möglich, mit lächelnder Grazie zu tragen. Aus den Knechten der Stunde will er Herren des Lebens machen. Das ist für Marai und den Leser guten Willens kein leerer Wahn, kein Ritt ins Land Utopia, sondern ein durchaus realer und erreichbarer Zustand, zu dem jeder gelangen kann, der sich der Werte bewußt ist, die keine Armut uns nehmen kann. Eine geistig-seelische Haltung, die ohne Heldenpose tapfer und ohne Übermut fröhlich ist. Wer von uns aber möchte sich nicht den Weg der Überwindung weisen lassen und für eine kurzweilige Stunde auf der Bank einer so angenehmen Schule sitzen!"

Textprobe

"Am zweckmäßigsten beschäftigt man sich mit der Armut vom philosophischen Standpunkt aus, schon wegen der einfachen Tatsache, daß in den meisten zivilisierten Staaten jeder, der sich mit der Armut in einer ganz gewöhnlichen Tonart und rein praktisch auseinanderzusetzen versucht, früher oder später hinter Schloß und Riegel endet. Als erstes wollen wir also feststellen, daß die Armut, vom rein philosophischen Standpunkt aus betrachtet, der normale menschliche Zustand ist. In der Tat, nur die Einfältigen und die berufsmäßig böswilligen Schwätzer können behaupten, daß neuartige wirtschaftliche Theorien oder gar ein hingeworfenes politisches Schlagwort von einem Tag auf den anderen die großen Massen aus dem Zustand der Armut herausheben könnten.

Nur sanfte Träumer oder zu allem entschlossene Fanatiker können dummerweise behaupten, daß die die Erde bevölkernde, im großen und ganzen gutmütige, im Tragen ihrer Leiden ungemein geduldige und in ihrer Gesamtheit talentlose menschliche Rasse sofort glücklich wird und nicht länger arm ist, sobald eine Lehre oder ein Schlagwort, zum Beispiel die Chorgesänge der Heilsarmee oder die Dogmen von Marx, sich mit dem nötigen Nachdruck über die ganze Welt verbreiten. Dies können nur Soziologen oder Menschen glauben, die man für ihre Stellungnahme eigens bezahlt. Ein vernünftiger Mensch dagegen, und vor allem jene, in denen noch der sittliche Mut lebt (was bedeutet, daß sie weder von extrem links noch von extrem rechts Geld annehmen), vermögen Theorien, die mit der Wahrheit so wenig zu tun haben wie Pontius Pilatus mit dem Kredo, nur mit Schamröte im Gesicht anzuhören.

Nach welchem Schlüssel die Menschen unter sich die Produkte und die Bodenschätze der Welt aufteilen, durch welche friedlichen oder gewaltsamen Mittel sie den Verteilungskoeffizienten einer ihre eigenen Interessen begünstigenden Korrektur unterwerfen wollen, mit diesem zweifelsohne sehr aktuellen Problem hat jedoch die Armut – als natürlicher Zustand des Menschen – überhaupt nichts zu tun. Die Menschen haben sich an die Armut gewöhnt und betrachten sie als Selbstverständlichkeit. (...)".

Der Autor

Sándor Márai, 1900 bis 1989, gehörte zu den gefeierten Autoren Europas, bis er 1948 mit seiner Emigration nach Italien und in die USA in Vergessenheit geriet. Mit der Wiederentdeckung des Romans »Die Glut« wurde Márai neu entdeckt, weltweit gelesen und gefeiert und ihm der Ruhm, einer der bedeutendsten Schriftstellers des 20. Jahrhunderts zu sein, zugesprochen. Der Niedergang des europäischen Bürgertums, die vermassung der Menschen, zählt zu Maráis wichtigsten Motiven.

Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB die seltene deutsche Erstausgabe aus dem Jahr 1947 in der Originalbindung als ein besonders gut erhaltenes Exemplar. Der empfindliche Einband mit nur geringen Gebrauchs- und altersbedingten Spuren, am oberen Buchrücken ein minimaler, kaum sichtbarer Einriss; innen sehr gut und ohne Anstreichungen, Anmerkungen o. ä. - Sehr selten!.

Kaufoption

42,00 €

mit Rabatt für Stammkunden