Details

Herausgeber Bermes, Christian; Dierse, Ulrich; Hand, Annika (Hg.)
Verlag Meiner, F
Auflage/ Erscheinungsjahr 24.08.2015
Format 23.5 × 15.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 529
Gewicht 955
ISBN 9783787325252

Zu dieser Ausgabe

Es ist gewiss kein Zufall, dass mit den wirkmächtigen Destruktionsversuchen der philosophischen Fachsprache von Heidegger über Wittgenstein bis hin zur Postmoderne das Denken sich im 20. Jahrhundert neu justierte – und zwar um Begriffe, deren semantischer Gehalt sich vielleicht nur in und durch Grenzbestimmungen und Grenzüberschreitungen aufdecken lässt.

Im 19. Jahrhundert wird das Denken mehr als in vorangegangenen Epochen von Begriffen geprägt, die die öffentlichen Debatten bestimmen, von solchen der Wissenschaften wie denen der Politik. Viele Termini werden über den engeren fachlichen Rahmen hinaus populär: Wer spricht nicht um 1900 in vielfältiger Bedeutung von ›Energie‹, ›Entwicklung‹, ›Mechanisierung‹, ›Unbewusstem‹ etc. Solche Begriffe werden, sobald sie aus ihrem ursprünglichen Kontext heraustreten, schnell universal, damit aber auch unscharf.

Die das 20. Jahrhundert prägenden Leitbegriffe waren vorher zumeist bereits vorhanden, aber viele Begriffe erhalten jetzt ein neues Gewicht; andere bekommen einen neuen Stellenwert. Vor allem sind die Phänomene der Verzeitlichung und Ideologisierung der politisch-sozialen Termini, die Reinhart Koselleck für deren Umbruch in der Zeit zwischen 1750 und 1830 verantwortlich machte, auch für das 20. Jahrhundert zu konstatieren. Innerhalb dieses Rahmens lassen sich Veränderungen feststellen, die sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts abzeichnen und – vor allem nach 1989 – verstärkt haben.

Schlüsselbegriffe können das komplexe Denken der jeweiligen Epoche als ein verwobenes dechiffrieren helfen. Sie markieren zugleich die impliziten Grenzen dieses Denkens, das nicht selten alle Schranken niederzureißen suchte.

Schlüsselbegriffe der Philosophie des 19. Jahrhunderts: Begriff, Bewusstsein, Bildung, Bürgertum, Dialektik, Energie, Entfremdung, Entwicklung, Geist, Geschichte, Klasse, Kritik, Mechanismus, Nation, Partei, Politische Freiheit, Revolution, Unbewusstes, Volk, Weltanschauung, Wille und Wissenschaft.

Schlüsselbegriffe der Philosophie des 20. Jahrhunderts: Anderer, Aufklärung, Bedeutung und Sinn, Bild, Dialog, Gerechtigkeit, Gemeinschaft - Gesellschaft, Identität, Krise, Kultur, Leben, Leib - Körper, Macht, Medium, Mensch - Dasein, Metapher, Paradigma, Schuld, Sein - Existenz, Selbstbestimmung, Sprache, Struktur, Symbol - Zeichen, System, Utopie - Zukunft, Verantwortung, Verstehen.

Zum Inhalt

Das 19. Jahrhundert ist zu Recht das lange Jahrhundert genannt worden. Wie es mit einem Epochenumbruch, dem der Revolution, beginnt, so endet es: mit dem Ersten Weltkrieg und dem Eintritt der beiden späteren Weltmächte, den USA und Sowjetrussland, in die Weltgeschichte. Dazwischen bestimmen andere Revolutionen und Restaurationen, Kriege und Friedenszeiten das politische Geschehen. Die Geistes- und Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts kennt weder eine dominierende Strömung noch eine kontinuierliche Entwicklung. Karl Löwith spricht vom »revolutionären Bruch im Denken des 19. Jahrhunderts«, der vor allem von Marx und Kierkegaard markiert werde. Beider Opposition zu Hegel und zum Idealismus wird begleitet vom gleichzeitigen Aufschwung des Positivismus, dann vom Neukantianismus, Materialismus, Darwinismus, Pragmatismus und vielerlei weiteren Ismen, für die das Zeitalter kennzeichnend ist und für die es den neutralen Oberbegriff »Weltanschauung« bereithält.

Mehr als vorangegangene Epochen wird das 19. Jahrhundert von Begriffen geprägt, die die öffentlichen Debatten bestimmen, von solchen der Wissenschaften wie denen der Politik. Viele Termini werden über den engeren fachlichen Rahmen hinaus populär: Wer spricht nicht um 1900 in vielfältiger Bedeutung von ›Energie‹, ›Entwicklung‹, ›Mechanisierung‹, ›Unbewusstem‹ etc. Solche Begriffe werden, sobald sie aus ihrem ursprünglichen Kontext heraustreten, schnell universal, damit aber auch unscharf. Da sich Richtungen und Schulen entgegentreten, verwischen und überlagern, kann es keine Begriffe geben, die dem Jahrhundert insgesamt eingeprägt sind. Die hier vorgestellten Begriffsgeschichten sollen deshalb nicht die Einheitlichkeit der Zeit, sondern deren Vielfalt und Widersprüchlichkeit wiedergeben.

Begriff (Christoph Asmuth)

Bewusstsein (Gerald Hartung)

Bildung (Friedhelm Brüggen)

Bürger, Bürgertum (Gunilla Budde)

Dialektik (Annette Sell und Myriam Gerhard)

Energie (Ernst Müller)

Entfremdung (Micha Brumlik)

Entwicklung, Evolution (Falko Schmieder)

Geist (Andrzej Przylebski)

Geschichte (Ulrich Dierse)

Klasse (Alois Hahn und Matthias Hoffmann)

Kritik (Christian Krijnen)

Mechanismus (Renate Wahsner)

Nation (Christian Geulen)

Partei (Holger Glinka)

Politische Freiheit (Jürgen Goldstein)

Revolution (Olaf Briese)

Unbewusstes (Ralf Becker)

Volk (Peter Brandt)

Weltanschauung (Gunter Scholtz)

Wille (Matthias Koßler)

Wissenschaft (Helmut Pulte)

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