Details

Herausgeber Widmer, Peter (Hg.)
Verlag TEXTEM VERLAG
Auflage/ Erscheinungsjahr 20.12.2018
Format 21 × 15 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 208 Seiten
Abbildungen Anna Steinert - Masken
Reihe RISS, Band 89
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-007600_RISS_89

»Diese für unsere Wissenschaftlichkeit beschämende Korrektur: Übertragung«

S. Freud

Aus dem Editorial

"Diese Nummer des RISS begibt sich in das »Innerste« der Psychoanalyse, und das zum Titel gewählte Zitat Freuds zeigt an, wie sehr es an die Infragestellung der Wissenschaftlichkeit überhaupt, nicht nur der Psychoanalyse, anknüpft, die uns im Heft zuvor beschäftigte.

Freud hat die Korrektur durch die Übertragung als beschämend bezeichnet: In ihr legt sich etwas bloß, etwas von der Scham selbst sowie weiteren erogenen Zonen, etwas von den nur unterstellten Trägern und nicht greifbaren Objekten, an denen und mittels derer sich das Sprechen und Schweigen der Praxis sowie die Rede der Theorie entzünden, wiederholen und aufs Neue ereignen können. Übertragung ist somit auch das »Äußerste« der Psychoanalyse: Als solche allererst in der Analyse hervortretend auf einem »Weg […], für den das reale Leben kein Vorbild liefert«, wie Freud in den Bemerkungen über die Übertragungsliebe schreibt, trägt die Übertragung die Logik des Unbewussten aus der analytischen Kur auch wieder heraus. Wenn Freud im selben Text mahnt, dass man »kein Anrecht« habe, »der in der analytischen Behandlung zutage tretenden Verliebtheit den Charakter einer ›echten‹ Liebe abzustreiten«, dann steht darin auch die »Echtheit« jeder Liebe, auch unsere Liebe zum »Echten« überhaupt auf dem Spiel.

Übertragung gibt Liebe – aber sie gibt vor allem auch die Liebe zu denken. Dass Übertragung als »durch die analytische Situation erzwungen« an und zugleich als vorbildlose Echtheit hinzunehmen ist, setzt damit das Programmierte – Schicksal und Notwendigkeit – als Ereignis – Spontaneität und Kontingenz – und gibt dem Denken eine aporetische Logik vor, die zu Bildungen (an) ihrer Unmöglichkeit herausfordert."

Die Beiträge dieser Ausgabe

  • Jean Allouch: Von der psychotischen Übertragung. Teil 1
  • Mai Wegener: Wissenschaft und Liebe – Notiz zur Übertragung
  • Karl-Josef Pazzini: Psychoanalyse »entbehrt des ernsten Gepräges« / »als hätt’ sie Lieb’ im Leib« (Freud/Marx)
  • Alfredo Zenoni: Sich in der psychotischen Übertragung orientieren
  • Cristina Faccincani: Zur Vielfalt der Übertragungsvorgänge und ihren Komplikationen
  • Johannes Kleinbeck: »Um den Eros herum«. Wie Männer seit Platons Symposium über die Himmlische und Irdische Liebe grübeln
  • Mai Wegener / Karl-Josef Pazzini: Am Schluss Mutter. Notizen nach Kino und Theater
  • Thomas Schestag: –schneider– [Ausriß 2]
  • Klaus Heinrich: Der Utopie eine Stadt geben. Ein Gespräch
  • Lutz Goetzmann: Wohin schaut der Engel der Psychoanalyse? Einige Überlegungen zur Linie des zweiten Todes.

Rezensionen

  • Karl-Josef Pazzini über: Sigmund-Freud-Gesamtausgabe in 23 Bänden. Band 9, 10, 11 und 12
  • Karl-Josef Pazzini über: Psychoanalytikerin trifft Marina Abramovi?. Künstlerin trifft Jeannette Fischer
  • Markus Coelen über: Dire diese dike. Anmerkung zu: Werner Hamacher, Sprachgerechtigkeit
  • Aaron Lahl über: Die Übertragung bei Jacques Lacan (Gabriel Mages), Lacan on Love (Bruce Fink), Die Sprache der Liebe (Achim Geisenhanslüke).

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Zurückliegende, zum Teil rare Ausgaben des RISS, welche bis einschließlich Band 80 im Verlag Turia + Kant erschienen sind, finden Sie in der Rubrik Fachzeitschriften.

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