Details

Herausgeber Schröter, Klaus; Menne, Klaus (Hg.)
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 30.09.1980
Format 17,7 × 10,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 225 Seiten
Gewicht 205
Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Band 301
ISBN 9783518279014

Zu dieser Arbeit

Angehörige der sozialen Unterschicht sind in der Klientel der Psychoanalyse deutlich unterrepräsentiert. Dies wurde vielfach durch ein Krankheitsverständnis dieser sozialen Gruppe zu erklären versucht, das in erster Linie an körperlichen Beschwerden orientiert sei. Da ein organisches Krankheitsverständnis die notwendige Mitarbeit im therapeutischen Prozeß erschwere, könne gefolgert werden, daß diese Patienten nicht erfolgreich psychoanalytisch behandelbar seien. Auch ihre psychische Struktur und ihr Sprachgebrauch erschienen als kaum überwindbare Hindernisse.

Eine aus Psychoanalytikern und Soziologen bestehende Arbeitsgruppe am Frankfurter Sigmund-Freud-Institut hat psychoanalytische Erstinterviews und Behandlungen von Patienten aus der sozialen Unterschicht untersucht, um zu klären, welche spezifischen Probleme im therapeutischen Prozeß auftreten und ob diese eine Behandlung mit den Mitteln der psychoanalytischen Technik verhindern. Als wesentlich erwies sich das Verhältnis von innerpsychischer und gesellschaftlicher Realität. Arbeitsteilung und gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse treten hier als »soziale Distanz« zwischen Patient und Analytiker /Arzt in Erscheinung. Dies kann leicht dazu führen, daß die psychische Situation des Patienten durch äußere Gegebenheiten verdeckt wird: so etwa, weil der Patient seine Realität (die er eng mit den eigenen Phantasien verknüpft) als schwer durchschaubaren Widerstand gegen die Therapie benutzt, oder, weil der Analytiker diese für ihn ungewohnte soziale Realität nicht zu hinterfragen gelernt und seine eigenen Widerstände gegen ´die da unten` nur allzuoft in keine (Lehr-)Analyse jemals aufgedeckt hat.

Ein therapeutisch wirksames Gespräch setzt voraus, daß der Patient die Welt seines inneren Erlebens zum Ausdruck bringen kann, aber es setzt nicht voraus, daß dies in der Sprache der Mittelschicht geschieht. Gelingt es dem Analytiker, mit den besonderen Problemen, die sich in der Arbeit mit dieser Klientel ergeben, angemessen umzugehen, so unterscheiden sich die zutage tretenden psychischen Konflikte und die sich daraus ergebenden Konstellationen des psychoanalytischen Prozesses im allgemeinen nicht von denen anderer Patienten.

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