Details

Autor Seel, Dietmar; Zepf, Siegfried
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 07.2019
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 225 Seiten
Gewicht 337
Reihe Bibliothek der Psychoanalyse
ISBN 9783837928730

Zu diesem Buch

Schweres Geschütz fahren der renommierte Psychoanalytiker, Sozlalwissenschaftler und Autor Siegfried Zepf und sein Mitautor in diesem Buch auf: Sie gehen hart mit der inzwischen aus ihrer Sicht zu konstatierenden und gehäuft zu beobachtenden Überangepasstheit, Selbstgefälligkeit, politischen Agonie und der verbreiteten Inkompetenz und Lustlosigkeit von PsychoanalytikerInnen bezüglich gesellschaftlicher und sozialpolitischer Themen und Diskurse ins Gericht.

Die diversen psychoanalytischen Schulen mit ihren Institutionen und Interessenverbänden - Horte kleinbürgerlichen Spießertums, die ihre Instandsetzungsdienste gegen gutes Geld vermarkten, ohne an grundlegenden Änderungen und Verbesserungen des ´Verkehrswesens` zwischen den Menschen auch nur zu denken; diese gar einzuklagen??

Zepf und Seel fragen sich, woher diese mit ´Psychoanalyse` eigentlich nicht zu vereinbarende und durch Desinteresse gekennzeichnete ´Haltung` so vieler ihrer Vertreter kommen mag, die lieber schulterzuckend und in ihren Komfortzonen gerne die mittelschwere Fälle behandeln, häufig genug, ohne wirklich mit den gesellschaftlich-ökonomischen Realtäten, der Lebenswirklichkeit der Patienten hinreichend vertraut zu sein; jenen Rahmenbedingungen, die nicht selten erst den Nährboden für das seelische Unglücks ihrer Patienten begründen. - Liegt das vielleicht in einer unzureichenden psychoanalytischen Ausbildung? In einer verfehlten KandidatInnenakquise? - oder geht es um etwas Grundlegenders?

Für viele unserer LeserInnen dürften die provozierenden Überlegungen nicht eben leicht zu schlucken sein - die Vorstellung nämlich, daß Psychotherapie und ebenso auch die therapeutischen Anwendungsformen der Psychoanlyse, Freud, Jung, Adler & Co, jenseits aller Illusion nüchtern einfach auch als ein florierendes Geschäftsmodell beschrieben werden kann, bei dem nach durchlaufener und durchlittener Ausbildungs-, Anpassungs- und Konsolidierungsphase schließlich der Zugang zu den begehrten Pfründen winkt.

Aus Sicht der Marx’schen ökonomischen Theorie haben Dienstleistungen, die mit Geld und Bezahlung in Verbindung stehen, immer, generell und ausnahmslos Warencharkter. Aus eben diesem offensichtlichen Charakter psychoanalytischer Dienstleistungen als ´Waren- /Therapieangebot` folgt für die Autoren, dass die unter dem Firmenschild ´Psychotherapie /Psychoanalyse` ihre Dienste feilbietenden PsychoanalytikerInnen faktisch als ´Ich-AGs`, »Mittelding zwischen Kapitalist und Arbeiter« (Marx) praktizieren. Die Verdrängung ihrer durch und durch kleinbürgerlichen Natur, welche in Lehranalysen gemeinhin in unbewußtem Pakt mit dem Lehranalysierenden unangetastet und also unaufgelöst bleibt, ermöglicht es, das Eigeninteresse vorrangig auf die Tauschwertrealisierung der eigenen psychotherapeutischen Dienstleistung, also auf hinreichende Patientenzahlen, optimale Stundensätze, gängige Antragstellung - und auf das eigen ´Ranking` in der Kohorte zu richten und sich bei weitem weniger für sozialkritische, gesellschaftliche, nationalökonomische, ökologische und andere relevanten Themen zu interessieren und einzubringen.

Inhalt

Vorwort 7

  • Statt einer Einführung: Fragen, Seite 13
  • Der Psychoanalytiker – ein Kleinbürger; Seite 23
  • Psychoanalyse – eine Scheinwissenschaft? Seite 79
  • Der Begriff der Ware; Seite 87
  • Der Warencharakter psychoanalytischer Behandlungen und die Konsequenzen; Seite 99
  • Verdinglichung – das abhandengekommene Subjekt; Seite 127
  • Lehranalyse – die vermeintliche Rückgewinnung des Subjekts; Seite 143
  • Gesellschaftliches Alltagsbewusstsein und die »Restneurose« des Psychoanalytikers; Seite 155
  • Die psychoanalytische Ausbildung; Seite 169
  • Die Organisationsform psychoanalytischer Institute; Seite 175
  • Rekonstruktion einer psychoanalytischen Ausbildung, die es nie gegeben hat; Seite 191

Literatur 205

Die Autoren

Siegfried Zepf, Prof. em. Dr. med., ist ehemaliger Direktor des Instituts für Psychoanalyse, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin der Universitätskliniken des Saarlandes sowie Lehranalytiker (DPG) am Saarländischen Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie.

Dietmar Seel, Dipl.-Psych., ist Psychoanalytiker (DGPT) in eigener Praxis in Saarbrücken und Mitglied des Saarländischen Instituts für Psychoanalyse und Psychotherapie

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