Details

Autor McDougall, Joyce
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 02.2001
Format 20 × 12 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 470 Seiten
Gewicht 508
Reihe Bibliothek der Psychoanalyse
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-000128_MA

Zu diesem Buch

Es kann gewiss festgestellt werden, daß sich das klinische Bild psychoanalytischer Patienten in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Im Gegensatz zu früher haben sich sowohl die Krankheitssymptome als auch der Entwicklungszeitpunkt, aus dem die Störung stammt, verändert. Die Autorin versteht ihr Buch als ein Plädoyer für die Freiheit des Subjekts, das nur dann Individualität entwickeln wird, wenn es sich von den anderen unterscheidet und mit gesellschaftlichen Normen zeitweise in Konflikt steht.

Die »klassischen Neurosen« der »normalen Neurotiker« trifft man in »Reinform« immer seltener an. In den Behandlungszimmern der Psychoanalytiker stellen sich heute oftmals Patienten ein, die keine ausgeprägten hysterischen oder Zwangssymptome haben, sondern sich über diffuse Gefühle von Angst und Depression beklagen, über wiederholtes Versagen oder andere Symptomformen wie Süchte oder psychosomatische Krankheiten. Während die Analysanden früher meist an neurotischen Sexualproblemen litten, treten heute Symptome in den Vordergrund, die sich aus älteren Konflikten der psychischen Entwicklung eines Individuums ergeben. Verhältnismäßig spät tritt ja in der Entwicklung des Kindes der kleine Ödipus zutage, der die Tatsache des Geschlechtsunterschieds, die narzisstische Kränkung durch die Urszene und die Versagung seiner erotischen und aggressiven Wünsche gegenüber den Eltern bewältigen muss.

Sehr viel früher hat man es mit einem kleinen Narziss zu tun, der mit dem definitiven Verlust der Brust-Mutter fertig zu werden hat und dem sich die unabweisbare Notwendigkeit stellt, durch die Schaffung innerer psychischer Objekte diesen Verlust zu kompensieren. Wenn dies angesichts überwältigender psychischer Traumata misslingt, bleibt die subjektive Identität durch archaische Trennungs-, Desintegrations- und Todesängste bedroht. Sexuelle Perversionen, Homosexualität, narzisstische und psychosomatische Störungen oder »Überanpassung an die Realität« können als die individuell verschiedenen und insofern durchaus »schöpferischen« Leistungen des Subjekts verstanden werden, solche Dilemmata zu lösen. Die Abwehrmechanismen der Patienten, auf deren klinisch dokumentiertes Material sich die vorliegenden Untersuchungen von Joyce McDougall stützen, reichen also tiefer als die Verneinungen und Verdrängungen der neurotischen Kastrationsangst; sie entsprechen vielmehr dem, was Freud als Verwerfung und Lacan als forclusion bezeichnet haben. Dieses Buch enthält lebendig geschilderte Reflexionen McDougalls über ihre Patienten aus vielen Jahren der Arbeit in der Psychotherapie. Ihr »Plädoyer« ist eines für die Würdigung der »Kreativität« im Umgang mit psychischen Störungen. Das Ideal der psychoanalytischen Therapie ist nicht der vollständig rationale, vernunftgesteuerte Mensch, sondern das Individuum, das einen flexiblen, offenen und sich selbst gegenüber toleranten Umgang mit seinen eigenen unbewußten, infantilen und triebhaften Anteilen hat.

Stimmen zu diesem Buch

"Die in Paris lebende und arbeitende Psychoanalytikerin Joyce McDougall hat in diesem Buch »eine Fülle von Erfahrungen aus der eigenen Praxis dargestellt und wissenschaftlich ausgewertet. Hauptsächlich beschäftigt sie sich mit zwei Gruppen von seeloschen Störungen: mit Perversionen und psychosomatischen Erkrankungen. McDougall verfügt über eine
große therapeutische Erfahrung. Sie beschränkt sich nicht auf leichte Fälle, sondern läßt sich ständig durch schwere Krankheitsbilder herausfordern. Die Autorin verfügt über furchtlose Neugier und warme Einfühlung. Es ist beeindruckend, mit welcher Sorgfalt, welcher Geduld und welchem Scharfsinn sie dem seelischen Sinn in den Perversionen und
psychosomatischen Krankheiten nachspürt. Außerdem kann sie ihre Beobachtungen und Schlußfolgerungen in eine Fülle von brillanten Formulierungen fassen. (...)«

Aus einer Rezension von Jörg Bopp

Die Autorin

Joyce McDougall (geborene: Hilary Joyce Carrington; * 26. April 1920 in Dunedin, Neuseeland; † 24. August 2011 war eine neuseeländische Psychoanalytikerin, Lehranalytikerin der Société Psychanalytique de Paris (SPP), Mitglied des Center for Advanced Psychoanalytic Studies und der New York Freudian Society, publizierte eine Reihe von Büchern und zahlreiche Aufsätze in psychoanalytischen Zeitschriften und Fachbüchern.

Leben und Werk.Joyce McDougall wurde als Tochter des Kaufmanns Harold Carrington, einem Neuseeländer, und von Lillian Blackler, einer Engländerin, in Neuseeland geboren, hat eine jüngere Schwester und litt in ihrer Kindheit unter einer despotischen Großmutter. Sie studierte Psychologie in Dunedin und wirkte als Berufs- und Familienberaterin in ihrer Heimatstadt und in Auckland. 1941 heiratete sie Jimmy McDougall, einen Lehrer. 1942 wurde ihr Sohn Martin geboren, drei Jahre später die Tochter Rohan. 1950 übersiedelten die McDougalls nach London, wo Joyce McDougall Studien der Kinderpsychoanalyse bei Anna Freud und der Psychosexualität der Frau bei Donald Winnicott absolvierte. McDougall beschloss, in der bitteren Kontroverse der zwei Flügel der britischen Psychoanalyse nicht Partei zu ergreifen – sie schloss sich der sogenannten Middle Group an. 1952 erhielt ihr Mann eine Stelle bei der UNESCO und die Familie zog Paris. Dort setzte sie ihre Ausbildung bei der SPP fort. Ihre Lehranalytiker waren John Pratt in London, sowie Marc Schlumberger und Michel Renard in Paris.

In den 1950er Jahren traf sie den amerikanischen Schriftsteller und Psychoanalytiker Sidney Stewart (1920–1997), der nach der Trennung von Jimmy McDougall ihr Lebenspartner wurde. Sie eröffnete eine kinderanalytische Praxis und führte 1954/55 unter der Supervision von Serge Lebovici die Analyse des neuneinhalbjährigen schizophrenen Sammy durch, dessen Fallgeschichte durch ihr Buch Eine infantile Psychose bekannt wurde. 1961 wurde sie Lehr- und Kontrollanalytikerin der SPP, 1969 deren wissenschaftliche Sekretärin.

Joyce McDougall wurde maßgeblich von Winnicott und Lacan beeinflusst. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind sexuelle Identität, weibliche Homosexualität, Kreativität sowie psychosomatische Störungen. Auch engagierte sie sich für einen Dialog zwischen westlicher Welt und Buddhismus. In ihrem akklamierten Buch Plädoyer für eine gewisse Anormalität schlägt sie die Revision der Freudschen Auffassung von Perversion vor. Die klassische Dreiteilung in Neurose, Psychose und Perversion bezeichnet sie als ungeeignet und starr, um sexuelle Störungen zu erklären. Sie prägt den Begriff der Neosexualitäten und bezeichnet damit kreative Lösungen der Selbstheilung. Joyce Mc Dougall sieht jedes sexuelle Verhalten, sei es noch so befremdlich, als Mechanismus des psychischen Überlebens. Sie plädiert für die Akzeptanz von devianten sexuellen Verhaltensmustern und weigert sich, ihre Analysanden einer Norm anzupassen. (Quelle: leicht gekürzt aus Wikipedia)

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