Details

Herausgeber Focke, Ingo; Pioch, Eckehard; Schulze, Sylvia (Hg.)
Verlag Klett-Cotta
Auflage/ Erscheinungsjahr 3. Druckaufl., 2021; 22.11.2018
Format 22,9 × 15,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 284 Seiten
Gewicht 436
ISBN 9783608981643

Zu diesem Tagungsband - aus dem Vorwort

"Verpönt, schamhaft verborgen oder gleich ganz verleugnet entfaltet Neid seine zerstörerische Kraft. Angesichts eines eigenen Mangelgefühls erscheint umso erstrebenswerter, über was ein Anderer zu verfugen scheint.

Neid lebt vom Vergleich und setzt eine - wenn auch rudimentäre - Unterscheidungsfähigkeit voraus. Er meldet sich schon früh in der menschlichen Entwicklung, zuerst in der Beziehung zwischen Mutter und Kind, dann im Verhältnis der Geschlechter und in der Beziehung zwischen den Generationen, später im Vergleich von Besitz materieller Dinge, Eigenschaften und Anerkennung. In sublimierter Form könnte der Einzelne danach streben, sich das Beneidete selbst auch anzueignen, viel häufiger aber dominiert der Wunsch, das Beneidete oder den Beneideten zu beseitigen. So wird Neid zu einer Hauptquelle für die menschliche Destruktivität.

Wenig Berücksichtigung findet die große Rolle des Neides in psychotherapeutischen Beziehungen. Dieses Buch zeigt die heimlichen Wirkungen des Neides, wie er den therapeutischen Erfolg, gemeinsame Produktivität und die Fähigkeit zur Dankbarkeit angreift. Erst die Wahrnehmung und Anerkennung dieses komplexen Affektes verhilft dazu, Kränkungen und Benachteiligungen zu ertragen, sich ohne Zerstörungswut Begrenzungen der unbewussten Omnipotenzphantasien zu stellen und nach konstruktiven Bewältigungen zu suchen. Denn andernfalls drohen Stillstand, Sackgassen und Behandlungsabbrüche. Doch nicht nur das, in allen zwischenmenschlichen Beziehungen und folglich auch in dem mitunter komplizierten Beziehungsgeflecht an unseren psychoanalytischen Ausbildungsinstituten, zwischen diesen und auch zwischen Fachgesellschaften spielt Neid eine nicht zu unterschätzende Rolle. Umso erstaunlicher ist es, dass im deutschsprachigen Raum bislang kein Fachbuch zur Klinik des Neides vorliegt.

Das vorliegende Buch versucht, sich diesem schwer erträglichen Affekt, seiner Entwicklung, seinen destruktiven Auswirkungen und den Versuchen, Neid zu überwinden, in drei Teilen und einer Einführung durch die Herausgeber anzunähern."

Inhalt

  • Vorwort
    Ingo Focke, Eckehard Pioch, Sylvia Schulze

  • Neid. Zwischen Sehnsucht und Zerstörung
    Ingo Focke, Eckehard Pioch, Sylvia Schulze

1 NEID - PSYCHOANALYTISCHE PERSPEKTIVEN

  • Eckehard Pioch - Einleitung
  • Wolfgang Hegener - Begehren, bewundern, beneiden - und lieben. Eine theoretische Skizze
  • Gertrud Hardtmann - Neid - destruktiv oder konstruktiv? Nachdenken über ein genuin menschliches Thema
  • Hildegard Wollenweber - Neid auf horizontaler Ebene - unter Geschwistern, in Gruppen, in Mythen, Magie, Wahn und in therapeutischen Beziehungen

2 BEGEHREN UND NEID IM KLINISCHEN PROZESS

  • Sylvia Schulze - Einleitung
  • Irma Brenman Pick - Taumeln zwischen Sehnsucht und Zerstörung
  • Sigrid Dümmlein - (Gift-)Gelb ist die Farbe des Neides
  • Stefanie Sedlacek - Vom imperativen Drang unerfüllter Sehn-Süchte
  • Günter Holler - Zwischen Sehnsucht und Zerstörung - perverse Elemente in der Übertragung
  • Gabriele Kehr und Werner Kopp - »Begehren und Beneiden« in der übertragungsfokussierten Psychotherapie bei Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen
  • Stefanie Rosenfeld - Die innere Welt der werdenden Großmutter im Spannungsfeld von Begehren, Neid und Bewunderung

3 NEID IN PSYCHOANALYTISCHEN INSTITUTEN UND ORGANISATIONEN

  • Ingo Focke - Einleitung
  • H. Shmuel Erlich - Begehren, Neid und Dankbarkeit in psychoanalytischen Einrichtungen
  • Piroschka Stolz-Mantey und Jan Lindmeyer - Gedanken zu Neid und Mitgefühl unter Psychoanalytikern
  • Regine Lockot - »Welche Transfusion könnte einem so entbluteten Organismus aufhelfen?«

Autorinnen und Autoren

Die HerausgeberInnen

Ingo Focke, Dr. med., ist Nervenarzt und Lehranalytiker (DPG, IPV, DGPT) in eigener Praxis in Stuttgart, Vorsitzender der DPG von 2011 bis 2017.

Eckehard Pioch ist niedergelassener Psychoanalytiker und Lehranalytiker (DPG, IPV, DGPT), Vorsitzender des Psychoanalytischen Instituts Berlin.

Sylvia Schulze ist niedergelassene Psychoanalytikerin und Lehranalytikerin (DPG/IPV) am Psychoanalytischen Institut Berlin.

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