Nächste Station Erde

Zu diesem Buch

Wie drückt ein Kind aus, dass es in seelischer Not ist und leidet? WIe kann ihm in einer Psychotherapie geholfen werden?

Marco ist ein solches Kind, hineingeboren in eine ihn äußerst irritierend und als unsicher empfundene familiäre Umwelt. Schon als Baby und Kleinkind lebt er in dieser von ihm als eiskalt empfundenen Höhlen- und kargen Mondwelt. Diese verstörende Tristesse wird Marco später, mit 10 Jahren, in seiner Psychotherapie monatelang und lautstark immer wieder durchleben, durchleiden, re-inszenieren: das Alleine-Leben-müssen auf entfernten, einsamen Galaxien, mutterseelenallein. Er kann, er braucht natürlich nicht wissen, dass er mit diesen Weltraumgeschichten ureigene Erlebnisse und Affekte, jene seelische Eiszeit seiner ersten Lebensjahre aus einer gefriergetroickneten Familie im Rahmen seiner Therapie darstellt.

Der Bericht lässt die Leserin, den Leser unmittelbar teilhaben am Therapiegeschehen. Fachliche Überlegungen helfen zu verstehen, was geschieht und wie vorgegangen wird. Ungeachtet eines großen Engagements ist der therapeutische Weg für beide schwer und beschwerlich: Für den kleinen Patienten und auch für seine Therapeutin. Marco bleibt eigen, aber er findet zurück zu guten und schlechten Erinnerungen. Als Jugendlicher landet er buchstäblich auf dem Planeten Erde.

Das Buch ist für PsychotherapeutInnen eine interessant-erhellende Innenansicht einer längeren Therapie; es läßt sich auch von anderen Fachleute aus angrenzenden sozialen und pädagogischen Berufen gut und mit Erkenntnisgewinn lesen. Nebst dem zentralen Therapiebericht bietet das Buch auch in allgemeiner Form Basisinformationen zur Kinderpsychotherapie, zu Traumabehandlung und auch zu EMDR.

Inhalt

Einleitung

TEIL 1: THERAPIEBERICHT: ´NÄCHSTE STATION ERDE`:

1. Was die Mutter von Marco berichtet - 2. Marco und seine Katastrophenwelt - 3. Meine erste Rolle in der Katastrophenwelt - 4. Die Vernetzung mit dem Umfeld - 5. Baby und Monster - 6. Kleine Schutzinseln - 7. Engel leb oder stirb - 8. Die erste Ferienunterbrechung - 9. Verwirrung und Bedrohung - 10. Traum oder Wirklichkeit -11. Wie halten wir das aus? - 12. Eine Ahnung von Schutz - 13. Der Umgang mit Zeit - 14. Phantombilder - 15. „Nur ich und du“ - 16. Das innere Drehbuch - 17. „Mach den Alptraum weg!“ - 18. Die Alpträume der Tiere - 19. Erste Zeichnungen - 20. Ein Blick nach draußen - 21. Wenn Zeichnungen leben - 22. Abgrenzung und Kompromisse - 23. Unbewusste Kommunikation - 24. Auch Träume haben Worte - 25. Körper und Schmerzen - 26. Worte statt Taten - 27. „Sag mir, was Gefühle sind“ - 28. Gefühle kommen und gehen - 29. Die Kraft der Pokémon-Figuren - 30. Zwischen Mitleid und Rache - 31. Unerträglicher Lärm - 32. Lieber Wut als Vernunft - 33. Recht und Unrecht - 34. Gemischte Gefühle - 35. Neubeginn - 36. Beschimpfungen machen Spaß - 37. Neue Bärenmonster - 38. Gott und die Welt - 39. Heimkehr von Erinnerungen - 40. Ganz vernünftige Gespräche - 41. Zeichnen: Ein neuer Raum entsteht. - 42. EMDR, der Erinnerungsverdauer - 43. Schlimme Dinge passieren auch anderswo - 44. Wie sicher ist Marco? - 45. „Das fühlt sich gut an - 46. Ordnung schaffen - 47. Marco, der Stratege - 48. Benehmen und Erscheinung - 49. „Was, die anderen reden anders als ich!“ - 50. „Oh je, wie schwierig sind Gefühle!“ - 51. „Muss man selbstständig werden?“

TEIL 2: METHODIK-ANHANG Vorbemerkung

1) WAS IST EINE KINDERPSYCHOTHERAPIE?

Wie sieht ein Therapiezimmer aus und was wird dort gemacht? - Wann kommt ein Kind in Therapie?  - elche Symptome führen zu einer Behandlung? - Wer meldet an? - Wie beginnt eine Therapie? - Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Eltern und dem Umfeld? - Rahmenbedingungen - Was passiert in einer Kinderpsychotherapie? - Gefahren und Risiken. Können Kinder-Therapien schaden? - Worauf muss geachtet werden? - Dauer und Finanzierung

2) ANGEWANDTE METHODEN

A) Was ist EMDR?: Die Entstehungsgeschichte von EMDR - Was passiert denn bei der Arbeit mit EMDR und was bedeutet diese merkwürdige Abkürzung? - Anwendungsbereich, Indikation - Beispiel einer Monotraumabehandlung mit EMDR bei einer Jugendlichen - Forschung und Anerkennung der Methode - Gefahren - Eigene Erfahrungen mit EMDR in meiner Praxistätigkeit. - Präsentation der Anwendung von EMDR bei Kindern und Jugendlichen - Behandlungsablauf - Literatur zu EMDR - Institutionen - Fallbeispiele für EMDR aus der Therapie von Marco.

B) Die Squiggle-Technik: Beispiel 1: Marco - Beispiel 2: N., 17 Jahre - Herzdarstellungen
Trennung, Einsamkeit - Wellen/Wasser/Surfen

C) Einbezug von kommerziellem Spielzeug: Pokémon als hilfreiche Wesen. Ein Fallbeispiel

3) TRAUMATHERAPIE - WARUM? Was ist ein Trauma? - Hirnphysiologische Veränderungen - Häufige Folgen von Traumatisierungen. Wie kann man Traumafolgen erkennen?

A Traumatherapeutische Vorgehensweisen - Die Phasen einer Traumabehandlung: Die Stabilisierungsphase - Die Traumakonfrontations- oder -bearbeitungsphase - Die Integrationsphase -

B) Allgemeinwichtige Aspekte der Traumatherapie: 1) Psychoedukation von Kind, Jugendlichem, Eltern
und dem Umfeld - 2) Flexibler Umgang mit klaren Regeln - 3) Methodenvielfalt - 4) Transparenz - 5) Teile-Arbeit oder die Arbeit mit den Ego-States - 6) Mischung von direktivem und nicht direktivem Vorgehen.

C) Die traumatherapeutische Vorgehensweise in der Therapie von Marco unter dem Aspekt der Behandlungsphasen: Die Stabilisierungsphase in der Behandlung von Marco  - Die Traumakonfrontations- oder -bearbeitungsphase in der Behandlung von Marco - Die Integrationsphase in der Behandlung von Marco.

Rückblick / Dank / Literatur

Die Autorin

Andrea Gallasch-Stebler, Lic. phil. , ist Fachpsychologin für Psychotherapie FSP, PPB in Basel, Schweiz und seit Jahrzehnten als Psychotherapeutin aktiv, sie publiziert, und sie ist auch in Sachen Frauenfragen politisch engagiert.