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Herausgeber Bohrer, Karl Heinz (Hg.)
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 6. Aufl. 2015 nach d. EA 1983
Format 17,7 × 10,8 cm
Seiten/ Spieldauer 613 Seiten
Gewicht 484
Reihe Edition Suhrkamp, Band 1144
ISBN 9783518111444

Zu diesem Buch

Dem Interesse am Mythos kann in Deutschland nicht ohne Skepsis begegnet werden. Es ist erst vierzig Jahre her, daß der rassistische Mythos von der nordischen Rasse und eng mit ihm verwandte Mythologeme Fundament der nationalsozialistischen Ideologie waren. Von daher kam das Tabu, das über alles verhängt wurde, das sich mit der Irrationalität unserer Tradition, mit dem vitalen Antrieben, dem Einfluß des Vorbewußten auf den künstlerisch-geistigen Bereich überhaupt berührte. Diese Tabuisierung konnte nicht auf Dauer gelten. In Literatur, Kunst, Film, aber auch in der Wissenschaft ist sowohl ein neues historisches Interesse am Mythos als auch ein mythisierender Stil selbst aufgetaucht. Diese komplexe Reaktion auf das Mythos-Verbot ist der aktuelle Anlaß dieses Buches. Karl Heinz Bohrer bat namhafte Philosophen, Literaturwissenschaftler, Historiker, Kunsttheoretiker und Theologen, angesichts des Endes des Mythos-Verbots erneut nach dem notwendigen Zusammenhang von modernem Bewußtsein und Mythenbildung zu fragen.

Inhalt

1. Die romantische Rekonstruktion

  • Manfred Frank: Die Dichtung als »Neue Mythologie«
  • Peter Bürger: Über den Umgang mit dem andern der Vernunft
  • Karl Heinz Bohrer: Friedrich Schlegels Rede über die Mythologie
  • Hans Joachim Piechotta: Ordnung als mythologisches Zitat
    Adalbert Stifter und der Mythos
  • Wolfgang Lange: Tod ist bei Göttern immer nur ein Vorurteil
    Zum Komplex des Mythos bei Nietzsche
  • Gert Mattenklott: Der mythische Leib: Physiognomisches Denken bei Nietzsche, Simmel und Kassner
  • Hans Freier: Odyssee eines Pariser Bauern: Aragons »mythologie moderne« und der Deutsche Idealismus

2. Im Banne der Modernität

  • Manfred Schneider: Über den Grund des Vergnügens an neurotischen Gegenständen Freud, C. G. Jung und die Mythologie des Unbewußten
  • Michael Rutschky: Freud und die Mythen
  • Jens Petersen Mussolini: Wirklichkeit und Mythos eines Diktators
  • Lothar Kettenacker: Der Mythos vom Reich
  • Peter Pfaff: Der verwandelte Orpheus. Zur »ästhetischen Metaphysik« Nietzsches und Rilkes
  • Manfred Frank: Auf der Suche nach einem Grund. Über den Umschlag von Erkenntniskritik in Mythologie bei Musil
  • Rolf-Peter Janz: Mythos und Moderne bei Walter Benjamin
  • Wolfgang J. Mommsen: Rationalisierung und Mythos bei Max Weber

3. Nach dem Mythos-Verbot

  • Jürgen Habermas: Die Verschlingung von Mythos und Aufklärung Bemerkungen zur Dialektik der Aufklärung — nach einer erneuten Lektüre
  • Hermann Timm: Remythologisierung? Der akkumulative Symbolismus im Christentum
  • Jacob Taubes: Zur Konjunktur des Polytheismus Norbert W. Bolz odds and ends. Vom Menschen zum Mythos
  • Christa Bürger: Arbeit an der Geschichte
  • Bernd Hüppauf: Mythisches Denken und Krisen der deutschen Literatur und Gesellschaft
  • Gottfried Boehm: Mythos als bildnerischer Prozeß
  • Jean-Christophe Ammann: Zur Utopie in mythischen Bildern
  • Hans-Thies Lehmann: Die Raumfabrik — Mythos im Kino und Kinomythos

Der Autor

Karl Heinz Bohrer, geboren 1932 in Köln, Literaturkritiker, Herausgeber, Wissenschaftler, Verfasser vieler Werke um die zentrale Idee des Momentanismus, der »Plötzlichkeit«. Langjährige Aufenthalte in Frankreich und England, wo er lebt, als bewusste Erfahrung der »Fremde«. Hochschullehrer in Deutschland, Frankreich und den USA. Als scharfzüngiger, auch polemischer Zeitkritiker stand er immer wieder im Zentrum heftiger Diskussionen.

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