Details

Autor Wiese, Annegret
Verlag Verlag Wilhelm Fink
Auflage/ Erscheinungsjahr 06.05.1993
Format 21,4 × 13,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 366 Seiten
Gewicht 429
ISBN 9783770528493

Kurt Eissler hat einmal darauf hingewiesen, daß die Psychoanalyse zweifellos große Fortschritte im Verständnis der Neurosen und Psychosen gemacht habe, aber in der Untersuchung der unbewußt leitenden Motive beim Verbrechen hingegen weit zurückgeblieben sei. Hier einer der relativ wenigen Buchbeiträge, welcher sich dezidiert mit den dunklen, devianten Seiten der menschlichen Psyche befasst.

Aus dem Vorwort der Autorin

"Was hat mich dazu bewogen, mich auf ein Thema einzulassen, das viele erst einmal zusammenzucken läßt, wenn sie davon hören? Nicht nur andere, auch mich selbst hat das "Düstere der Problematik" zunächst abgeschreckt und eine Weile zögern lassen, bevor ich mich zu einer Auseinandersetzung mit dieser "Frage" entschlossen habe. Als "Frage" ist das Thema entstanden, eine Frage, die mir in den Kopf kam, als mir gleichzeitig die Bücher "Das Erbe der Mütter" von Nancy Chodorow sowie "Frauen, die töten" von Arm Jones begegneten. Der Gedanke, zwischen diesen Themen eine Verbindung zu schaffen, ist nun sicherlich nicht zufällig entstanden, sondern aus einem eigenen Erkenntnisinteresse an der Bearbeitung eines solchen Gegenstandes geboren worden.

Als Juristin und Psychologin - als Frau - habe ich mich schon eine Weile mit dem Phänomen der Kriminalität von Frauen sowie der Situation straffälliger Frauen auseinandergesetzt, theoretisch aus verschiedenen Blickwinkeln heraus, praktisch durch eine vorübergehende Tätigkeit in einer Sozialtherapeutischen Anstalt für Frauen. (...)"   - Annegret Wiese

Inhalt

Psychoanalytische Erkenntnis

  • Einführung
    Erkenntnisinteresse
    Verbrechen als „Irrationales"
    Gang der Arbeit
    Begriffsklärung Kindertötung in anderen Kulturen
    Kindertötung in der Abendländischen Geschichte
    Statistik
    Kriminologie
    Öffentliche Meinung
  • Gesunde Mutter-Kind-Beziehung
    Überblick Freuds „Auslassung"
    Gesunde Mutter-Kind-Beziehung
    Symbiose
    Psychische Geburt
    Mutterschaft als Entwicklungsphase
  • Tötung des Kindes aus gestörter Identifikation
    Identifikationsmechanismen
    Funktion der Identifikation
    Ambivalenz
    Spaltung
    Projektive Identifikation
    Genese der Destruktivität
    Mutter als „Container"
    Scheitern der projektiven Identifikation
    Kindliches Erleben des offenen mütterlichen Hasses
    Aufrechterhaltung der Spaltung
    Regressive Verschmelzung
    Kindliches Ausleben des verdeckten mütterlichen Hasses
    Narzißtische Identifikation Identifikation mit der Angreiferin
    Globale Identifikation
  • Mutter-Tochter-Beziehung
    Psychosexuelle Entwicklung des Mädchens
    Kinderwunsch
    Geburt und Kastration
    „Beenden" des mütterlichen Hasses
    Zusammenfassung
  • Tötung des Kindes als Selbsttötung
    Selbstvernichtung als Triebkonflikt
    Melancholie
    Weibliches Über-Ich
    Tötung des Kindes als Selbsttötung
    Selbstvernichtung als narzißtischer Konflikt
    Selbstvernichtung als aggressiver narzißtischer Rückzug
    Zusammenfassung
  • Tötung des Kindes als Beziehungsstörung
  • Tötung des Kindes als weiblicher Widerstand
    Gesellschaftlicher Erklärungswert der Psychoanalyse
    Vermittlung von Natur und Kultur
    Produktion von Subjektivität
    Reproduktion von Mutterschaft
    Mütterliche Subjektivität
    Zweideutige Macht der Mutter
    Mutterliebe
    Mütterliches Alltagsleben
    Tötung des Kindes als weiblicher Widerstand
    Schlußbetrachtung
  • Gespräche mit einer Täterin
    Lebens- und Tatgeschichte
    Interpretation
    Schlußbetrachtung
  • Statt einer Zusammenfassung: Über die Schwierigkeiten einer Rekonstruktion

Forensische Wahrheit

  • Exploration durch den Gutachter
    Untersuchungsmethode
    Rechtliche Probleme der Begegnung
    Stellenwert der Sprache
    Sprache und Bild
    Diskurs über Mutterbilder
    Textanalyse eines psychiatrischen Gutachtens
    Subjektivität
    Verstehen — Erklären
    Verständnis — Verstehbarkeit
    Besonderheiten der forensischen Psychiatrie
    Aktenanalyse
    Version der Täterinnen
    Beziehung zum Kind
    Beziehung zum Partner
    Funktions"störungen
    Beziehung zur Mutter
    Spaltung
    Motivation
    Vergleich Aktenanalyse — Tiefeninterview
    Konfrontation mit zwei Müttern
    Die Tat als Ausweg
    Krankheit
    Erzählversion des Psychiaters
    Manifestes Mutterbild
    Kontaktverhalten
    Wahrnehmung des Psychiaters
    Bezugssysteme
    Erwartungen der Justiz
    Begriff der Gesundheit — ein Definitionsprozeß
    Definitionssubjekt: männlicher Psychiater
    Definitionsobjekt: weibliches Delikt
    Das unbewußte Zusammenspiel von diagnostischer und mütterlicher Macht
  • Die Tat vor Gericht
    Strafrechtswissenschaft
    Die Persönlichkeit des Strafrichters
    Das schlechte Gewissen des Strafrichters
    Aspekte des Über-Ich
    Idealisierung des Richters
    Erwartungen der Gesellschaft an den Strafrichter
    Kollektives Strafbedürfnis
    Klassischer Ansatz
    Grenzen des klassischen Ansatzes
    Kontroverse um den Triebbegriff
    Kulturelles Triebschicksal
    Delilctspezifische Differenzierung:
    Kindestötung durch die Mutter
    Kindestötung und Öffentlichkeit
    Generalprävention
    Das Besondere am Delikt
    Identifikationsprozesse der Öffentlichkeit
    Identifikation mit dem Opfer
    Identifikation mit der Täterin
    Der mythische Gehalt des Strafrechts
    Rationale Funktion des Strafrechts
    Aspekte der Strafjustiz
    Strafjustiz als Abwehrsystem
    Die Suche nach der Wahrheit
    Wahrheitsverständnis
    Die Wahrheit in der Person des Richters
    Die Wahrheit der Tat
    Juristischer Krankheitsbegriff
    Psychiatrischer Krankheitsbegriff
    Mütter im juristischen und psychiatrischen Krankheitsbegriff
    Die Aufdeckung der Tat- und Lebensgeschichte in foro

Literaturverzeichnis

Sachregister

Autorenregister

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