Details

Autor Han, Byung-Chul
Verlag Matthes & Seitz Berlin
Auflage/ Erscheinungsjahr 04.10.2010
Format 18 × 9,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Englisch Broschur
Seiten/ Spieldauer 72 Seiten
Gewicht 98
Reihe Kleine Reihe. Fröhliche Wissenschaft
ISBN 9783882216165

Zu diesem Buch

Derzeit vollzieht sich unbemerkt ein Paradigmenwechsel. Die Gesellschaft der Negativität weicht einer Gesellschaft, die von einem Übermaß an Positivität beherrscht ist.

Die Gesellschaft der Negativität wandelt sich zu einer des übermäßig Vollen und Völligen. Gigantomanie, eindimensionales Denken, Größenphantasien in Tateinheit mit Inkompetenz, Selbstüberschätzung und der Infantilität geschuldete Verantwortungslosigkeiten walten & wirken zunehmend an den systemimmanenten Schaltstellen in Politik, Wirtschaft und Institutionen: es wird agiert, gezündelt und gezerrt; schleichend und wirkmächtig die Aushöhlung der Grundlagen unseres Gemeinwesens betrieben. Es spart vor dieser Logik erst so richtig, wer nach Klippschulenmathematik Unsummen gepumpten Geldes für gigantomanische Kleinjungenträume verzockt (Stuttgart) oder den neuen ›Underdogs‹ jetzt selbst noch die paar Euro für deren Rentenanwartschaft streicht und zur gleichen Zeit der Selbstbedienungsmentalität, etwa für priviligierte Teilnehmer und Nutznießer des Gesundheitssystems, nichts entgegensetzten möchte oder kann: Gigantisch muß es immer sein – zunehmend ohne grundhaften Plan und Konzept, ohne Maß, ohne Verstand – und mithin reichlich sinnentleert.

Ausgehend von diesem Befund zeichnet Han, den Lesern der »Novitätenschau Psychoanalyse und Kulturwissenschaften« inzwischen kein Unbekannter mehr, die pathologische Landschaft der heutigen Gesellschaft, zu der neuronale Erkrankungen wie Depression, Borderline, ADHS oder Burnout gehören. Sie sind für den Autor nicht länger nur punktuell auftretende Infektionen; Han befürchtet, daß es sich hier zunehmend um regelrechte Infarkte handelt, die nicht durch die Negativität des immunologisch Anderen, sondern durch ein Übermaß an Positivität bedingt sind. So entziehen sie sich jeder immunologischen Technik der Prophylaxe und Abwehr. Hans Analyse mündet am Ende in die Vision einer Gesellschaft, die er in beabsichtigter Ambivalenz ›Müdigkeitsgesellschaft‹ nennt.

Über den Autor

Byung-Chul Han, geboren in Seoul, Professor für Philosophie und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, veröffentlichte zahlreiche Bücher, u. a. »Hyperkulturalität. Kultur und Globalisierung«, »Abwesen. Zur Kultur und Philosophie des Fernen Ostens«,»Was ist Macht?«, »Gute Unterhaltung. Eine Dekonstruktion der abendländischen Passionsgeschichte« und zuletzt »Duft der Zeit. Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens«.

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