Menschheitsgeschichte als psychologischer Entwicklungsprozess

Zu diesem Buch

Das Geschehen der Geschichte wird von Menschen aus ihrem Verständnis von sich selbst und der Welt und ihren Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten gestaltet und getragen.

Daß Geschichte und ihr Verständnis nicht zuletzt immer auch psychologische (Beweg-)Gründe haben, ist ein relativ neuer Gesichtspunkt. Hier setzt Psychohistorie an, die dabei das große Potential der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse für das Begreifen der inneren Dynamiken geschichtlicher Prozesse nutzt.

Ausgangspunkt ist die Beobachtung, daß Erwachsene das in ihrem Leben gemeinhin inszenieren, was sie als Kinder erfahren haben. Die Sozialisationsbedingungen der Kinder sind eine bedeutsame historische Kraft, wie ebenso die Bemühung der Eltern, den eigenen Kindern bessere Bedingungen zu vermitteln, als sie sie selbst erfahren hatten. Verbesserte soziale Beziehungen zwischen Eltern und Kindern bedeuteten gleichzeitig eine Verbesserung der sozialen Beziehungsstruktur in der Gesellschaft und neue Möglichkeiten der Kooperation. Geschichte erscheint unter dieser Sicht als ein erstaunlicher Lern- und Selbstbildungsprozess, der insbesondere auch zur Entwicklung modernen Identität und der Differenzierung von persönlichen Handlungsmöglichkeiten geführt hat. Die Beiträge des bekannten Autors beleuchten diese Zusammenhänge anschaulich.

Über den Autor

Ludwig Janus, Dr. med., ist niedergelassener Psychoanalytiker in Heidelberg und hat sich seit Jahrzehnten mit der Psychohistorie und der psychologischen Frühentwicklung des Menschen beschäftigt und hierzu veröffentlicht, zum Beispiel »Wie die Seele entsteht« und zusammen mit Klaus Evertz »Kunst als kulturelles Bewusstsein vorgeburtlicher und geburtlicher Erfahrungen« herausgegeben. Weiter ist er Mitherausgeber mehrerer »Jahrbücher für Psychohistorische Forschung«.