Details

Autor Volkan, Vamık D.
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 01.1999
Format 21 × 14.8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 279 Seiten
Gewicht 420
ISBN 9783932133497

“projective identification, from childhood on, human beings utilize certain mental mechanisms to get rid of unpleasant aspects of themselves and assign them to others. Members of one group in conflict may attempt to define their identity through externalizing and projecting unwanted aspects onto the enemy.”

Vamık D. Volkan,in:  Killing in the Name of Identity: A Study of Bloody Conflicts

Zu diesem Buch

Mit diesem Buch möchte Vamik D. Volkan, der renommierte Psychoanalytiker mit zyprischen Wurzeln, die fehlende Brücke zwischen psychoanalytischen Konzepten zur Konflikthaftigkeit menschlichen Handels und ihrer Psychodynamiken und der eher eindimensionalen Vorstellungswelt von Diplomaten, Historikern, Politologen und Sozialwissenschaftlern schlagen, die üblicherweise von der Konsistenz menschlichen Handelns ausgehen.

Diese Brücke könne einen neue, tiefengeschärften Zugang zum brisanten Thema ethnischer, religiöser und kultureller Unterschiede eröffnen, die mit der Identität von Großgruppen eng verknüpft sind.

Volkan nutzt sein reiches psychoanalytisches und klinisches Wissen und seine Erfahrung aus 25-jähriger Arbeit mit Großgruppen in konfliktgeschüttelten und traumatisierten Gesellschaften, um eine pragmatisch orientierte Studie der Dynamik von Großgruppen vorzulegen. Er stellt neue theoretische Konzepte und ihre praktische Anwendung vor. Sie ermöglichen uns ein besseres Verständnis für die Interaktion von Großgruppen im Frieden wie in Krisenzeiten.

Inhalt


Psychoanalytiker und Diplomaten – Seite an Seite

  • 1. Kognitive Psychologie
  • 2. Eine Brücke zwischen kognitiver Psychologie und Psychoanalyse
  • 3. Center for the Study of Mind and Human Interaction (CSMHI)
  • 4. Der Ausbruch ethnischer Konflikte

Beschreibungen der Großgruppenidentitätskonzepte - Die individuelle Identität

  • 1. Beschreibung der individuellen Identität
  • 2. Die Entwicklung der individuellen Identität

Einführung zur Großgruppenidentität - Die sieben Fäden

  • Die ersten zwei Fäden der Großgruppenidentität
  • 1. Der erste Faden: Geteilte Reservoire für „gute” Externalisierungen
  • 2. Der zweite Faden: Geteilte Identifikationen
  • 3. Zusammenfassung

Großgruppenidentität, für die der „Andere” sorgt: Der dritte Faden

  • 1. Biologische und psychologische Grundlagen für die „Uns”- und „Ihnen”- Dichotomie
  • 2. Der dritte Faden: Geteilte „böse” Reservoire

Gewählte Ruhmesblätter und gewählte Traumata: Der vierte und der fünfte Faden

  • 1. Der vierte Faden: Gewählte Ruhmesblätter
  • 2. Der fünfte Faden: Gewählte Traumata
  • 3. Generationsübergreifende Weitergaben
  • 4. Zusammenfassung

Die Schlacht von Kosovo: Ein Beispiel des fünften Fadens

  • 1. Die Reaktivierung des serbischen gewählten Traumas
  • 2. Säuberungsversuche und Greueltaten
  • 3. Zusammenfassung

Die innere Welt eines Führers, die die Großgruppenidentität beeinflußt: Der sechste Faden - Führer mit einer narzißtischen Persönlichkeitsorganisation

  1. Atatürk: Eine Veranschaulichung des sechsten Fadens
  2. 1. Atatürks persönliche Geschichte
  3. 2. Atatürks innere Welt
  4. 3. Die Schaffung eines sechsten Fadens für das türkische Zelt

Symbolbildungen: Der siebte Faden

  • 1. Übergangsobjekte und -phänomene
  • 2. Ein Vergleich zwischen Übergangsobjekten und passenden Reservoiren der externalisierten Bilder
  • 3. Symbolisierung auf einer höheren Ebene
  • 4. Blut

Großgruppen-Ideologien und politische Verfahrensweisen und Richtlinien

  • 1. Ideologie, die mit dem sechsten Faden verknüpft ist
  • 2. Ideologie, die mit anderen Fäden verbunden ist

Großgruppenrituale

  • 1. Gruppenreaktionen auf Jahrestage
  • 2. Zwei unabänderliche Prinzipien
  • 3. Rituale in Zusammenhang mit dem Narzißmus der kleinen Unterschiede
  • 4. Grenzrituale
  • 5. Die Bedeutung von Ritualisierungen
  • 6. Maligne Ritualisierungen und Kriege

Trauern, Politik und Diplomatie

  • 1. Individuelle Trauer
  • 2. Komplikationen beim Trauerprozeß eines Individuums
  • 3. Die Trauer von Individuen in Situationen, wo Großgruppen mit dem Feind interagieren
  • 4. Großgruppentrauer

Traumatisierte Gesellschaften: Das Nachkriegs-Kuwait

  • 1. Kuwait: Anfängliche Beobachtungen
  • 2. Diagnose
  • 3. Traumatisierte Gesellschaften und Entscheidungsfindungen

Offizielle Diplomatie: Die Perspektive eines Psychoanalytikers

  • 1. Beschreibung
  • 2. Moralität und offizielle Diplomatie
  • 3. Emotionen
  • 4. Regression
  • 5. Übertragungsverzerrungen

Inoffizielle Diplomatie”

  • Beschreibungen der inoffiziellen Diplomatie

Das Baum-Modell: Psychopolitische Dialoge und Förderung eines gutnachbarlichen Verhaltens und einer gutnachbarlichen Koexistenz

  • 1. Diagnose
  • 2. Auf psychoanalytischen Erkenntnissen beruhende psychopolitische Dialoge
  • 3. Aufbau von Institutionen
  • 4. Beispiele von Baumzweigen aus Estland
  • 5. Abschließende Bemerkungen

Stimmen zum Buch

"(...) Noch ein Wort zum Thema Vergebung und Versöhnung, das gerade im Kosovo von unseren westlichen Politikern mit solche Vehemenz und manchmal erpresserischer Dringlichkeit ins Feld geführt wird: Sie kann nicht befohlen werden, und eine befohlene Friedlichkeit zwischen Gruppen, die sich gerade vertreiben, wenn nicht ausrotten wollten, führt zu neuen Ausbrüchen von Gewalt, weil nichts verarbeitet ist. „Die Vergebung ist ein Konzept, das psychoanalytisch noch nicht untersucht wurde. Klar ist, dass es mit dem Trauerprozess verbunden ist. Ohne einen Abschluss der Trauerarbeit kann es keine aufrichtige Bitte um Vergebung und keine aufrichtige Annahme der Entschuldigung des Anderen geben. ”
Eine allzu rasche Konfrontation im Alltag lässt die Wunden sich nicht schließen, sondern sie heizt das Opfergefühl, die Wut und die Rachsucht immer von neuem an. Wie viele Jahre es braucht, bis die Verletzungen ansprechbar werden, scheint bei jeder Großgruppe wieder anders zu sein: von ein paar Jahren bis zu ein paar Jahrzehnten. Viele Patienten der zweiten Generation in Deutschland wagen sich erst heute, mit therapeutischer Hilfe, an die Wunden von Verfolgung, Krieg, Flucht, aber auch von elterlicher Mittäterschaft heran.

Bei den Israelis und Palästinensern, mit deren Konflikt Volkan über Jahre Erfahrungen sammelte, liegen die Wunden offen: „Der Opferstatus, Anspruchsdenken und Revanchismus sind Ideologien geworden, die untrennbar mit. . . der palästinensischen Identität verbunden sind. Ein Grund, warum der palästinensisch-israelische Konflikt chronisch bleibt, ist, dass die Israelis in ihrer Gruppenkernidentität ebenso Opfer durch den Holocaust sind und das Gefühl, berechtigte Ansprüche zu haben, teilen.”

In seinem Vorwort bedauert Hans-Jürgen Wirth zu Recht, dass es wenig Brücken zwischen der Gruppenkonflikt-Forschung hier und „drüben” gibt, so dass das Buch zwangsläufig einem amerikanischen Monolog inmitten von fruchtbaren deutschen und europäischen Ansätzen gleicht – auch wenn den Deutschen in ihrer Konzentration auf innergesellschaftliche Felder die souveräne „Globalität” von Volkan fehlt."

Tilmann Moser in einer Rezension des Buches in der Süddeutschen Zeitung SZ vom 26.01.200

Der Autor

Vamik D. Volkan, geboren 1932 auf Zypern, ist Professor emer. für Psychiatrie, Begründer des »Center for the Study of Mind and Human Interaction« an der University Virginia und Senior Erik Erikson Scholar am Austen Riggs Center in Stockbridge, Massachusetts. Er hält Vorträge auf der ganzen Welt; seine zahlreichen Bücher wurden bereits in mehr als zwölf Sprachen übersetzt.

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