Magie der Couch

Zu diesem Fotokunstband

Sigmund Freuds berühmte Couch mit dem Sessel daneben - fast jeder kennt dieses Ensemble. Es steht im Freud Museum in London; - und diese Möbelkombination, die Couch und der Sessel dahinter, gelten von Beginn an als das ´Markenkennzeichen` psychoanalytisch-therapeutischen Arbeitens schlechthin.

Wie haben sich die Nachfolgerinnen und Nachfolger Freuds im Psychoanalytikersessel ihre Therapieräume? Was ist inzwischen aus dem klassischen "Couch-Setting" im beruflichen Alltag der Psychoanalytiker geworden? Wie sehen ihre Praxen heute aus?

Um diese Frage wehte bislang die Aura des Geheimnisvollen. Claudia Guderian hat zum ersten Mal in zahlreichen Ländern in und außerhalb Europas die Couch-Settings in Psychoanalytikerpraxen photographiert und mit den Analytikern über ihre Einrichtungskonzepte gesprochen. Vorbilder für die Gestaltung der Räume sind einerseits das Setting von Sigmund Freud, andererseits das prägende Praxisbild des Lehranalytikers.

Nicht wenige Analytikerinnen und Analytiker richten ihre Behandlungs- und Arbeitsräume auch mit Erinnerungsstücken an eigene Vorfahren ein und bieten ihren Analysanden nicht nur ausgesuchte alte, neue oder Designercouchen an. Die meisten Analytiker verwenden viel Sorgfalt auf die Gestaltung ihres Settings, denn es steht in dem Raum, in den sie den Analysanden aufnehmen, um ihm dort jenen geheimnisvollen Zutritt zum eigenen Ich zu ermöglichen, den er oder sie allein nicht finden kann. Insofern sind es die letzten "magischen" Räume des 21. Jahrhunderts.

Der Foto- und Textband ist zugleich Chronik, ein aufschlußreicher und durchaus intimer Blick in den ´Kraftort` psychoanalytisch-therapeutischen Wirkens und darüber hinaus auch eine gewiss anregende Informationsquelle für jene PsychoanalytkerInnen oder BerufsanfängerInnen, die schauen möchten, wie andere ihre jeweiligen Behandlungsräume eingerichtet und ausgestattet haben.

Stimmen zum Buch

"Wie man sich bettet, so redet man sich in die Regression. Die Couch ist deshalb stets das bevorzugte Möbel der Psychoanalyse gewesen, bis heute gar ihr Zunftemblem. (...) Zugespitzt lautet die These von Claudia Guderian sogar so: Die Couch ist der blinde Fleck der Psychoanalyse. Das Möbelstück, in dessen Stoff und Leder Schweiß und Tränen einsickern oder von frisch aufgelegten Papiertüchern aufgesaugt werden, ist seit Harold Sterns bahnbrechender Studie "The Couch; Its Use and Meaning in Psychotherapy" (1978) nicht mehr im Mittelpunkt einer umfassenden wissenschaftlichen Arbeit gewesen. Diesem Mißstand hilft Claudia Guderian gleich doppelt ab. Zum einen mit dem Buch "Die Couch in der Psychoanalyse", einer für das breitere Publikum lesbar gemachten Version ihrer Doktorarbeit. Zum anderen mit einem Bildband "Magie der Couch", der siebzig Couch-Sessel-Arrangements aus psychoanalytischen Praxen zeigt.

Frau Guderian ist mit der Kamera durch die ganze Welt gereist, um in diesen Praxen zu fotografieren und mit den Analytikern Interviews über die Bedeutung von Couch, Sessel, Kissen, Decken und dem übrigen therapeutischen Interieur zu führen. Insbesondere für den Bildband kann man der Autorin eine große Leserschaft voraussagen. Wird doch jeder, der eine Analyse hinter sich hat, zu diesem Band schon allein deshalb greifen wollen, um zu sehen, ob "seine" Couch dabei ist.

Aus einer umfassenden Besprechung zur Erstausgabe des Buches von Christian Geyer in der FAZ vom 7.05.2004

Über die Autorin

Dr. Claudia Guderian, M.A., Autorin und Photographin, studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Anglistik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen sowie Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In ihrer Promotion, die in das Werk "Die Couch in der Psychoanalyse. Geschichte und Gegenwart von Setting und Raum" mündete, setzte sie sich intensiv mit der Wirkung des Raumes auf den psychoanalytischen Behandlungsprozess auseinander.