Details

Autor Fischer, Jeannette
Verlag Klostermann, Vittorio
Auflage/ Erscheinungsjahr 15.08.2023
Format 22.5 × 14.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Klappenbroschur
Seiten/ Spieldauer 150 Seiten
Gewicht 252
Reihe NEXUS, Band 108
ISBN 9783465046295

Zu diesem Buch

Das Wort »Narzissmus« ist in aller Munde. Der gängige Diskurs geht von der Pathologie eines Einzelnen aus, dessen unheilvolle, destruktive Eigenschaften wir in Beziehungen zu spüren bekommen, seien sie persönlicher oder allgemeiner Art. Um diese Blickweise zu erhärten, greifen viele zu geläufigen alltagspsychologischen »Diagnosen«. Das erlaubt es ihnen, sich selber als schuldlos in einer solchen Beziehung verwickelt zu sehen.

Die in Zürcher lebende und Autorin und Psychoanalytikerin verweigert sich in ihrer praxiserfahrenen Arbeit der Spaltung in narzisstisch und nicht narzisstisch, in schuldig und unschuldig, bös und gut. Sie fächert die Ovidsche Erzählung auf und fragt: Warum hat Narziss nur noch sich selbst als Gegenüber? Warum kommt ihm die Welt abhanden? Braucht diese Welt wiederum den Narzissten? Das Buch beleuchtet nicht nur die persönlichen narzisstischen Beziehungsmuster, sondern auch deren Ausdrucksformen in der Gesellschaft und im politisch-wirtschaftlichen Handeln.

Aus dem Vorwort der Autorin

"Das Wort »Narzissmus« ist in aller Munde. Wir wissen, es ist eine schlechte Eigenschaft, und wird diese einer Person zugeschrieben, wird uns empfohlen, diesen Menschen weiträumig zu umgehen, ihn gar zu verlassen, falls es sich um eine Liebesbeziehung handeln sollte. Der gängige Diskurs geht von der Pathologie eines Einzelnen aus, der oder die diese missliche Eigenschaft in die Beziehungen trägt und daselbst Unheil anrichtet. Um diese Blickweise zu erhärten, greifen viele zu »Diagnosen« und
Zuschreibungen, nicht zuletzt, um sich selber als unschuldige Beteiligte zu verstehen, als unschuldig in solche Bindungen verwickelt.

Mich interessieren in diesem Buch die Bindungs- und Beziehungsformen, die zum Phänomen des »Narzissmus« führen. Dabei stütze ich mich auf das dritte Buch der Metamorphosen des antiken römischen Dichters Ovid, in denen er die Geschichte von Narziss und Echo erzählt. Das Leben des Narziss beschreibt er von dessen Zeugung bis zu seinem Tod, bis hin zur Blume, die man anstelle seines Leichnams findet, »in der Mitte safrangelb und umsäumt mit weissen Blütenblättern«. Es ist eine qualvolle Lebensgeschichte, die als wertvolle Vorlage für meine Ausführungen und Thesen dient.

In der psychoanalytischen Fachliteratur finden sich vielfältige Forschungen zum Thema »Narzissmus«, die bereits vor Sigmund Freud anfingen. Dessen Arbeit ›Zur Einführung des Narzissmus‹ von 1914 etablierte jedoch den Begriff, der bis in die heutige Zeit ein Quell vieler Untersuchungen mit unterschiedlichsten Herangehensweisen und Blickwinkeln geblieben ist. Zuerst galt der Narzissmus als pathologisches Phänomen, später gewann die Verliebtheit in die eigene Person eine neue Bedeutung als notwendiges Entwicklungsstadium, das uns Antrieb für Kreativität und Selbstwert bietet. Einige Psychoanalytiker gehen davon aus, dass der Narzissmus einfach gezähmt werden muss,
um seine Extreme zu mässigen, und dass er als Grundlage des Erlebens und Verhaltens eines Menschen gewürdigt werden sollte. Die Deutungsvielfalt ist gross. (...)"

Die Autorin

Jeannette Fischer praktizierte 30 Jahre in Zürich als Freud’sche Psychoanalytikerin. Sie beschäftigt sich mit Fragen von Gewalt, Macht und Ohnmacht, kuratierte zu diesen Themen Ausstellungen und drehte zwei Dokumentarfilme. Zuletzt veröffentlichte sie die Bücher Angst: vor ihr müssen wir uns fürchten (2018) und Hass (2021).

"Während des Studiums der Verglei­chenden Religi­ons­wis­sen­schaften in Athen, Tübingen und später in Zürich, begann ich mich auf die Freud’sche Couch zu legen und ergründete mit meinem Psycho­ana­lytiker mein Unbewusstes. Diese Arbeit führte zu einem Berufs­wechsel. Von 1986 bis 2016 arbeitete ich als Freud’sche Psycho­ana­ly­tikerin in eigener Praxis in Zürich. In den 90er Jahren hatte ich die spontane Idee, mich um das Kuratorium einer Kunst­aus­stellung zu bewerben. Seither beschäftige ich mich genauso intensiv mit der Kunst wie mit der Psycho­analyse." - Jeannette Fischer auf ihrer Homepage über sich und ihre Arbeit.

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