Details

Autor Seitz, Emanuel
Verlag Klostermann, Vittorio
Auflage/ Erscheinungsjahr 2019
Format 20 × 12,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 206 Seiten
Gewicht 212
Reihe Klostermann Rote Reihe, Band 116
ISBN 9783465043966

Zu diesem Buch

Klugheit sorgt für Können. Auf diesen Verdacht aufbauend, untersucht der junge Frankfurter Philosoph Emanuel Seitz das Wesen der Klugheit von ihren Anfängen in der antiken Philosophie bis zu den Neuinterpretationen Heideggers. Er befreit Klugheit von ihrem schlechten Ruf, bloß ein instrumentelles Kalkül zu sein. Ihre eigentliche Aufgabe ist jedoch die Beratung über die Form des Lebens und den geschickten Umgang mit der Welt. Der Versuch, menschliches Handeln klug zu (be-)denken, bringt die blinden Flecken in den modernen Theorien über Moral, Politik und Gesellschaft ans Licht: Er beleuchtet das Rätsel des Übens, erforscht den Hintersinn der List und erkundet, was den Menschen jenseits des Notwendigen möglich ist.

Prudence is the prerequisite for skill. Building on this suspicion, Emanuel Seitz examines the essence of prudence from its beginnings in ancient philosophy to Heidegger's reinterpretations. He frees prudence from its dubious reputation of being no more than an instrumental calculus. Its real task is to provide advice on the form of life and skillful ways of dealing with the world. The attempt to conceive of human action in terms of prudence brings to light the blind spots in modern theories of morality, politics and society. It serves to illuminates the riddle of practice, explores the hidden meaning of cunning and explores what is possible for human beings beyond what is merely necessary.

Aus der Einleitung

"[... ]Klug zu denken wird unmöglich, wenn man über die Klugheit selbst im Irrtum ist. Wer einen schlechten Begriff von ihr hat, mag sich zwar durch den Zufall, den man Bauchgefühl nennt, noch im­mer klug verhalten können, aber er wird nicht die Möglichkeit ha­ben, ein kluger Berater zu werden. Er kann nicht zur Sprache brin­gen, was die Intuition ihm eingibt. Sobald er sich von einer fal­schen Vorstellung leiten lässt, wird der Mensch fehlgehen und sein Rat schlecht werden. Die erste Fehlinterpretation rückt Klugheitin die Nähe des Bauchgefühls, legt sie als Situationsverständnis aus und unterschätzt die Allgemeinheit der Gegenstände, mit denen sich Klugheit beschäftigt.

Die Situation, ein einzigartiges Hier und Jetzt, lässt sich in der klugen Vorsorge nie einholen und kann nur die Akzidenz der Umstände sein, in der sich eine besondere Form zeigt. Fragen des Angemessenen im hic et nunc fallen unter die Billigkeit, über die es gar keine Theorie geben kann, und die Fragen des Umgangs unter die Taktiken, die der Sprache zugäng­lich sind. Das Situationsverständnis greift zu kurz. Klugheit erhebt sich über die Unmittelbarkeit und formt das Leben langfristig im Ganzen. Der zweite Fehlgriff geht auf Kant zurück und verwechselt das Können im Umgang und der Vorsorge mit der Tätigkeit des Urteilens. Die Sorge ist keine Urteilswahrheit, sondern nur Wahrheit als Urteil. Der dritte Irrtum glaubt, der kluge Rat ziele auf das Verhältnis von Mitteln und Zwecken. Wer sich darum sorgt, taug­liche Mittel zu finden, wird funktional erfolgreich sein, doch bloße Funktionalität für einen Zweck bestimmt nur, ob ein Ergebnis durchgesetzt werden kann. Wirkliche Klugheit versteht sich auf die Form der Tat, wie etwas erreicht wurde. Das Gelingen der Durchsetzung ist Macht, Können ist das Gelingen der Form. [... ]"

Inhalt

Einleitung

1. Was kann diese Klugheitslehre?

2. Über die Möglichkeit einer Klugheitslehre.

I.Handeln und Klugheit: 1 Handeln -  2 Formen des Handelns - 2.1 Das Zweckhandeln - 2.2 Das Übe - 2.3 Die List - 2.4 Mechanismus und Organismus - 2.5 Kollektives Verhalte - 3 Klugheit

II. Form im Werden:  4 Form an sich - 5 Form in der Erscheinung - 6 Form und Materie - 7 Information und Können - 8 Form im Werden - 9 Möglichkeit und Notwendigkeit im Werden - 10 Wirken im Werden

III Aufgaben der Klugheit: 11 Sorge um die Tendenz - 12 Sorge um Gelassenheit - 13 Sorge um Lässigkeit - 14 Sorge um die Wohlgeratenheit.

IV. Übung und Unklugheit: 5 Formelle Übungen -.16 Mechanische Übungen - 17 Organische Übungen - 18 Übung – eine Vertiefung. - 19 Reiz – die List der Übung - 20 Rat, Recht und Lebe - 21 Politik als In-Form-Bringen - 22 Aufgaben einer klugen Politik - 23 Utopisch klug.

Stimmen zum Buch

»Ein Buch, wie Emanuel Seitz es geschrieben hat, ist in der Philosophie eine Seltenheit geworden. «List und Form» ist wie ein Wurf aus dem Nichts, ungewöhnlich in seinem Inhalt wie in seiner Form. Eine «Klugheitslehre» entwirft der junge deutsche Philosoph. Die Sprache ist einfach. Harte, selbstbewusste Sätze. Viele Verben, Metaphern, gern aus dem Sport. «Klug ist, wer in Form bleibt», lautet der erste Satz. Ungewöhnliche Vergleiche: «Billardkugeln können nicht klüger werden, weil sie sich nicht anders verhalten können. Der Mensch gewinnt mit Klugheit die Freiheit seiner Form. (...)Wie Aristoteles plädiert Emanuel Seitz für ein «gesundes Mass», für eine «Mitte», die den Besonderheiten der Personen Rechnung trägt. Deshalb gibt es auch nicht die eine, sondern eine Vielfalt kluger Lebensformen. – Man hat lange nicht mehr ein so kluges Buch gelesen.«

Wolfgang Hellmich, in einer ausführlichen Rezension in der NZZ, 14.1.2020

Der  Autor

Emanuel Seitz wurde bei Josef Früchtl an der Universiteit van Amsterdam promoviert und lebt und arbeitet als Philosoph und freier Autor in Frankfurt am Main.

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