Lebensbeichte eines Kriminellen

Aus dem Vorwort

Mancher Leser mag den Kopf schütteln und denken: Das ist ja alles erfunden. Ich habe auch bei manchen Stellen Bedenken gehabt, besonders wenn die Ereignisse sich in paraleller Gleicheit wiederholten. Mißriegler ist von der Wahrheit der Angaben überzeugt, nachdem er Erkundigungen eingezogen und soviele Bestätigungen gefunden hat, daß er alles in Bausch und Bogen als reine Wahrheit annimmt. Nun ich glaube, daß der Wahrheit und Dichtung in diesem Werke verschmolzen sind, was aber dem Wert des Geständnisses nicht herabsetzt. Ist doch nach meiner Auffassung jedes Dichtwerk ein Geständnis. Hebbel bemerkt mit Recht: „Niemand schreibt, der nicht seine Selbstbiographie schriebe und dann am besten, wenn er am wenigsten darum weiß.“ Der nachfolgende Briefwechsel des Autors mit dem Artzte gibt eine tiefe Einsicht in sein Seelenleben und bestärkt die Ansicht des Arztes, daß es sich um eine ungeschminkte Beichte eines Wanderers handelt, der von Sehnsucht nach Liebe getrieben nur die Surrogate der Liebe gefunden hat, der sich an und an den Menschen verzweifelte und der doch den Weg zu sich und der Welt gefunden hat.

Wo mag er nun weilen? Werden ihn diese Zeilen erreichen? Werden sie wie Balsam auf die Wunden seiner Seele fallen, und wird er fühlen, daß er nicht gerichtet sondern gerettet wurde?

Wien-Salmannsdorf, im November 1933                              Dr. Whilhelm Stekel

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB die auf 550 Exemplare limitierte Auflage sehr gut erhalten; innen und außen absolut frisch und ohne Anmerkungen, Anstreichungen o.Ä.; die Nummerierung des Bands unleserlich bedruckt (wahrscheinlich 124/550).