Details

Herausgeber Bergmann, Martin; Jucovy, Milton E.; Kerstenberg, Judith S. (Hg.)
Verlag S. FISCHER
Auflage/ Erscheinungsjahr 1995, EA
Format 21,2 × 14,8 × 3,6 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Leineneinband mit SU
Seiten/ Spieldauer 430 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-004459_MA

»Liebe kann an die Stelle des Todestriebes treten, sublimiert und in produktive, lebensbejahende Arbeit umgesetzt werden. Als wir das Buch vor mehr als einem Jahrzehnt schrieben, war es unser Ziel, zu einer solchen Entwicklung beizutragen.« Judith S. Kestenberg

Zu diesem Buch

Dieses Buch wurde gleich nach dem Erscheinen der amerikanischen Ausgaben als das Standardwerk über die psychischen Folgen des Holocaust insbesondere in der zweiten Generation bezeichnet.
Erinnerungen von Überlebenden werden durch das Prisma der Psychoanalyse betrachtet und daraufhin untersucht, wie menschliches Verhalten durch Extremtraumatisierungen geprägt und dauerhaft bestimmt wurde.

Nach ihrer Befreiung durch die Alliierten haben sich die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in alle Welt aufgemacht und sich mit dem Neuaufbau ihrer materiellen Existenz beschäftigt. Ein »Vorhang des Schweigens« sank zunächst herab. Offenbar war eine zeitliche und räumliche Distanz notwendig, bevor - nach einer Art Latenz-periode - die Überlebenden ihre Erinnerungen zulassen konnten und auch die Therapeuten fähig waren, sich mit diesen neuartigen Problemen auseinandersetzen zu können.

Die Fallgeschichten der Überlebenden förderten charakteristische Symptome zutage: Angst, Wünsche nach Isolation und Rückzug, psychosomatische Beschwerden, Apathie und Hoffnungslosigkeit, Furcht vor neuerlicher Verfolgung u. a. Die Behandlung der Opfer und ihrer Kinder stellte die Therapeuten vor große theoretische und praktische Probleme, über die hier anschaulich berichtet wird.

Da die Massenvernichtung der europäischen Juden nicht nur als Teil der jüdischen, sondern vor allem auch der deutschen Geschichte verstanden wird, enthält das Buch ebenfalls Beiträge über die Therapie der Kinder der einstigen Verfolger. Die Autoren wollten wissen, welche Auswirkungen das Nazi-Erbe auf deren Kinder hat. Dieses Forschungsinteresse stieß seinerzeit auf große Empörung, als grenze es an ein Sakrileg, jene beiden Gruppen miteinander vergleichen zu wollen. Bei allen Unterschieden förderten die Autoren verblüffende und unvermutete Ähnlichkeiten zutage

Das Buch »respektiert die Toten, ehrt ihr Gedächtnis und soll den Lebenden helfen, ihr Potential als verantwortliche Mitglieder der Gesellschaft zu realisieren«.

Aus dem Inhalt

I Der Hintergrund

  1. Judith S. Kestenberg und Milton Kestenberg: Die Erfahrung überlebender Eltern
  2. Milton Kestenberg: Diskriminierende Aspekte der deutschen Entschädigungspraxis: Eine Fortsetzung der Verfolgung

II Die Kinder der Überlebenden

  1. Judith S. Kestenberg: Überlebende Eltern und ihre Kinder
  2. James Herzog: Welt jenseits von Metaphern: Überlegungen zur Transmission des Traumas
  3. Yolanda Gampel: Eine Tochter des Schweigens
  4. Judith S. Kestenberg: Die Analyse des Kindes eines Überlebenden: Eine metapsychologische Beurteilung

III Die Kinder der Verfolger

  1. Lutz Rosenkötter: Die Idealbildung in der Generationenfolge
  2. M. Donald Coleman: Kind von Verfolgern
  3. Gertrud Hardtmann: Die Schatten der Vergangenheit

IV Theoretische und klinische Aspekte

  1. Martin S. Bergmann: Wiederkehrende Probleme in der Behandlung Überlebender und ihrer Kinder
  2. Marion M. Oliner: Hysterische Persönlichkeitsmerkmale bei Kindern Überlebender
  3. Maria V. Bergmann: Überlegungen zur Über-Ich-Pathologie Überlebender und ihrer Kinder
  4. Ilse Grubrich-Simitis: Vom Konkretismus zur Metaphorik.

Lieferbarkeitshinweis

Bei der SFB in einigen gute bis sehr gut erhaltenen antiquarischen Archivexemplaren der gebundenen deutschen Erstausgabe; diese jeweils ohne Anstreichungen und Anmerkungen. - In 10/2016 erschien ein textgleicher Nachdruck des Buches in einer schlichten Broschurvariante bei Psychosozial, Gießen.

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