Details

Autor Heinrich, Klaus
Verlag ça-ira-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 24.02.2021
Format 29,5 × 23,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Broschiert
Seiten/ Spieldauer 224 Seiten
Abbildungen 443 Abbildungen, durchgängig SW mit Sonderfarbe
Gewicht 750 g
ISBN 9783862591725

Das Werk des Religionswissenschaftlers Klaus Heinrich wurde von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem "Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa" ausgezeichnet.

Stimmen zu diesem Band

"(...) Obwohl "nur" als Einführung für Studenten angelegt, verband sich mit dem Versuch, "eine Psychoanalyse vorzustellen, die ihren Namen verdient", durchaus ein ehrgeiziger Anspruch - der nämlich, die Nachfolge der Kritischen Theorie anzutreten. Denn es ging ja nicht nur um das Festhalten an Aufklärung, sondern auch darum, die Aufklärung selbst über ihre Grenzen und ihre eigentlichen Motive ins Bild zu setzen. Deshalb erscheint Kant bei Heinrich als eine Art Idol, das stets aufs neue angegriffen wird.

Nichts ist Heinrich sympathischer, als wie Kant auf Aufklärung zu beharren, und nichts verderblicher, als sie mit Kants Begrenzung - dem "Ich denke", das alle meine Vorstellungen muß begleiten können - zu betreiben. Doppelgängerei sei die Folge, ein Ich, das sich in die reine Kontrollinstanz und ihre dunkle illegitime Kehrseite aufspaltet. An Stelle dieser Doppelgängerei sollen die Widersprüche ins Denken selbst aufgenommen werden, bekommt das Unbewußte eine Intention, die ernst genommen werden will.

Heinrich pointiert es in seinem Vorwort: Die Menschengattung wolle ihr Unbewußtes kennenlernen, und in diesem Trieb dürfe sie nicht diesen oder jenen Schritt der Aufklärung vergötzen. Den Hegelschen Begriff des konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen führt Heinrich gegen die abstrakte Allgemeinheit ins Feld, die die gesellschaftlichen Verhältnisse allesamt verzeichnet. In ihr geht der Ariadnefaden verloren, der zum Unglücksort, zugleich dem Transformationsort, zurückführt.

Von dieser Schnittstelle habe auch Marx sprechen wollen, als er die Arbeitsprozesse untersuchte, von ihr spricht Freud ununterbrochen, wenn er den Ödipuskomplex analysiert. Nur der Sozialwissenschaftler spricht nicht mehr von ihr. Dem heutigen Leser wiederum kann nicht entgehen, wovon Heinrich schweigt. Vor allem übergeht er die einschneidenden Weiterentwicklungen Melanie Kleins und ihrer Schule, die die Psychoanalyse auf eine der Freudschen "Revolution" ebenbürtige Weise revolutionierten. Damit beraubt er sich des Kontakts zur psychoanalytischen Praxis, die lediglich in Miniporträts zwischen skurriler Entschärfung und ödipalem Pathos figuriert. Aber gerade daß Heinrich sich durch die Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung so heroisch unbeirrt zeigt, verleiht ihm für die Pathologie der Gesellschaft das absolute Gehör."

Aus einer umfangreichen Besprechung des Buches von Carolione Neubaur, veröffentlicht in der FAZ vom 19.07.2001

Architektur ist für mich sozusagen die leibhaftige Verkörperung der Gattungsgeschichte. Gattungsgeschichtlich sind wir den Höhlen entstiegen, einmal draußen bauen wir uns Höhlen ins Licht. Seit Jahrzehnten definiere ich Architektur als Höhlen ins Licht gebaut. Es kommt dann auf den Unterschied an: Ist es mehr Höhle oder ist es mehr Licht — das Licht von außen, das den Bau erstrahlen lässt oder das Licht von innen, das ihn durchflutet? — Schon als kindliches Wesen von fünf oder sechs Jahren wird einem schnell klar, dass man eigentlich immer neue Höhlen betritt, egal wie unterschiedlich die Häuser oder Wohnungen auch sind, die man betritt. Und man ist ja als Kind sehr begierig, Höhlen zu bauen, in Höhlen hinein zu kriechen und aus Höhlen wieder herauszukriechen. Dies macht klar, dass jeder Bau einen Körper und Architektur etwas Leibhaftiges ist. Angesichts dessen steht alles Gebaute auch unter der Spannung, die alles Leibhaftige ergreift, nämlich unter der Geschlechterspannung.

Über Jahrhunderte hinweg hat man sich gefragt, was hält den Bau zusammen: Ist es das Gerüst? Oder ist es die Fassade? Bei der Casa del Fascio von Giuseppe Terragni in Como, dem Bezugspunkt des italienischen Razionalismo, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Gerüst und Fassade. Bei der Casa del Fascio ist das Gerüst die Fassade, die Fassade das Gerüst. Damit ist der Architektur auf einen Schlag das Problem der Geschlechterspannung ausgetrieben. Und diese Position ist eigentlich das, was sich im Neorationalismus überall durchgesetzt hat.

Aus dem Inhalt

  • Klaus Heinrich im Gespräch mit Nikolaus Kuhnert und Anh-Linh Ngo
  • Collage: Neoklassizistische Tendenzen im 20. Jahrhundert
  • Schinkel (SoSe 1978)
  • Willfährigkeit des Klassizismus?
  • Karl Friedrich Schinkel und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff
  • Der Repräsentationsbegriff im Barock und im Klassizismus
  • Das klassizistische Berlin Karl Friedrich Schinkels
  • Die bürgerliche Sphäre des Klassizismus
  • Französische Revolutionsarchitektur I
  • Französische Revolutionsarchitektur II
  • Zum Verhältnis von Natur und Gattung im Klassizismus
  • Speer (WS 1979/80)
  • Die Bewegungsformen des ästhetischen Subjekts: Wandeln — Wandern — Maschieren
  • Die Bewegung
  • Die Lagerrealität im NS
  • Die Totalveranstaltung des politischen Subjekts im NS
  • Personenindex
  • Abbildungsverzeichnis

Verlagsnotiz: Die erste Vorlesung der Dahlemer Vorlesungen zum Verhältnis von ästhetischem und transzdentalem Subjekt erschien bei der Architekturzeitschrift Arch+, in Kooperation mit Stroemfeld.

Der Autor

Klaus Heinrich, Jahrgang 1927, lebt in Berlin, wo er aufgewachsen ist. Nach dem Gymnasium war er Luftwaffenhelfer, 1943 wurde ein Verfahren gegen ihn geführt, wegen Wehrkraftzersetzung und Defaitismus. Seit dem Wintersemester 1945/46 studierte er Rechte und Religionwissenschaften, Theologie und Psychologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1948 war er studentischer Mitbegründer der Freien Universität Berlin. 1952 schloß er das Studium mit der Promotion ab, danach: Assistenz und Lehrtätigkeit am Religionswissenschaftlichen Institut, 1964 Habilitation, 1971 ordentliche Professur für das Fach Religionswissenschaft auf religionsphilosophischer Grundlage.

Zum Inhalt

Architektur ist für mich sozusagen die leibhaftige Verkörperung der Gattungsgeschichte. Gattungsgeschichtlich sind wir den Höhlen entstiegen, einmal draußen bauen wir uns Höhlen ins Licht. Seit Jahrzehnten definiere ich Architektur als Höhlen ins Licht gebaut. Es kommt dann auf den Unterschied an: Ist es mehr Höhle oder ist es mehr Licht — das Licht von außen, das den Bau erstrahlen lässt oder das Licht von innen, das ihn durchflutet? — Schon als kindliches Wesen von fünf oder sechs Jahren wird einem schnell klar, dass man eigentlich immer neue Höhlen betritt, egal wie unterschiedlich die Häuser oder Wohnungen auch sind, die man betritt. Und man ist ja als Kind sehr begierig, Höhlen zu bauen, in Höhlen hinein zu kriechen und aus Höhlen wieder herauszukriechen. Dies macht klar, dass jeder Bau einen Körper und Architektur etwas Leibhaftiges ist. Angesichts dessen steht alles Gebaute auch unter der Spannung, die alles Leibhaftige ergreift, nämlich unter der Geschlechterspannung.

Über Jahrhunderte hinweg hat man sich gefragt, was hält den Bau zusammen: Ist es das Gerüst? Oder ist es die Fassade? Bei der Casa del Fascio von Giuseppe Terragni in Como, dem Bezugspunkt des italienischen Razionalismo, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Gerüst und Fassade. Bei der Casa del Fascio ist das Gerüst die Fassade, die Fassade das Gerüst. Damit ist der Architektur auf einen Schlag das Problem der Geschlechterspannung ausgetrieben. Und diese Position ist eigentlich das, was sich im Neorationalismus überall durchgesetzt hat.

Inhaltsverzeichnis:
Klaus Heinrich im Gespräch mit Nikolaus Kuhnert und Anh-Linh Ngo
Collage: Neoklassizistische Tendenzen im 20. Jahrhundert
Schinkel (SoSe 1978)
Willfährigkeit des Klassizismus?
Karl Friedrich Schinkel und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff
Der Repräsentationsbegriff im Barock und im Klassizismus
Das klassizistische Berlin Karl Friedrich Schinkels
Die bürgerliche Sphäre des Klassizismus
Französische Revolutionsarchitektur I
Französische Revolutionsarchitektur II
Zum Verhältnis von Natur und Gattung im Klassizismus
Speer (WS 1979/80)
Die Bewegungsformen des ästhetischen Subjekts: Wandeln — Wandern — Maschieren
Die Bewegung
Die Lagerrealität im NS
Die Totalveranstaltung des politischen Subjekts im NS
Personenindex
Abbildungsverzeichnis

Verlagsnotiz: Die erste Vorlesung der Dahlemer Vorlesungen zum Verhältnis von ästhetischem und transzdentalem Subjekt erschien bei der Architekturzeitschrift Arch+, in Kooperation mit Stroemfeld.

Kaufoption

35,00 €

Lieferbarkeit

Neuauflage geplant 1. Halbj. 2021